„Viele Köche verderben den Brei“: Sechs Tipps, wie sich das im Design-Prozess vermeiden lässt

Klar, Teamwork ist auch in der Design-Welt das A und O. Das Letzte jedoch, was sich ein Designer wünscht, ist ein Entwurf, der durch ein Gremium gestaltet wurde. Im Englischen erhalten solche Kreationen den nicht besonders liebevoll gemeinten Stempel „designed by committee“. Es allen recht machen zu wollen, führt eben auch unter Kreativen oft dazu, dass am Ende niemand wirklich zufrieden ist. So wie gutes Design eine Marke aufwerten kann, gilt für schlechtes Design eben auch das Gegenteil.

Zum Glück gibt es in der Praxis hilfreiche Methoden, um die goldene Mitte zwischen Teamwork und originellem Design zu finden. Diese sechs Tipps helfen dabei:

Tipp # 1: Erkenne die individuelle Rolle jedes Einzelnen an

Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit muss eine gewisse Dynamik in Gang gesetzt werden. Einige Beiträge von Teammitgliedern sind wertvoller, wenn sie früh in den Designprozess eingebracht werden; andere sind auf halbem Weg oder kurz vor der Fertigstellung von größerem Nutzen. Teamleiter müssen sich darüber im Klaren sein, wer an dem Projekt wann aktiv mitwirken soll. Alle Teammitglieder spielen eine Rolle, doch nicht zur selben Zeit.

Tipp # 2: Lege fest, wessen Feedback wann eingeholt wird

Sobald du weißt, welche Beteiligten von besonderer Bedeutung für das Projekt sind, solltest du dir ein klares Bild davon machen, wessen Feedback in welcher Phase gebraucht wird. Zu manchen Zeiten, etwa zu Beginn des Projekts, wird Feedback von allen gebraucht, später hingegen ist es oft sinnvoller, den Personenkreis einzugrenzen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, immer möglichst wenige, dafür aber möglichst nützliche Leute zu involvieren. Dazu solltest du die Prioritäten deines Projekts und das entsprechende Fachwissen jedes Mitwirkenden abgleichen: Du erhältst so ein klareres Bild davon, wer sich in welcher Projektphase aktiv einbringen sollte. Einige weitere Tipps:

Tipp # 3: Lass zu Anfang der Kreativität freien Lauf

Bei den ersten Brainstormings sind so viele Sichtweisen willkommen wie nur möglich – eine große Bandbreite an Ideen hilft dabei, später ganz gezielt die richtige zu finden. Es geht tatsächlich zunächst darum, möglichst viele potenzielle Lösungen zu untersuchen, denn diese ermöglichen eine präzise Identifikation der Probleme, die es zu bewältigen gilt. An diesem einen Punkt kann wirklich jeder in die Rolle des Designers schlüpfen, schließlich geht es um generelle Problemlösungsstrategien.

Kreative Übungen sind in dieser Phase unabdingbar. Egal, ob du die Beteiligten aufforderst, Ideen über Skizzen zu entwickeln oder etwas völlig anderes zu probieren – in diesem Stadium wäre es ungünstig, den kreativen Prozess in irgendeiner Weise einzuschränken. Denke daran: Am Anfang gibt es keine dummen Ideen. Alle Ideen sind es wert, ausgewertet zu werden, denn sie könnten zur Zielerreichung beitragen.

Tipp # 4: Grenze das Spielfeld immer weiter ein

In der wiederholten intensiven Auseinandersetzung mit den Ideen kommst du der optimalen Lösung für das Problem immer näher. An diesem Punkt wird entschieden, welche Ideen es wert sind, weiterverfolgt zu werden, und auf welche Weise dies geschehen soll. Das heißt: Ab jetzt solltest du dich eher auf jemanden mit exzellenten Design-Kenntnissen (wie etwa einen leitenden Designer) verlassen, der es versteht, verwertbares Feedback von bloßen Meinungsäußerungen zu unterscheiden.

An diesem Punkt beginnst du auch, den Projektrahmen abzustecken und Prototypen zu entwickeln. Dabei kann sich im Prinzip jeder einbringen. Mit welchen Ideen weitergemacht wird, entscheidet schlussendlich allerdings das Kernproduktteam.

Tipp # 5. Lerne, mit Feedback in Spätphasen umzugehen

Wer von uns kennt das nicht: Das Projekt ist auf einem guten Weg, alles scheint wunschgemäß zu laufen, und dann kommt doch noch Feedback herein – „nur ein paar kleine Anmerkungen“. Nur ist es jetzt zu spät für diese Änderungswünsche, wenn der Zeitplan nicht durcheinandergeraten soll. Manchmal lässt sich diese Situation nicht vermeiden, aber zum Glück gibt es Möglichkeiten, das Beste daraus zu machen. Bedenke: Feedback ist Verhandlungssache und nicht in Stein gemeißelt. Deshalb hier ein paar Tipps, wie man mit diesen späten Änderungswünschen am besten umgeht:

Tipp # 6: Jeder kann sich einbringen, aber vergiss nicht: Du bist der Experte.

Man kann es nicht oft genug sagen: Auch wenn der Prozess auf Zusammenarbeit beruht, hat immer noch der Designer das letzte Wort. Stelle das klar, wenn du dem Produkt den letzten Schliff gibst – andernfalls kann es leicht passieren, dass es sich in einen Haufen Kompromisse auflöst.

Das beste Design entsteht, wenn die getroffenen Entscheidungen einen Lernprozess auslösen. Nutze also dein Urteilsvermögen, führe Tests mit Anwendern durch, analysiere Verbesserungsmöglichkeiten und wiederhole anschließend das Procedere. Wenn du bei erneuten Würfen versuchst, es allen recht zu machen, wirst du letzten Endes trotzdem scheitern – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Davon ganz abgesehen: Wenn du auf Feedback reagierst, solltest du sicherstellen, dass es die anderen Teammitglieder auch mitbekommen. Das zeigt, dass du zugehört hast, und stärkt überdies das Vertrauen im gesamten Team.

Nutze gemeinschaftliches Design zu deinem Vorteil

Kooperation ist für jedes Designprojekt entscheidend – erst recht, wenn du in einem Unternehmensumfeld arbeitest. Wenn du mehr darüber wissen möchten, wie du oder dein Team von gemeinschaftlichem Design profitieren kann, lade unseren kostenlosen Bericht „Design Advantage“ herunter.

Dieser Blogeintrag basiert auf dem Artikel The Right Way to Do Collaborative Design: How to Avoid Designing by Committee auf der Website 99u.