Behörden: Das Erlebnis gehört in den Mittelpunkt (Teil 1)
Die Digital-Government-Entwicklung in Deutschland hat sich bislang häufig darauf konzentriert, Papierformulare online zu stellen. Dass die nicht ausreicht, habe ich vor kurzem bereits in einem Blogbeitrag angesprochen. Der nächste Schritt muss sich deshalb stärker auf die Online-Erlebnisse für die Bürger konzentrieren. Denn eine bessere Customer Experience steigert nicht nur die Akzeptanz von E‑Government-Ansätzen. Sie hilft auch den Behörden selbst, ihre gesetzten Ziele besser zu erreichen:
- mit weniger Aufwand einen besseren Service zu bieten
- sonst nur schwer zu erreichende Bürger besser anzusprechen
- die Zufriedenheit der Bürger mit der Verwaltung zu steigern
- die interne Produktivität zu steigern
Alle Studien zu diesem Thema kommen unter dem Strich zu demselben Schluss: Die bereits vorhandenen Technologien und Werkzeuge können die digitale Transformation – auch die von Behörden – deutlich erleichtern. Doch leider erleben wir gerade im öffentlichen Sektor eher das Gegenteil.
Drei Faktoren behindern die digitale Transformation
Eine Kombination von drei Faktoren erweist sich als Hemmnis für den digitalen Wandel:
- Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Kommunikation mit den Behörden steigt ständig. Tagtäglich erleben sie als Kunden in der freien Wirtschaft, wie einfach ein Umgang mit Marken über digitale Kanäle sein kann – und genau dieses Erlebnis erwarten sie als Bürger auch vom Staat.
- Die mittlerweile fast unendliche Zahl an Kontaktpunkten in der Kommunikation erzeugt eine Flut an Nutzer- und Transaktionsdaten, mit der man das Kundenerlebnis einfacher denn je optimieren könnte. Nicht aber bei Behörden: Jeder Online-Kontakt zum Bürger soll hier möglichst standardisiert und einheitlich sein, wie man es aus der bisherigen Formularwelt gewohnt ist. Diese Anforderung wird aber weder der Unterschiedlichkeit der Berührungspunkte noch den individuellen Bedürfnissen der Bürger gerecht.
- Die digitale Transformation mit ihren positiven und negativen Auswirkungen betrifft heute fast alle Branchen. Doch viele Regierungen auf allen Ebenen sind erst relativ spät auf den digitalen Zug aufgesprungen und wollen nun im Eiltempo modernisieren. Am liebsten alles und sofort, vor und hinter den Kulissen. Das alles geschieht dann trotz (oder gerade wegen?) des Kosteneinsparungsdrucks der öffentlichen Hand, innerhalb von komplexen Beziehungsgeflechten in und zwischen Behörden sowie einem eklatanten Mangel an digitalen Experten.
Da liegt die Frage nahe, warum sich die Verwaltungen in Anbetracht dieser Herausforderungen nun ausgerechnet auf das digitale Erlebnis fokussieren sollten?
Fakt ist, dass die Kosten bei online abwickelten Services bis zu 50-mal geringer sind, als bei einem direkten persönlichen Kunden- bzw. Bürgerkontakt. Die möglichen Einsparungen sind allerdings nur dann so hoch, wenn die gesamte Interaktion im digitalen Rahmen stattfindet und es nicht zu Medienbrüchen kommt.
Das aber schließt die kontinuierliche Verbesserung aller Aspekte der „Customer Journey“ mit ein, die auch beim Kontakt zwischen Verwaltungen und Bürgern stattfindet. Jede noch so kleine Verbesserung während dieser Reise reduziert die Kosten für den Staat und verbessert die Zufriedenheit der Bürger.
Zwischen den beiden Extremen „Wir haben doch eine Homepage im Web, das muss ausreichen“ und „alles viel zu teuer“ müssen Behörden heute einen Weg finden, der schrittweise die digitale Transformation in Angriff nimmt. Ein besseres Online-Erlebnis, wie es zum Beispiel mit der neuen Adobe Experience Cloud übergreifend realisiert werden kann, ist dabei der Startpunkt in ein überzeugendes Digital Government. Angefangen von digitalisierten Dokumentenprozessen mit intuitiv zu bedienenden Webformularen ohne Medienbruch bis hin zu personalisierten Internet-Portalen und mobilen Anwendungen.
Dazu mehr im zweiten Teil dieses Blogbeitrags.