Ist der Big-Data-Hype schon wieder vorbei?

https://blog.adobe.com/media_06f63fa9474bb9a99ae48838911a17401ef324b1.gifWenn man sich das Pro­gramm auf den diesjähri­gen Adobe Dig­i­tal Mar­ket­ing Days anschaut und die Diskus­sio­nen dort ver­fol­gt, fällt eines auf: Der Hype um das** The­ma “Big Data”** scheint abzu­flauen. War im let­zten Jahr noch davon die Rede, dass “Dat­en das neue Öl” sind, ist dies­mal wenig davon zu hören. Obwohl: Am Tag der ersten Sta­tion der Road­show in München war wenige Stun­den vorher der What­sApp-Deal von Face­book bekan­nt­ge­wor­den und deshalb dur­chaus ein The­ma auf der Veranstaltung.

Und da gibt es ja dur­chaus Stim­men wie die von Jens Nagel-Palomi­no, CEO der Mar­ketinga­gen­tur New­cast, der vor dem Hin­ter­grund der zunehmenden Bedeu­tung mobil­er Wer­bung auf kress.de kommentierte:

Addiert man nur in Deutsch­land die mobile Brut­tor­e­ich­weite bei­der Apps zusam­men, so kommt man täglich auf rund 35 Mio Kon­tak­te. Wer­bungtreibende dür­fen kurz träu­men, soll­ten sich dann aber besin­nen, dass es bei dem Deal Face­book-What­sApp nicht um Small Ads, son­dern um Big Data geht. Nach der Übernahme von erst Insta­gram und jet­zt What­sApp entste­ht mit Face­book der zweite große Datengi­gant neben Google. Der Weg auf die mobilen Endgeräte führt damit weltweit über ein Oligopol.”

Das ist noch fein for­muliert, denn auch der Begriff “Datenkrake” ist in den let­zten Tagen im Zusam­men­hang mit Face­book öfters zu hören. Jens Nagel-Palomi­no rät deshalb drin­gend: “Wer Ziel­grup­pen-Insights in Echtzeit sucht, wird bei Face­book und Google fündig wer­den. Doch bei der Kap­i­tal­isierung dieser Insights ist Fin­ger­spitzenge­fühl geboten. Das bish­er wer­be­freie What­sApp mit Wer­bung zuzupflastern oder die Nutzer mit Tar­get­ing zu stalken, ist sicher­lich der falsche Weg.

Ist das der Grund, warum die Euphorie im Zusam­men­hang mit “Big Data” derzeit ver­fliegt? Denn angesichts von immer neuen NSA-Skan­dalen wächst das Miß­trauen der Ver­brauch­er gegenüber dem Sam­meln und Auswerten von Dat­en zuse­hends. Und seien die Absicht­en noch so edel. Aber es gibt auch noch einen zweit­en Grund für die Ernüchterung. Darauf weist der Ana­lyt­ics-Experte Dean Abbott, CEO von abbottanalytics.com, im Inter­view mit der Aquisa hin:

Unternehmen brauchen Dat­en über Kun­den und Märk­te. je mehr, desto bess­er. Aber Daten­sätze allein reichen nicht, man braucht Mitar­beit­er mit Fach­wis­sen und Intu­ition, die die Analy­seergeb­nisse erfol­gre­ich nutzen. Denn viele Ver­ant­wortliche in Unternehmen glauben, die Dat­en erset­zen Intu­ition und Wis­sen. Frei nach dem Mot­to: Ich habe Dat­en, ich kann auf Experten­wis­sen und Mark­tken­nt­nisse verzicht­en. Aber Dat­en kön­nen das Wis­sen der Experten nur ergänzen, in keinem Fall ersetzen.

Das genau ist der Punkt. Auf den Adobe Dig­i­tal Mar­ket­ing Days in München hat Christi­na Dresch­er von der BSH Bosch und Siemens Haus­geräte GmbH sehr ein­drucksvoll gezeigt, was alles notwendig ist, um tat­säch­lich Nutzen aus der Daten­flut ziehen zu kön­nen. Neben ein­er geeigneten Tech­nolo­gie — in diesem Fall Adobe Ana­lyt­ics — wer­den vor allem ein Ziel, die geigneten Metriken und Key Per­for­mance Indi­ca­tors (KPIs) und ein Team von qual­i­fizierten Mitar­beit­ern benötigt. Sie schaf­fen die Voraus­set­zung dafür, dass das Man­age­ment auf Basis der Insights die richti­gen strate­gis­chen Entschei­dun­gen tre­f­fen kann.

Die Per­son­al­isierung von Inhal­ten und Ange­boten — auch das war eine große Übere­in­stim­mung auf der ersten Road­show-Ver­anstal­tung — ist heute für viele Unternehmen ein wichtiger Trend, um ihre Kun­den geziel­ter ansprechen zu kön­nen und damit den Umsatz zu steigern. “Big Data” ist dafür vielle­icht kein Öl, aber eine zwin­gende Voraus­set­zung.

Auch auf der näch­sten Sta­tion der Adobe-Road­show wird dieses The­ma deshalb eine Rolle spie­len: So spricht Phil Win­ters — auch als der „Father of Cus­tomer Intel­li­gence“ bekan­nt — darüber, wie sich das Kun­den­er­leb­nis verbessern und die Loy­al­ität der Kun­den stärken lässt. Eine sein­er Kern­the­sen: Indem Unternehmen die Per­spek­tive der Kun­den ein­nehmen, ihren Entschei­dungszyk­lus ver­ste­hen und bes­tim­men, welche Kon­tak­t­punk­te (Touch­points) für diese Kun­den wichtig sind, ist es möglich, aus den großen Daten­men­gen nur die rel­e­van­ten Dat­en zur Ver­ar­beitung und Analyse her­auszu­fil­tern. Dann braucht man auch “keine Angst vor Big Data” haben.