So kann der Handel die digitale Transformation vorantreiben

Das Mag­a­zin acquisa hat kür­zlich seine Leser gefragt, wie die Zukun­ft des Han­dels in Zeit­en der Dig­i­tal­isierung ausse­hen kön­nte. 43 Prozent der Teil­nehmer gehen davon aus, dass viele sta­tionäre Geschäfte ver­schwinden wer­den und der E‑Com­merce-Anteil weit­er steigt. Dass der sta­tionäre Han­del die Kurve noch kriegt, sich der Dig­i­tal­isierung anpasst und „ein­fach” ein neues Mul­ti­chan­nel-Gesicht bekommt, glauben 35 Prozent. Weit­ere 16 Prozent sind der Ansicht, dass der E‑Commerce – wie auch von diversen Experten erwartet – eine Sät­ti­gungs­gren­ze erre­ichen wird, weil die Men­schen ein­fach zu gerne shop­pen gehen. Lediglich sieben Prozent glauben unverän­dert, dass der Han­del mit Erleb­nis­sen und guter Beratung punk­ten wird.

Kein Plan für die Digitalisierung

„Der Han­del muss also drin­gend auf die Dig­i­tal­isierung reagieren“, ist das Faz­it der Redak­tion. Aber was heißt das konkret? In Deutsch­land – so eine aktuelle Studie des Adobe-Part­ners Accen­ture – gibt es noch zu wenig Unternehmen, die dig­i­tale Geschäftsmod­elle kon­se­quent nach einem struk­turi­erten Plan auf­bauen. Zwar sei die Bedeu­tung der Dig­i­tal­isierung in den Chefe­ta­gen der großen deutschen Unternehmen ver­standen wor­den, jedoch müssen viele Konz­erne bei der Aus­gestal­tung der dig­i­tal­en Trans­for­ma­tion noch einige Block­aden überwinden.

Die größte Hürde bei der dig­i­tal­en Trans­for­ma­tion beste­ht aus Sicht der Unternehmens­ber­atung darin, kom­plett neue Kun­den­er­leb­nisse zu gestal­ten. Doch dafür ist etwas notwendig, was in der Studie als die zweite große Block­ade der Dig­i­tal­isierung beze­ich­net wird: Die Nutzung von Kun­den­dat­en. “Wenn wir den Kun­den neu ent­deck­en und ihm neue Erleb­nisse bieten wollen, dann müssen wir ihn auch von sein­er dig­i­tal­en Seite aus ken­nen­ler­nen”, so Accen­ture. Bei der Art und Weise wie die Unternehmen dig­i­tale Pro­file ihrer Kun­den anle­gen, gebe es aber einen großen Rück­stand gegenüber dem inter­na­tionalen Wettbewerb.

Defizite beim Pre­dic­tive Marketing

Die heute bere­its existieren­den Sys­teme zu Kaufver­hal­tensvorher­sagen („Pre­dic­tive Mar­ket­ing“) wür­den stark in den USA, in Eng­land und zunehmend in Asien einge­set­zt, doch in Deutsch­land sei das Inter­esse ger­ing. Der Grund dafür ist laut der Studie ein­deutig: Deutsche Unternehmen nehmen Rück­sicht auf ihre Kun­den, die sich bei der Preis­gabe von Dat­en sehr zurück­hal­ten und auch im dig­i­tal­en Zeital­ter ein hohes Maß an Pri­vatheit behal­ten wollen. Ein weit­er­er Hemm­schuh sei die starke Reg­ulierung der Daten­ver­wen­dung in Deutschland.

Doch das ist laut der Studie für glob­al ori­en­tierte Han­dels­fir­men mit Haupt­sitz in Deutsch­land ein erhe­blich­es Risiko. Denn auf den inter­na­tionalen Märk­ten müssen sie mit aus­ländis­chen Wet­tbe­wer­bern konkur­ri­eren, die es zunehmend bess­er ver­ste­hen, Kun­den­dat­en zur Steigerung des Absatzes zu nutzen. Block­ade Num­mer drei ist nach Auf­fas­sung von Accen­ture die Ten­denz, bei Dig­i­tal­isierungsin­vesti­tio­nen vor allem Effizien­zsteigerun­gen im Blick zu haben.

„Das ist zwar wichtig, aber es reicht nicht”, so die Studie. Aus­geschöpft wer­den die Möglichkeit­en der Dig­i­tal­isierung nach Ein­schätzung der Con­sul­tants, wenn auch die Möglichkeit eines besseren Ange­bots für den Kun­den mit in Betra­cht gezo­gen wird. Schließlich gilt es auch noch eine weit­ere Block­ade zu lösen: das richtige Ver­hält­nis aus der Vision und Strate­gie des CEO und den vielfälti­gen Aktiv­itäten inner­halb des gesamten Unternehmens. Der Chef müsse eine dig­i­tale Vision haben und sie ins Unternehmen tra­gen. Genau­so wichtig sei es aber auch, dass im Unternehmen auch mal etwas von den Mitar­beit­ern aus­pro­biert wer­den könne.