Data Driven Marketing: Weder Irrglaube noch Wundermittel
In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die vor einer Vernachlässigung des „Faktor Mensch“ beim Digital Marketing warnen. So titelte der Online-Dienst iBusiness kürzlich „Technik‑Hörigkeit im Onlinemarketing: Der gefährliche Irrglaube“ und führt dazu Schlagworte wie Retargeting, Big Data oder Real Time Bidding an. Die Kritik: „Markenartikler und Agenturen verlassen sich beim Onlinemarketing immer mehr auf Technik statt auf ihren gesunden Menschenverstand“. Die Folge seien „verbrannten Werbegelder durch Technologie‑Hörigkeit“.
Das Magazin **Absatzwirtschaft **greift das Thema in der Titelgeschichte seiner neuen Ausgabe ebenfalls auf und bricht darin aber eindeutig eine Lanze für die Marketing-Automatisierung: „Denn die individuelle Kundenansprache, abgestimmt auf die vielfältigen digitalen Kommunikationspfade, erweist sich schnell als zu aufwändig für eine manuelle Umsetzung.“ Inzwischen seien die angebotenen Produkte am Markt so ausgereift, dass damit immer wiederkehrende Marketingaktivitäten automatisch gesteuert werden könnten. So werden eine höhere Effizienz und bessere Konversionsraten erreicht. Sogar von „einem Effekt mit Aha-Erlebnis“ ist in dem Artikel zu lesen.
Die Wahrheit liegt nach meiner Meinung irgendwo zwischen diesen beiden Positionen. Natürlich ist „Data Driven Marketing“ ein wichtiger Trend. „Daten sind das neue Öl“, wie es so schön heißt. Mit der Adobe Marketing Cloud bieten wir deshalb eine Komplettlösung an, die integrierte und automatisierte Workflows im Online-Marketing ermöglicht. Digital Analytics, Targeting, Big Data-Analysen für das Predicitive Marketing oder die automatische Optimierung der Bids für Search- und Display- und Social Media-Anzeigen gehören inzwischen zum Kerngeschäft von Adobe. Trotzdem plädiere ich dafür, sich nicht völlig blind auf die Zahlen zu verlassen.
Denn Daten alleine nutzen nichts, wenn nicht der menschliche Faktor dazu kommt. Nur wenn die gesammelten Informationen richtig interpretiert werden, verwandeln sie sich in Wissen und es lassen sich daraus Aktionen ableiten. „Actionable Insights“ statt reine Zahlenfriedhöfe sind die Basis dafür, schnell reagieren zu können. Und hier ist auch weiter die Kreativität im Marketing gefragt. Denn je genauer die Segmentierung der Zielgruppen ist, um diese über das Targeting mit maßgeschneiderten Inhalten und Angeboten zu versorgen, umso mehr intelligente Ideen brauchen Unternehmen für diese persönliche Ansprache.
Hier liegt eine große Chance für das digitale Marketing. Denn die Kunden wollen nicht mehr länger mit **Einheitswerbung **berieselt werden, sondern wünschen sich Filter für die wachsende Informationsflut. Relevante Angebote, die passend zur jeweiligen Situation und Zeit individuell gemacht werden, stoßen auf Akzeptanz und zahlen sich für die Unternehmen schnell aus. Um die Kosten für einen solchen Service nicht ins Uferlose wachsen zu lassen, ist die **Automatisierung **bestimmter Marketingprozesse notwendig. Webtracking, Datenanalyse und Simulation zu erwartender Ergebnisse schaffen dafür die Basis. Aber erst in Verbindung mit der menschlichen Erfahrung werden daraus erfolgreiche Kampagnen, die das Herz und Hirn der Verbraucher erreichen.
Im Magazin acquisa ist übrigens gestern ein Interview mit mir erschienen, in dem ich auch noch einmal auf dieses spannende Thema eingehe. Vielleicht klicken Sie es ja einmal an.