Ist Social Media in fünf Jahren am Ende?

Zukun­ftsvorher­sagen sind ja immer eine gewagte Sache. Aber wer seine Investi­tio­nen effizient steuern will, ist auf länger­fristige Prog­nosen angewiesen. In dieser Woche haben gle­ich zwei Experten in die Glaskugel geblickt, um uns etwas über die Zukun­ft von Social Media zu ver­rat­en. Thomas Koch schreibt in sein­er Wirtschaftswoche-Kolumne (allerd­ings noch mit Frageze­ichen!) unter der reißerischen Überschrift “Endet der Hype um Social Media?”:

Was ist los mit den Social Net­works? Platzt die Web 2.0‑Blase, bevor sie je Flughöhe erre­icht hat? Kehren die Men­schen ein­fach gelang­weilt zurück zum „Real Life“? War alles nur ein Sturm im Wasser­glas? Es war zu erwarten, dass viele Nutzer von dieser Net­zw­erke, die nicht mehr als ihren Tagesablauf, ihren derzeit­i­gen Aufen­thalt­sort, Fotos ihrer Mahlzeit­en und süße Tier-Auf­nah­men („Katzen-Con­tent“) ein­stell­ten — und kaum anderes bei ihren „Fre­un­den“ sahen — auf Dauer gen­ervt die Segel streichen.

Koch beruft sich bei sein­er küh­nen These u.a. auf sink­ende Face­book-Ver­weil­dauern und den Nieder­gang der VZ-Net­zw­erke in Deutsch­land. Aber ob diese Beispiele wirk­lich als Beweis tau­gen? Die Social-Media-Bera­terin Clau­dia Hilk­er wagt mit ihren “33 Social-Media-Visio­nen für die Zukun­ft” eben­falls eine Prog­nose. Ihr Faz­it:

Ins­ge­samt wer­den sich Social Media stärk­er in unseren beru­flichen und pri­vat­en All­t­ag inte­gri­eren. Es wird laufend viele kleine Änderun­gen geben, z.B. in der Nutzer­führung bei Face­book. Doch eins wird bleiben: Social Media wer­den unser Busi­ness und unser Leben verän­dern. Kun­den zuhören ist die Basis. Con­tentan­bi­eten ist die Pflicht. Daraus ler­nen ist die Kür für Unternehmen.

Schon heute glänzt Pin­ter­est mit höheren Kon­ver­sion­srat­en als Facebook

Wahrschein­lich liegen die bei­den Posi­tio­nen gar nicht so weit auseinan­der. Denn Thomas Koch schreibt auch:

Wir erleben erst den Anfang. Die sozialen Net­zw­erke sind “here to stay”. Die Men­schen wer­den sie sich nicht mehr nehmen lassen. Sie sind ein täglich­es, sehr per­sön­lich­es und indi­vidu­ell gestal­tetes „Medi­enereig­nis“, das Men­schen verbindet und das für den Aus­tausch, für Infor­ma­tion und Enter­tain­ment längst unverzicht­bar gewor­den ist.

Aber ob es den alles beherrschen­den Gigan­ten Face­book so in dieser Form in fünf Jahren noch geben wird, das ist die Frage. Der ras­ante Auf­stieg von Pin­ter­est zeigt, dass neue soziale Net­zw­erke entste­hen und bes­timmte Nis­chen­bere­iche abdeck­en. Für Unternehmen, die Social Media Mar­ket­ing betreiben und mit ihren Kun­den über diese Plat­tfor­men auf Augen­höhe kom­mu­nizieren wollen, kommt deshalb erhöhter Aufwand zu. Sie müssen zunächst genau schauen, wo sich ihre Ziel­gruppe tum­melt und dafür eine passende Strate­gie entwick­eln. Ein­fach nur das gesamte Mar­ket­ing­bud­get in Face­book-Kam­pag­nen zu steck­en, wird in Zukun­ft noch weniger als heute funk­tion­ieren. Und es gibt moch ein ganz anderes Prob­lem, auf das heute Future­biz hin­weist: 70% aller Anfra­gen von Kun­den — so eine aktuelle Studie — wer­den von den Unternehmen nicht beant­wortet. Von “Dia­log auf Augen­höhe” kann da nicht die Rede sein.