Wie L’Occitane die Kundenansprache personalisiert
Timo Kohlberg, Product Marketing Manager EMEA bei Adobe spricht morgen auf dem Kongress OnlineHandel, der heute in Berlin startet. Sein Thema: „Omni-Channel Success bei L’Occitane – Die digitale Transformation des erfolgreichen Kosmetikherstellers“. Dabei berichtet er, wie diese weltweit aktive Marke einerseits die Loyalität der bestehenden Kunden hält und gleichzeitig Strukturen aufbaut, die in der Lage sind, schnell neue Kunden zu generieren. Am besten online und ohne teure Vertriebsstufe in der Mitte.
Hohe Qualität der Kundendaten als Voraussetzung
Der personalisierte Omni-Channel-Ansatz, den Timo Kohlberg in Berlin vorstellt, beginnt mit einer hohen Qualität der Kundendaten. Bei L’Occitane fand deshalb im ersten Schritt eine Harmonisierung der bestehenden Datenbanken und der Ausbau des CRM-Systems statt. Gleichzeitig wurde eine Begrüßungsstrecke für das E‑Mail-Marketing entworfen, die dazu geeignet ist, die Kunden möglichst früh zu einer Registrierung auf der Website zu bewegen und so die Profilbildung erleichtert.
Um das zu erreichen, werden exklusive Produktankündigungen und der frühzeitige Zugang zu Sales-Aktionen angeboten. Bei der erstmaligen Registrierung kann der Kunde bereits alle seine persönlichen Daten eingeben, muss dies aber nicht unbedingt tun. Denn die Erfahrung zeigt, dass das Abfragen von zu vielen Daten die meisten Menschen verschreckt und die Conversion-Rate sinkt.
Um die Werthaltigkeit der Anmeldung zu zeigen, steckt schon in der ersten, vollautomatischen Begrüßungsmail ein Sonderangebot. Dadurch will der alternative Kosmetikhersteller den Newsletter im Bewusstsein der Kunden positiv verankern, selbst wenn das Angebot nicht unmittelbar genutzt wird. In diesem Fall gibt es nach 21 Tagen eine Nachfass-E-Mail, die an das Sonderangebot erinnert. Und tatsächlich generierte die neue Begrüßungsstrecke aus dem Stand heraus 20 Prozent mehr Zweitkäufe.
Storytelling zur nachhaltigen Markenbildung
Das direkte Verkaufen ist aber nur eine Facette der Anforderungen an das CRM-System. Darüber hinaus soll den Kunden die Nachhaltigkeit der Marke, der einzelnen Produkte und des Unternehmens insgesamt nähergebracht werden. Hierdurch hofft man, die Loyalität der Kunden dauerhaft halten zu können. L’Occitane bedeutet so viel wie „die Frau aus Okzitanien“ – ein historisches Gebiet, das sich von der Aquitaine über die Côte d’Azur bis ins Piemont erstreckte.
Die meisten pflanzlichen Bestandteile der angebotenen Kosmetikprodukte sind typisch für die Provence. So werden dafür Oliven- und Mandelöl oder Honig, Lavendel, Eisenkraut und andere Heilkräuter sowie natürliche Zitrusöle verwendet. Was nicht aus der Provence kommt, wird aus ehemaligen französischen Kolonien importiert – beispielsweise Sheabutter aus Burkina Faso. Damit demonstriert das Unternehmen sein humanitäres Engagement und versucht, den an der Produktion beteiligten Frauen in Afrika den Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Genug Stoff also für Storytelling und guten Content mit viel Sinnlichkeit, Lebensart und Lavendel. Mit Hilfe von Adobe Campaign, dass für das automatisierte Kampagnenmanagement genutzt wird, lassen sich entsprechende Inhalte automatisch in die Mails einfügen. Zum Content-Marketing-Konzept gehören aber auch Nutzerinhalte. Eine der wichtigsten Mängel in der Kommunikation von L’Occitane war in der Vergangenheit das Fehlen von Bewertungen. Nur vereinzelt tröpfelten deshalb Reviews auf der Website ein.
Durch den automatischen Hinweis in den After-Sales-Mails hat sich das Volumen der Bewertungen mittlerweile verzehnfacht und die meisten von Ihnen sind ebenso gefühlvoll, fast poetisch formuliert, wie der Website- und Newsletter-Content. Einige der Bewertungen beinhalten aber auch handfeste Vorschläge für Produktverbesserungen.
Positive Ergebnisse mit Adobe Campaign
Die Optimierung der Beziehung zu bestehenden Kunden oder die Umwandlung von Interessenten in Käufer ist inzwischen im ersten Schritt des Projekts abgeschlossen und brachte die gewünschten positiven Ergebnisse. In Deutschland hat sich zum Beispiel mit der Einführung von Adobe Campaign der Anteil der Mehrfachkäufer um 18,5 Prozent erhöht. In manchen Ländern legte der Umsatz als Ergebnis von E‑Mail-Kampagnen sogar um 40 Prozent zu. Aber auch klassische Direktmarketing-Aktivitäten führten zu durchschnittlichen Umsatzsteigerungen von vier Prozent.
Aktuell schaut L’Occitane vor allem auf die Entwicklung einer langfristigen Kundenbeziehung. Dazu wurden durchschnittliche Produktlebenszyklen erhoben und damit begonnen, so genannte Replenishment-Mails zu verschicken, die den Kunden an das Wiederauffüllen ihrer Kosmetikvorräte erinnern. Die personalisierten E‑Mails enthalten aber nicht nur die Hinweise auf die bereits gekauften und wieder aufzufüllenden Produkte, sondern es werden auch passende Empfehlungen abgegeben. Außerdem erhält der Kunde einen personalisierten Voucher. Da es deutlich teurer ist, einen Neukunden zu gewinnen, investiert L’Occitane lieber einen Teil der Ersparnis in einen Rabatt für Wiederkäufer.
Einbindung des Point of Sales in die Digitalstrategie
Aktuell wird gerade der Point of Sale in den stationären Stores in die Datenerfassung aber auch in die Personalisierung mit einbezogen. Die Verkäuferinnen in den eigenen Läden werden dazu mit Tablets mit einem sehr einfach zu nutzenden CRM- und Sales-Programm ausgestattet. Sie können so – wenn der Kunde das gestattet hat – auf die Bestellhistorie zugreifen und Empfehlungen aussprechen.
Oder die Mitarbeiter sammeln weitere Daten und fügen sie dem digitalen Profil zu. Als Bindeglied fungiert dabei ganz klassisch eine Kundenkarte. Auf dieser Grundlage macht sich das Unternehmen gerade auch Gedanken über die Sinnhaftigkeit von Abo-Modellen, denn eine dauerhaftere Kundenbindung gibt es wohl kaum.