Filmemacher 2.0 Daniel Freytag: „Als kreativer Allrounder kann ich mehr bewegen“

Mich reizt es einfach, das ganze Spektrum auszukosten. Es ist auch einfach praktisch, wenn man bei Projekten alles aus einer Hand erledigen und seine Fähigkeiten verknüpfen kann.

Daniel Freytag

Daniel Freytag gehört zu einer neuen Generation von Medienschaffenden, denen es viel zu eintönig ist, nur ein kreatives Spezialgebiet zu beherrschen. Der 22-Jährige lernt derzeit bei der Produktionsgesellschaft „Knappe1a“ in Karlsruhe wie man professionell Filme kreiert. Gleichzeitig ist er in seinem vielfältigen Job auch in der Fotografie, im Grafikdesign und im Web-Development professionell unterwegs. Daniel Freytag ist quasi ein Filmemacher 2.0. Dabei arbeitet er mit den Tools von Adobe Creative Cloud – das Komplettpaket bietet ihm gebündelt alle wichtigen Anwendungen, um seine Kreativität zeitgemäß auszuschöpfen. Im Interview schildert er, warum er für Kreativ-Allrounder in der aktuellen Medienwelt beste Karrierechancen sieht.

Wow – wir dachten, wir sprechen heute „nur“ mit einem jungen Filmemacher. Dabei bist du laut deiner Webseite auch noch professioneller Grafikdesigner, Webentwickler und Fotograf. Uns würde es ja schon reichen, ein Gebiet einigermaßen zu beherrschen. Dir nicht. Warum?

Mich reizt es einfach, das ganze Spektrum auszukosten. Es ist auch einfach praktisch, wenn man bei Projekten alles aus einer Hand erledigen und seine Fähigkeiten verknüpfen kann. Wenn ich einen Imagefilm für einen Kunden kreiere, kann ich gleich die Webseite erstellen, auf der der Film erscheint. Und wenn ich ein Video von einem Event drehe, kann ich auch gleich Fotos von der Veranstaltung schießen.

Kannst du ein Beispiel dafür nennen, bei dem du von deinem Generalistentum profitiert hast?

Zum Beispiel beim Projekt „300 Jahre – 300 Köpfe“ (300jahre300koepfe.de) hat sich das richtig ausgezahlt. Meine Heimatstadt Karlsruhe feiert dieses Jahr seinen 300. Geburtstag. Dafür hat Knappe1a genau 300 Video-Interviews erstellt und eines nach dem anderem im Web als eine Art Countdown bis zum Beginn der Feierlichkeiten veröffentlicht. Ich habe einen Teil der Interviews gedreht und geschnitten, die Webseite designt, die Videodatenbank programmiert sowie das Logo und die Animationen kreiert. Da war es einfach von Vorteil, dass ich nicht nur mit Premiere Pro und After Effects das Videomaterial zu bearbeiten wusste, sondern zum Beispiel auch die Grafikdesigns mit Illustrator erstellen konnte. Auf diese Weise war es mir möglich, alles stimmig aus einem Guss schaffen. Künstlerisch ist das geradezu der Idealfall. Wobei Filme zu machen sicherlich mein Schwerpunkt ist und bleibt.

Wie bist du zum Filmen gekommen?

Das wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Mein Opa und mein Vater haben mich dazu motiviert, es auszuprobieren. Als Besitzer eines Elektrofachgeschäfts haben sie mir gern die Kameras vorgeführt. Außerdem hat mein Opa selber leidenschaftlich gern gefilmt und fotografiert und mir vieles beigebracht. Ich glaube ich war acht Jahre, als er mir eine Mini-DV-Videokamera, deren Namen ich nicht mehr weiß, in die Hand gegeben hat, um bei einer Familienfeier zu filmen. Intensiv habe ich mich damit erst beschäftigt, als ich mir vor vier Jahren meine erste eigene Kamera geleistet habe: eine DSLR-Fotokamera, die auch videofähig ist.

Mit hybriden Kameras zu arbeiten, die fotografieren und filmen können, liegt immer stärker im Trend. Warum hast du dich dafür entschieden?

Ich könnte jetzt vielleicht mit einem tollen Argument kommen, das mich als innovativ erscheinen lässt. Tatsächlich konnte ich mir als Jugendlicher einfach nicht zwei Kameras für Video und Foto leisten. Inzwischen ist daraus aber auch ein fachlicher Vorteil entstanden. Ich bin ja als Autodidakt eingestiegen. Beim Fotografieren fiel es mir leichter, mir die Grundlagen wie Blendenwahl und die Bedeutung der Tiefenschärfe anzueignen, also Wissen, das ich auch beim Videodreh brauche. Auf diese Weise bin ich ein handwerklich besserer Filmer geworden.

Und warum hast du dich nach dem Abitur entschieden, nicht Fotograf zu werden, sondern eine Ausbildung in der Filmproduktion zu machen?

Zum einen, weil man beim Fotografieren tendenziell ein Einzelkämpfer ist. Mir macht es aber mehr Spaß, im Team kreativ zu arbeiten. Das ist im Film der Fall, denn da geht ohne eine große Gemeinschaftsleistung nichts. Zum anderen faszinieren mich die Möglichkeiten, wie man mit Bewegtbildern Geschichten erzählen kann. Die Art und Weise, wie man Emotionen transportieren kann, ist eine völlig andere als beim Foto.

Welche Geschichten reizen dich denn besonders?

Da ich mich als Auszubildender am Anfang meiner Laufbahn befinde, bin ich noch nicht festgelegt. Bei der Produktionsgesellschaft Knappe1a erlebe ich eine große Bandbreite von Bewegtbild-Formaten: Nachrichtenbeiträge fürs Fernsehen, Live-Regie bei Events sowie Messe- und Imagevideos für Unternehmenskunden. Am meisten begeistern mich aber Reportagen und Porträts.

Was gefällt dir daran? Kannst du uns ein Beispiel für ein Porträt nennen, das dich besonders bewegt hat?

Ein bisheriger Höhepunkt war ein Beitrag über den amerikanischen Fußballtorwart Luis Robles, der nach seiner Zeit beim Karlsruher SC nun in New York spielt. Für den Lokalsender Baden TV habe ich ihn in den USA besucht und interviewt. Das war eine spannende Geschichte, weil ich darin eine Auslandsreportage mit einem lokaljournalistischen Bericht verknüpfen konnte. Die drei Monate in New York sind Teil meiner Ausbildung gewesen und haben mich riesig weitergebracht.

Welche Erlebnisse haben dich in New York am meisten beeindruckt?

Die Aha-Momente sind unzählbar. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Akribie, mit der dort TV-Sendungen produziert werden. Als ich einmal bei einer Show einer Partner-Produktionsgesellschaft als Zaungast hinter die Kulissen blicken durfte, nahmen sich Mitarbeiter geschlagene 15 Minuten Zeit, um jeden einzelnen Studio-Zuschauer kameragerecht zu platzieren. Für das perfekte Bild wird nichts dem Zufall überlassen. Dieser Aufwand hat mir imponiert.

Inwiefern beeinflussen deine Auslandserfahrungen dich beruflich?

Ich habe zwar noch kein Studio-Publikum nach meiner Pfeife tanzen lassen, aber tatsächlich hat diese perfektionistische Herangehensweise meinen Blick für Details geschärft und mir bewusst gemacht, dass es keine unwichtigen Bereiche bei einer Filmproduktion gibt – dass es auf Alles ankommt, wenn das große Ganze stimmen soll. Da ich eine Neigung zum Allrounder habe, deckt sich dies sehr mit dem Ansatz, wie ich an meine Arbeit herangehe.

Wie beurteilst du deine Karrierechancen, angesichts dessen, dass du gleich in mehreren Kreativbereichen fit bist? Ist das in einer immer komplexeren Medienwelt von Vorteil?

Ich habe nicht den Eindruck, dass Spezialisten weniger gefragt sind. Ein ausgebildeter Mediengestalter ist mir in bestimmten Arbeitsbereichen natürlich voraus. Generell habe ich es aber bisher als hilfreich erlebt, dass ich in mehreren Gebieten Know-how habe. Dadurch habe ich mehr Kontrolle über den Gesamteindruck eines Projekts. Und Kunden wissen es zu schätzen, wenn man vieles aus einer Hand anbieten kann. Als Generalist fällt es mir auch leichter, für neue Entwicklungen offen zu bleiben. Zum Bespiel beschäftige ich mich aktuell mit Livestreams bei Sportveranstaltungen oder Pressekonferenzen und prüfe, wie man zusätzlich neuartige Smartphone-Apps wie „Periscope“ dafür gezielt einsetzen kann. Solche technologischen Experimente faszinieren mich. Als technikaffiner kreativer Allrounder kann ich einfach mehr bewegen.

Danke für das tolle Gespräch!

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Foto © CathaH