Scheitern deutsche Firmen an der digitalen Transformation?
Kaum ist die CeBIT mit ihrer euphorischen Botschaft von der d!conomy und der bevorstehenden digitalen Transformation vorbei, malen gleich zwei Studien ein düsteres Bild vom Stand der Dinge in deutschen Unternehmen. Laut einer Befragung von Crisp Research zur „Digital Business Readiness“ sehen sich fast zwei Drittel der Befragten als “Getriebene der digitalen Transformation“, statt sie selbst zu steuern. 61 Prozent der Firmen betrachten sich bestenfalls als Mitläufer. Sie sind damit nicht oder nur teilweise auf die Herausforderungen dieses massiven Umwälzungsprozesses vorbereitet. 58 Prozent der befragten Entscheider haben keine funktionierende Digital-Strategie implementiert. Pläne dafür existieren allenfalls auf dem Papier.
Auch die Studie Signal Global Special Report: Solving the Identity Puzzle beschäftigt sich mit den Defiziten auf dem Weg in die digitale Zukunft und stellt fest, dass “eine überwältigende Mehrheit der Unternehmen und Marken noch nicht über eine einheitliche und umfassende Sicht auf ihre Kunden verfügen”. Global betrachtet gaben lediglich sechs Prozent der Befragten an, dies bereits erreicht zu haben. Gleichzeitig sind weltweit über 90 Prozent der Firmen überzeugt, dass dies eine wichtige oder gar unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg ihrer künftigen Marketing-Maßnahmen sei.
Woran hapert es also? Zum Beispiel fehlen vollständige Daten-Profile, um den nächsten Schritt in Richtung einheitlicher Sicht auf den Kunden zu gehen. Doch schon die Erfassung der Daten über alle Kanäle hinweg ist für die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) eine große Herausforderung. Die fragmentierten Profile zusammenzuführen, halten 57 Prozent für eines der größten Hindernisse. Denn dadurch leidet für die Mehrheit der Studienteilnehmer (62 Prozent) die Messbarkeit ihrer Marketingmaßnahmen. Zudem führen unvollständige Profile laut der Befragung dazu, dass die Kundenerfahrung nicht wie gewünscht** personalisiert** werden kann (62 Prozent) und dass sich die Customer Journey nicht vollständig nachvollziehen lässt (35 Prozent).
Außerdem gelingt es bisher erst gut einem Drittel der Befragten (37 Prozent) Daten aus mobilen Apps zu erfassen. Nur gut der Hälfte (53 Prozent) haben die eigenen CRM-Daten in ihre Marketinglösungen integriert. Lediglich 23 Prozent erfassen derzeit Daten vom Point of Sale, 20 Prozent vom Call-Center und sechs Prozent aus dem Bereich Kiosk. Überraschend außerdem: Nur 42 Prozent der befragten Marketers gaben an, die Daten aus ihren Ad Impressions integrieren zu können — trotz steigender Online-Werbeausgaben ist deren Wirkung auf die Customer Journey für die Mehrheit der Unternehmen nicht nachvollziehbar.
Was also tun? Marketingverantwortliche müssen sich entscheiden: Entweder sie basteln sich aus verschiedenen Lösungen und Komponenten etwas zusammen – was definitiv Zeit in Anspruch nehmen wird und bei der nächsten Veränderung mit ihren ganz spezifischen Anforderungen vielleicht schon nicht mehr passt. Oder sie greifen zu einer integrierten, modularen Lösung, mit der sie zusätzliche Geschwindigkeit und Flexibilität gewinnen und die sie für jede Situation individuell zusammenstellen können. Quasi eine All-in-One‑Lösung, mit der man alle Herausforderungen bewältigen kann.
Nun kommt hier in der Regel der Einwand, dass Generalisten doch niemals so gut sein können wie die Spezialisten. Und das mag in Teilen sogar stimmen. In der Tiefe, bei ganz spezifischen Herausforderungen sind die Spezialisten vielleicht vereinzelt im Vorteil. Die Generalisten aber bieten über die gesamte Strecke gesehen den weitaus größeren Nutzen. Ready to go, allzeit bereit!
Ihre große Stärke spielen die Generalisten insbesondere in der „letzten Millisekunde“ aus. In dem Moment, wo jemand einen Suchbegriff bei Google eintippt und auf einen Treffer klickt, helfen sie dem Unternehmen zu erkennen, was es über den Besucher weiß und auf dieser Basis das optimale Angebot auszuspielen. So lässt sich die Digital Experience über alle Kanäle entscheidend verbessern. Im Vorfeld sind dazu im Wesentlichen vier einfache Schritte zu gehen:
- Zuhören: Was weiß ich über den Nutzer?
- Vorhersagen: Was will der Nutzer?
- Zusammenstellen: Welche Inhalte passen zu ihm?
- Präsentieren: Auf welchem Kanal erreiche ich ihn?
Diese Fragen sind mit einem Generalisten im Handumdrehen geklärt, das maßgeschneiderte Angebot in Echtzeit ausgeliefert. Bei aller Technik bleibt es jedoch auch in Zukunft dabei: Der Mensch macht am Ende den Unterschied. Egal, ob Spezialist oder Generalist – die beste Technologie nützt herzlich wenig, wenn die Geschichte nicht stimmt, die Botschaft den Kunden nicht erreicht. Wenn man das beherzigt, werden auch die deutschen Unternehmen insgesamt nicht an der digitalen Transformation scheitern. Sondern neue Chancen beherzt nutzen.