Marketing in 2017: Die wichtigsten Technologien, die uns erwarten
Neues Jahr, neues Glück für das (digitale) Marketing? Wenn wir auf das vergangene Jahr zurückblicken, hat sich im Technologie-Bereich zumindest einiges getan – insbesondere bei einflussreichen Unternehmen rund um das digitale Marketing und die Werbebranche. Mark Asher, Head of Market Intelligence & Strategy bei Adobe, schaut zurück und nennt einige Beispiele:
- Microsoft gibt Nokia auf – und kauft LinkedIn für 26 Mrd. US-Dollar
- Salesforce kauft Demandware für 2,8 Mrd. US-Dollar
- Samsung knackt die Marke einer Million aktiver Gear VR Headset-Nutzer, während Facebook eine Bibliothek mit über 200.000 360-Grad-Fotos und ‑videos zusammenstellt
- Apple und die US-Regierung liefern sich einen öffentlichkeitswirksamen Rechtsstreit über Datenverschlüsselung auf privaten Mobilgeräten
- Automobilhersteller aller Klassen und Nationen konzentrieren sich auf In-Car-Technologie. Apple Carplay und Android Auto werden zunehmend akzeptiert, während Sensorsysteme für autonomes Verfahren immer ausgereifter werden.
Dabei waren es fünf Schlüssel-Technologien, die für die Fortschritte im letzten Jahr verantwortlich zeichnen. Auch wenn es teils deutliche Unterschiede bei der Entwicklung gab und einige der Innovationen hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückgeblieben sind. Und was erwartet uns in diesem Jahr an der Technologiefront? Auch hier schaut sich Mark Asher die Trends genauer an und teilt mit Hilfe von Pfeilen die Prognosen in drei einfache Kategorien auf:
- ↓ : Wenig bis keine Fortschritte in 2016 und/oder viel Gegenwind für 2017
- → : Kein großer Fortschritt in 2016 und/oder nicht klar ersichtlich für 2017
- ↑ : Deutliche Fortschritte in 2016 und/oder gute Aussichten für 2017
↓ Wird Werbung zum echten Kundenerlebnis?
Status Quo: Laut Untersuchungen aus den USA sehen sich Verbraucher täglich zwischen 3.000 und 5.000 Werbebotschaften gegenüber. Kein Wunder, dass längst nicht mehr alle Marketingverantwortliche ihre Botschaft wirksam verbreiten können – trotz hohem Budget und starkem Technologieeinsatz.
Hinzu kommen etwa 200 Mio. Nutzer von Ad Blockern. Laut Business Insider sind das mehrere 100% Anstieg seit 2010 und ein Ende des Wachstums der Werbebremsen ist nicht in Sicht.
Das Katz-und-Maus-Spiel über das Blocken des Newsfeeds zwischen Facebook und AdBlock Plus im August letzten Jahres steht exemplarisch für die Frage, an welchem Punkt tatsächlich informativer Mehrwert entsteht und wo Werbung beginnt – und wo das Marketing verdienen sollte und wo eben nicht.
Ganz oben steht da für das Marketing-Team die Frage nach Betrug und Transparenz , nach echten Kennzahlen und (teils unbewusst) falschen Messwerten.
Ausblick für 2017: Die digitalen Kanäle bieten viele kreative Möglichkeiten, die man mit den traditionellen Medienkanälen nicht ausschöpfen kann. Dennoch: viele Marken nutzen diese längst nicht in vollem Umfang. So sind etwa die Interaktivität mit Hilfe von mobilen Endgeräten oder die Vernetzung persönlicher Marketingbotschaften mit relevanten Werbeinhalten eher eine Ausnahme denn die Regel.
Marketingverantwortliche müssen sich auch auf die zunehmende Macht der Verbraucher, etwa was die Kritik an konkreten Marketingbotschaften angeht, einstellen. Innerhalb von einer ganz realen Sekunde können diese in der Gunst der Verbraucher gewinnen – aber genauso auch in der Luft zerrissen werden. Weshalb Vorsicht beim Erstellen aller Inhalte angeraten ist – unter Berücksichtigung möglicher Empfindlichkeiten potenzieller Zielgruppen, die in Windeseile einen Shitstorm provozieren können.
Worauf sich Marketingteams jedoch am ehesten einstellen sollten, ist das Optimieren der Customer Journey. Die Verbraucher sehnen sich nach einer vertrauenswürdigen Beziehung zu Marken – nicht nur einer schlichten Transaktion im Sinne von „Ware gegen Geld“. Nicht umsonst gelten Aufbau und Pflege der eigenen Community als einer der wichtigsten Punkte im Marketing und digitale Kanäle erleichtern dies auf einer Art und Weise, die früher undenkbar war.
Doch sollte man hierbei den langfristigen Charakter berücksichtigen: das Community Management endet nicht beim Verkauf eines Produktes, vielmehr beginnt eigentlich erst da. Es geht um die Nutzung und Wartung, Unterstützung bei Problemen und möglichen Reklamationen. Sprich: Es geht um den Langzeitaspekt des Produktes oder der Dienstleistung.
Wenn Sie also Ihre Kampagnenziele für 2017 noch einmal durchgehen und optimieren, sollten Sie sich fragen, an welcher Stelle es Ihnen um den reinen Absatz geht und wo Sie eine langfristige, auf Vertrauen basierende Beziehung mit Ihrer Zielgruppe aufbauen möchten?
→ Mixed reality
Status Quo: Mixed reality – also die Vermischung der physischen mit der virtuellen Realität – war zu Beginn des Jahres in aller Munde, vor allem wegen der starken Verkaufszahlen der Samsung Gear VR und Oculus VR Headsets. Hinzu kamen die Google zu Folge fünf Millionen ausgelieferte Cardboard-VR-Gestelle sowie 100.000 über den Tresen gegangene Virtual Reality-Headsets HTC Vive.
Eine konkrete Analyse von CMO über Mixed reality hat zur Jahreshälfte folgendes zu Tage gebracht:
- 360-Grad-Fotos und ‑videos dürften für den Endverbraucher in der nahen Zukunft der erste Einstieg in die vermischte Realität werden. Die Hemmschwelle ist wegen der hohen Nutzerfreundlichkeit und relativ geringer Anschaffungskosten als sehr niedrig anzusetzen.
- Tiefergreifende VR-Erfahrungen werden im neuen Jahr zwar auftauchen, ihre Verbreitung dürfte wegen der hohen Kosten aber überschaubar bleiben.
- Die Nutzung von Augmented Reality (AR) ist am vielversprechendsten, doch noch befindet sich das meiste der Hardware in der Entwicklungsphase und die Nutzung durch den Endverbraucher dürfte auch 2017 weiter ausbleiben. Software und Apps hingegen werden schon fleißig benutzt, ganz gleich ob in der Versicherungs- bzw. Gesundheitsbranche, beim Militär oder während des großen Hypes rund um Pokémon Go.
Ausblick für 2017: Mixed reality wird sich schrittweise durchsetzen. Wenn Sie oder Ihre Kunden sich in diesem neuen Umfeld etablieren möchten, könnten Sie möglicherweise eine Trendsetter-Rolle einnehmen.
Alle anderen sollten die typischen Messen und Termine im Auge behalten, an denen neue Systeme und Geräte präsentiert werden – insbesondere ein Blick auf die Veröffentlichungen der Verkaufszahlen und Kundenbewertungen kann sich lohnen. Sehen Sie für Ihre Branche einen Umschwung, können Sie immer noch rechtzeitig reagieren.
→ Mobile
Status Quo: Mobile ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres digitalen Lebens – auch wenn Umgang und User Experience mit mobilen Endgeräten vieler Unternehmen das noch nicht ganz widerspiegeln.
Mobiles Marketing als Erweiterung zum Desktop anzusehen ist allerdings ein großer Trugschluss – vielmehr sollte es eigenständig betrachtet und entsprechend aufgebaut werden. Wichtig zu wissen:
- Design, Programmierung und Launch einer mobilen App sind kostenaufwändig
- Zwei Drittel aller Apps erreichen im ersten Jahr nicht einmal 1.000 Downloads
- 23% der Nutzer löschen eine App bereits nach der ersten Nutzung
- Gartner sagt nach dem Rückgang in den letzten beiden Jahren einen leichten Anstieg der Smartphone- und Tablet-Verkäufe für dieses Jahr voraus
Trotz dieser überlegenswerten Punkte: Smartphones und verwandte Geräte spielen eine immens wichtige Rolle im digitalen Alltag der meisten Menschen. Weltweit gibt es derweil etwa 2,5 Mrd. Nutzer, bis 2020 sollen es 6,1 Mrd. werden.
In Deutschland wären es mit mehr als 51 Mio. etwa drei Viertel aller Deutschen ab 14 Jahren. Dabei wurde die symbolische Marke von 10 Mrd. Euro Umsatz dank 26,2 Mio. verkaufter Geräte bereits 2015 geknackt.
Ausblick für 2017: Trotz einer gewissen Marktsättigung geht eine unüberschaubare Menge an Nutzern über mobile Geräte online. Für das Marketing bedeutet das vor allem eines: das Optimieren der Omnichannel-Ansätze.
Die für jeden Gerätetyp einzigartigen Möglichkeiten wollen ausgeschöpft werden – technisch und auf das Kundenerlebnis bezogen. Um mit dem Omnichannel-Marketing zu überzeugen, ist der 360-Grad-Blick auf den Kunden die wichtigste Voraussetzung.
→ Künstliche Intelligenz
Status Quo: Die fortschreitenden Technologien werden zweifellos auch die Aufgaben und Aktivitäten unseres Gehirns verändern. Bereits heute nutzen wir den Luxus von Künstlicher Intelligenz (KI), indem wir dank Spracherkennung mit Siri, Cortana und Roomba im Smartphone kommunizieren. Oder indem wir unseren Autos Befehle erteilen oder bei Service-Hotlines über sprachgesteuerte Menüs zum richtigen Ansprechpartner gelangen.
Ob die nächste Stufe der KI weiter Teilaufgaben in der Kommunikation übernimmt oder uns in bestimmten Bereichen gar ersetzen wird, bleibt abzuwarten. Fakten zum Nachdenken gibt es zur Genüge:
- Fast jeder große Automobilhersteller arbeitet an autonomen und selbstfahrenden Technologien
- Der selbstfahrende Truck von Uber hat im Oktober 2016 seine Ladung von 50.000 Dosen Bier über 193 km geliefert
- Google, Facebook, Salesforce, IBM, Adobe und viele andere große Unternehmen investieren massiv in neue KI-Technologien, insbesondere im Bereich der Prognosen, der Prozessautomatisierung oder Hilfsfunktionen für den Anwender.
Ausblick für 2017: Sowohl die Kreativität als auch das Kundenerlebnis können von künstlicher Intelligenz profitieren.
Immer mehr bahnbrechende kreative Aspekte unserer Arbeit werden automatisiert, was zu einer noch schnelleren Verbreitung von Content und Markenbotschaften führt. Gleichzeitig kann die KI Kunden‑, Sozial- und Datenstrukturen vorausplanen und für das optimierte Kundenerlebnis entlang aller Berührungspunkte sorgen.
Momentan wird Machine Learning vor allem im Programmatic Advertising, Omnichannel-Marketing und der Zielgruppen-Segmentierung verwendet. Doch es hat durchaus das Potenzial, das Marketing komplett neu zu definieren.
↑ Internet of Things (IoT)
Status Quo: Waren Sie auf der IoTSWC, nahmen an der CES vom 5.–8. Januar teil oder fahren zum Mobile World Congress Ende nächsten Monats nach Barcelona? Dann kennen Sie mit Sicherheit schon die vielfältigen Möglichkeiten smarter Produkte: Vom Kühlschrank über den Laufschuh bis zu Kinderspielzeug kann schlichtweg alles vernetzt werden. Immer mehr Marken und Marketing-Teams springen auf diesen IoT-Zug auf und wollen sich dort etablieren.
Hier fällt vor allem das Vorpreschen in den privaten Haushalt auf, wie etwa Amazon Echo und Google Home zeigen. Aber auch die Landschaftsbewässerung, Kleinkindüberwachung, Haussicherheit, Heimtierpflege, Tür- und Fensterschloss-Kontrolle, Altenpflege und unzählige weitere Bereiche sind vom Internet der Dinge betroffen.
2016 fiel der Erfolg von IoT-Produkten allerdings sehr unterschiedlich aus, längst nicht alles lief derart gut wie etwa beim MacigBand von Disney oder so enttäuschend wie bei Nest. Das Internet of Things hat sich bereits weiterentwickelt und ist kein Selbstzweck mehr.
Ausblick für 2017: Zwei Fragen sollten Sie sich in Bezug auf Ihr mögliches IoT-Produkt vorab stellen: Bieten neue smarte Produkte eine sinnvolle Erweiterung zu Ihrem bisherigen Produktportfolio und können Sie mit einer umfassenden Datenerfassung auch Ihr Marketing optimieren?
Das Potenzial von vernetzten Geräten ist immens und stellt die klassische Datengewinnung aus der Vergangenheit vollkommen in den Schatten – im B2C- ebenso wie im B2B-Umfeld. Von einer intelligenten Vernetzung kann sogar der Staat profitieren: Von sinnvollen Beleuchtungssystemen über die Spielplatzsicherheit bis zur Schädlingsbekämpfung in der Stadt ist damit alles möglich.