Neues Business-Modell: Flatrate für Tablet-Magazine
Ein Konsortium aus fünf US-Verlagen bietet seinen Lesern seit gestern einen digitalen Zeitungskiosk für einen unschlagbaren Preis von nur 10 beziehungsweise 15 US-Dollar im Monat an. Dabei können Leser aus einem umfangreichen Angebot an Tablet-Magazinen auswählen. Derzeit ist diese Flatrate allerdings nur auf Android-Tablets nutzbar. Eine** iOS-App** soll noch im Sommer dieses Jahr folgen.
Unter dem Namen “Next Issue Media” (NIM) ermöglichen die Verlagshäuser Condé Nast, Hearst, News Corp, Meredith und Time die Auswahl aus Magazinen und Wochenzeitungen wie Sports Illustrates, Fortune, The New Yorker, Vanity Fair, Esquire, Elle, Better Homes and Gardens und noch vielen mehr. Bei der Flatrate von 15 US-Dollar kann man derzeit 32 Publikationen lesen, bis Jahresende soll das Angebot auf über 75 Titel wachsen.
“Wenn sie die richtige Mischung aus Inhalt und kreativer Werbung bieten, können die Verlage mit Zeitungs- und Magazin-Apps Geld verdienen”, ist Danny Winokur überzeugt. Im Interview mit dem österreichischen Online-Portal futurzone.at sagte der Vizepräsident und General Manager für Interactive Development bei Adobe kürzlich: “Das Leseverhalten verändert sich und die Leser sind bereit, für Tablet-Ausgaben zu zahlen.”
Er begründet diese Einschätzung mit einer umfassenden** Studie**, die Adobe im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Sie basiert auf den anonymisierten Nutzerdaten von insgesamt 1500 verschiedenen Tablet-Publikationen, die 2011 von 600 internationalen Verlagen auf den Markt gebracht worden sind und mit der Adobe Digital Publishing Suite erstellt wurden. Danach zahlen bereits heute 68 Prozent der Leser für die digitale Ausgabe ihrer Zeitung oder ihres Magazins. 15 Prozent kaufen Einzelausgaben, 26 Prozent haben Abonnements abgeschlossen und 27 Prozent nutzen ein Kombi-Angebot Print/Digital.
Interessant auch das Nutzerverhalten: Mehr als die Hälfte der Leser (56 Prozent) verbringen zwischen 25 Minuten und 2,5 Stunden pro Monat mit dem Lesen digitaler Magazine. Dieser Wert ist in den letzten sechs Monaten um 70 Prozent gestiegen. Dies ist auf ansprechendere und spannendere Inhalte zurückzuführen sowie auf die vermehrte Nutzung von Tablets. “Eine Applikation wird durchschnittlich bis zu fünf Mal pro Monat geöffnet”, berichtet Winokur in dem Interview, “neun Prozent der Leser verbringen mehr als fünf Stunden pro Monat mit dem Lesen digitaler Titel.”
Digitale Publikationen — so die Studie — auf dem Tablet-PC werden von den Nutzern nicht nur wegen ihrer redaktionellen Inhalte gelesen, sondern auch wegen ihrer (kreativeren) Werbeinhalte. Apps bieten Unternehmen ja die Möglichkeit, in den digitalen Publikationen anders als in der gedruckten Zeitung oder im Web zu werben. Jeder fünfte Seitenaufruf in einer Magazin-App sei Werbung. “Besonders gefragt sind interaktive Elemente”, so Winokur. Webansichten, Videos, Bilder-Galerien, Audio-Clips oder Hyperlinks würden sich positiv auf den Konsum der digitalen Publikation auswirken. Jeder zweite Leser “spiele” mit interaktiven Inhalten.
Am beliebtesten sind Webansichten und Videos. Beispiele, welche Magazine da besonders kreative Werbung und interaktive Elemente in ihre digitalen Ausgaben integrieren, gibt es nach Meinung des Adobe-Managers mittlerweile genügend, sei es der „New Yorker”, „Wired” oder „Project”, das Magazin von Virgin. Viele dieser Publikationen werden mit der Adobe Digital Publishing Suite erstellt, die demnächst auch Ausgaben für das hochauflösende Retina-Display des neuen iPad unterstützt.
Mit diesem Werkzeugkasten können aber nicht nur Verlage herausragende Produkte kreiieren. So hat Sotheby‘s jüngst seinen Auktionskatalog als Tablet-Version auf den Markt gebracht. Und viele Unternehmen produzieren ihre Kundenmagazine ebenfalls als interaktive Apps. Dany Winokur zeigte sich in dem Interview davon überzeugt, dass “auch Verkaufskataloge von Versandhäusern als iPad-App erscheinen können”. Der Phantasie seien keine Grenzen gesetzt.