Die Evolution der UX-Ausbildung

User Experience (UX) ist eine relativ junge Disziplin, deren Wurzeln in den Fachgebieten “Menschlicher Faktor” und “Ergonomie” liegen. Im Zuge der industriellen Revolution wurde es zunehmend wichtig zu verstehen, wie Menschen mit Maschinen, Umgebungen und Produkten umgehen – und das gilt bis heute. Als Computer sich in den 1980er und 90er Jahren durchsetzten, wurde die Mensch-Computer-Interaktion (HCI) ein zu berücksichtigender Faktor für alle, die digitale Systeme erforschten und entwickelten. Donald Norman prägte den Begriff „User Experience“ in den 90er Jahren. Er selbst sagte: „Ich habe den Begriff erfunden, weil ich Benutzerschnittstelle und Benutzerfreundlichkeit für zu eng hielt. Ich wollte alle Aspekte des Erlebnisses abdecken, das Menschen mit einem System haben – einschließlich Produktdesign, Grafiken, Schnittstelle, physische Interaktion und Benutzerhandbuch. Seitdem hat sich der Begriff so ausgebreitet, dass seine Bedeutung langsam verloren geht …“

UX-Fachleute kommen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Produkt- und Grafikdesign, Informatik und Psychologie. Eine Studie von Nielsen Norman ergab, dass 90 % aller UX-Designer einen Hochschulabschluss haben. In den meisten Fällen hatte dieser jedoch keinen direkten Bezug zu UX.

Das Gebiet des User-Experience- und Interaktionsdesigns entwickelt sich ständig weiter. Dasselbe gilt für die Ausbildungswege und Optionen in diesem Bereich. Die Diskussion um die Ausbildung von UX-Fachleuten und ihren Berufseintritt läuft weiter und gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. Beispielsweise veranstaltet die Interaction Design Association (IxDA) jetzt einen jährlichen Gipfel zum Thema Designerausbildung.

Was also sind derzeit wichtige Trends in der UX-Ausbildung?

Branchen- und praxisbezogene Ausbildung

Die Hochschulbildung kann die personellen Kompetenzlücken nicht füllen. Studien zeigen zudem, dass Arbeitgeber und Studierende radikal unterschiedliche Meinungen dazu haben, wie gut Absolventen auf den Arbeitsplatz vorbereitet sind. Das gilt besonders in Fachgebieten, die von Technologie vorangetrieben werden und sich rapide weiterentwickeln und wandeln – UX-Design ist also ein hervorragendes Beispiel.

Als Reaktion darauf sind mehrere praxisorientierte berufsbildende Schulen entstanden. In vielen Fällen sind diese nicht Teil einer staatlichen Bildungseinrichtung oder Privatschule, sondern haben spezifische Aufträge.

Das Austin Center for Design ist beispielsweise eine gemeinnützige Gesellschaft, die von Jon Kolko gegründet wurde. Die Einrichtung bietet ein einjähriges Ausbildungsprogramm für Interaktionsdesign und soziales Unternehmertum an. AC4D will „die Gesellschaft durch Design und Designausbildung verwandeln. Diese Transformation erfolgt durch die Entwicklung von Designkenntnissen, die auf alle Formen sozialer und humanitärer Probleme ausgerichtet sind.“

Center Centre ist ein berufsbildendendes Programm von Jared Spool und Dr. Leslie Jensen-Inman, das berufsfertige Absolventen ausbilden will. Wie Jared Spool in einem Interview erwähnte, kommt es bei der Vorbereitung von Studierenden auf den Arbeitsplatz vor allem darauf an, dass sie praktische Erfahrungen bei der Arbeit an echten Projekten sammeln.

„Damit Studierende schon vom ersten Arbeitstag an ihren Job erledigen können, brauchen sie viel Erfahrung. Daher haben wir ein erfahrungsbasiertes Programm entwickelt, bei dem Studierende an echten Projekten mitarbeiten. Projekte, die ihnen zugewiesen werden; Projekte, die von echten Unternehmen kommen sowie kommunale Projekte. Diese dauern drei bis fünf Monate, und Studierende arbeiten als Team daran.“

Das Copenhagen Institute of Interaction Design ist ein weiteres Beispiel für ein von Praktikern geleitetes Ausbildungsangebot im Interaktionsdesign. Diese Programme hängen vom Ruf ihrer Fakultät und Absolventen ab und sind in vielen Fällen zu populären Optionen für eine Ausbildung in den Bereichen UX- und Interaktionsdesign geworden.

Formalisierung: Ein wachsender Trend in der UX-Ausbildung

Die Liste der formellen Studiengänge in UX-bezogenen Fachgebieten an Hochschulen wächst. Noch immer besteht eine breite Vielfalt bei Titeln und Ansätzen dieser Abschlüsse – einige sind Bachelors of Arts, andere Bachelors of Science und wieder andere Bachelors of Design. Dies verdeutlicht die verschiedenen Blickwinkel, aus denen das UX-Design betrachtet werden kann: eine technisch-wissenschaftliche Perspektive, eine künstlerische oder ein Design-Hybrid. Der Titel „Interaktionsdesign“ taucht unter den Studiengängen ziemlich häufig auf, genauso wie „interaktives Design“, „digitale Medien“ und „Human Centred Design“.

Die Zahl der Nachdiplomstudiengänge steigt ebenfalls: Immer häufiger werden ein- oder zweijährige Kurse angeboten. Auch hier gibt es eine Vielzahl von Abschlüssen: von Master of Arts über Master of Fine Arts bis hin zu Master of Science und Master of Design. Mehrere Institute haben sich im UX- und Interaktionsdesign einen Namen gemacht, darunter das California College of the Arts, Parsons New School, das Umeå Institute of Design und das Royal College of Art.

Diese Landschaft stellt zukünftige UX-Designer vor die Herausforderung, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Abschlüssen und Studiengängen zu erkennen und zu entscheiden, welchen Ansatz sie bei ihrem Studium verfolgen möchten. Viele Diskussionen in der IxDA-Rubrik zum Thema Ausbildung befassen sich mit der Wahl des richtigen Bildungsangebots. Ein Teilnehmer drückte es so aus: „… suche nach einem guten IXD/UX-Studienprogramm, aber sie sind alle so neu, dass man kaum beurteilen kann, welche Anbieter gut sind.“

Private Kurse: Teilzeit-, Intensiv- und Online-Optionen

Die Zahl der Optionen für Leute, die in UX eintauchen wollen ohne eine formelle Bildungseinrichtung zu besuchen, ist geradezu explodiert. Viele private Schulungsunternehmen bieten Kurse für UX-, Interaktions- und User-Interface-Design an. Die Palette an Online-, Teilzeit-, Präsenz- und Fernkursen ist erstaunlich und scheint noch immer zu wachsen.

Zu den Online-Optionen für eine UX-Ausbildung zählen Kurse und Tutorials von Lynda.com oder udemy sowie intensivere Programme von CareerFoundry und das Online-Angebot von General Assembly. Die Kurse reichen von völlig unabhängigen Selbststudien bis hin zu strukturierten Seminaren mit Projektaufgaben, Kontakten mit Lehrkräften und anderen Studierenden. Eine Online-UX-Ausbildung ist natürlich ein Nischenangebot mit ganz eigenen Herausforderungen, die auf einen sehr speziellen Lernstil zugeschnitten sind.

UX-Teilzeitkurse in einer Seminarumgebung sind ein Kernangebot vieler Bildungsunternehmen wie Hyper Island, General Assembly, BrainStation und NNGroup. Einige dieser Programme umfassen Zertifizierungen und Prüfungen wie das Nielsen Norman UX Certification Program. Ansatz, Inhalte und Dauer dieser Kurse unterscheiden sich deutlich, sie sind weder gesetzlich geregelt noch standardisiert. Es gibt zudem viele lokale Äquivalente in größeren Städten, beispielsweise HackerYou in Toronto.

Viele dieser Einrichtungen bieten auch Vollzeit-Intensivkurse an, die die wesentlichen UX-Kompetenzen besonders schnell vermitteln wollen. Diese „Bootcamps“ dauern oft etwa 10 Wochen und konzentrieren sich auf Projektarbeit und Portfolio-Entwicklung.

Einer der Kritikpunkte am aktuellen Stand der UX-Ausbildung lautet, dass viele dieser Kurse eine relativ junge und nicht regulierte Branche ausnutzen und unfaire Erwartungen an ihre Studierenden stellen. UX ist ein vielfältiges und spannendes Berufsfeld, für das ein ganzes Spektrum an Kompetenzen erforderlich ist. Es gibt keine Patentlösung für die Ausbildung zum UX-Designer. Branchen- und Projekterfahrung sind entscheidend.

Wie UX-Designerin Sophie Freiermuth in einem Artikel von Dan Maccarone und Sarah Doody anmerkte, würden derart ausgebildete Designer „wahrscheinlich echtes Selbstvertrauen projizieren und ihre Stärken intelligent hervorheben, ohne sich bewusst zu sein, wie unerfahren sie eigentlich sind. Sie bekommen den Job, haben sofort zu kämpfen und merken nicht, wenn sie die Grenzen ihrer Fähigkeiten weit überschritten haben.“

Blick in die Zukunft

UX-Design wird vermutlich ein recht offenes Feld mit relativ niedrigen Zugangsbarrieren bleiben, während es sich weiter entwickelt und heranreift. Technologie spielt nach wie vor eine wichtige Rolle in unserem Leben und in Geschäftsmodellen, sodass die Nachfrage nach UX-Fachleuten und damit nach der Ausbildung in diesem Bereich anhalten dürfte.

Wer sich ein Bild von den verfügbaren Optionen machen möchte, sollte vor einer Entscheidung die einzelnen Programme gründlich recherchieren – am besten im Gespräch mit Absolventen. Ebenso wichtig ist es, über das Endziel nachzudenken: Alle Programme haben gute Seiten, doch es ist entscheidend, das Angebot zu finden, das den eigenen Zielen entspricht.

Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass viele dieser Programme von gewinnorientierten Unternehmen angeboten werden. Bevor man also Tausende investiert, sollte man herausfinden, ob UX wirklich das Richtige ist. Nimm an IxDA-Treffen in deiner Nähe teil oder lies und informiere dich umfassend. Wenn du dich zuerst mit ein paar Grundlagen befassen möchtest: Wir haben mehrere fantastische Optionen zum Erlernen der UX-Grundkompetenzen zusammengestellt.

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