Der Datenflüsterer choreografiert das digitale Kundenerlebnis
“Datenflüsterer”, “Father of Customer Intelligence” — Phil Winters hat viele für das Selbstmarketing gut einsetzbare Beinamen. Heute kam noch “Choreograf des Kundenerlebnisses” hinzu. Der CRM-Kenner, der seit mehr als 30 Jahren Unternehmen dabei hilft, ihre Prozesse und Kundenkontakte aus Sicht der Kunden wahrzunehmen, schloß damit den Kreis zum ersten Redner des heutigen Tages. Während der Neuromarketing-Spezialist Dr. Häusel das Thema “Customer Experience” aus der Sicht der Hirnforschung beleuchtete, konzentrierte sich der Abschluss-Referent Phil Winters auf die Kundenperspektive — vor allem auf den Entscheidungszyklus des Kunden und die dabei genutzten Touchpoints zum Unternehmen. Den Begriff “Kanal” lehnte er übrigens ab, weil “nicht aus Kundensicht”.
Der Experte, der für die Peppers & Rogers Group das Geschäft in Deutschland, der Schweiz und Österreich aufgebaut hat und heute seine Erfahrungen als unabhängiger Berater (CIAgenda, Heidelberg) auf Konferenzen, in Workshops und Seminaren weitergibt, vertrat ein Credo: “Unternehmen müssen heute mehr aus der Kundenperspektive handeln”. Was das genau heißt? Zum Beispiel verstehen, dass weltweit heute 4,8 Mrd. Menschen ein** mobiles Telefon** besitzen. Eine Zahnbürste haben dagegen nur 4,2 Milliarden. Abseits dieses Vergleichs steht heute für jeden Marketingverantwortlichen die Frage, wie er seine Angebote für mobile Endgeräte optimiert und entsprechende Strategien entwickelt. Wobei das Smartphone aus Winters Sicht kein Touchpoint mehr ist, sondern ein “Consolidator” mit zahlreichen Touchpoints. Auf derzeit 26 verschiedene ist er bei seiner Zählung gekommen: Vom Zahlungsterminal, über Social Networks und Location Based Services mit Coupons, bis hin zur Gaming-App.
Der Begriff “Kundenzufriedenheit” ist für Phil Winters dabei zu wenig, er fordert vielmehr “Begeisterung”. Es gelte heute, die Erwartungen der Kunden zu steuern und sie unerwartet zu begeistern — auch im (mobilen) Internet. Um das digitale Kundenerlebnis zu choreografieren — so seine weitere Empfehlung — ist eine Plattform erforderlich, über die Webauftritt, mobile Touchpoints und Social Media genauso bedient werden können wie etwa Print-Publikationen oder E‑Mail-Aktionen. Das Ganze natürlich personalisiert und konsistent über alle Kontaktpunkte hinweg. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Funktionen der** Adobe Marketing Cloud** ist dabei nicht zu übersehen:
https://blog.adobe.com/media_c9a31400c69a0f6dd17f832c795acbd4771b460c.gif
Am Beispiel der Schweizer Casinos in Luzern und ihrer App zeigte Phil Winters die “Touchpoint Choreographie” in der Praxis. Die besondere Herausforderung dabei: Die persönlichen Daten der Spieler aus deren Personalausweis, der am Eingang des Casinos abgegeben werden muss, dürfen aus Datenschutzgründen nicht für die Ansprache genutzt werden. Trotzdem erreichen die Betreiber mit vielen Touchpoints in ihrer Mobil-App, dass die Nutzer schrittweise Informationen hinterlassen. Und diese können dann für die Personalisierung und Choreografierung des Kundenerlebnisses genutzt werden.
Alles in allem auch zum Abschluß eines interessanten Tages noch ein inspirierender Vortrag, der viel Stoff zum Nachdenken bot. Nächste Woche in Zürich können die Besucher der Adobe-Tour dann zumindest das Casino-Beispiel direkt vor Ort erleben.