Behörden: Das Erlebnis gehört in den Mittelpunkt (Teil 2)
Nachdem ich im ersten Teil dieses Blogbeitrags einige Rahmenbedingungen und Hemmnisse auf dem Weg zu Digital Government betrachtet habe, nun drei Faktoren bei der Umsetzung von entsprechenden Projekten. Wer heute die Customer Experience für die Bürger in den Mittelpunkt stellen und so die digitale Transformation seiner Behörde weiter voranbringen will, sollte sie berücksichtigen.
- Mobile Endgeräte spielen für die Bürger immer größere Rolle
Smartphones und Tablets sind für den Kontakt zu Behörden nicht mehr nur eine Plattform neben vielen. Für viele jüngere Menschen stellen sie mittlerweile den vorrangigen und oft sogar auch den einzigen Weg dar, den sie für die Informationsabfrage oder die Interaktion nutzen. Die aktivsten „Kunden“ der Verwaltungen nutzen heute viel öfter ihr Smartphone statt den Desktop-Computer oder das Telefon. So wie heute Mobile Banking oder mobile Apps zum Einkaufen genutzt werden, gilt das auch für den Kontakt zu Behörden.
Um ein möglichst positives Kundenerlebnis zu bieten, ist ein responsives Design der eigenen Webseite heute für öffentliche Verwaltungen Pflicht. Denn dank der automatischen Anpassung von Inhalten und Navigation an das jeweilige Endgerät ist so überhaupt erst eine sinnvolle Nutzung auf den kleinen Handy-Displays möglich.
Die Umstellung auf diesen Ansatz erfordert nicht zwangsläufig eine Veränderung oder Neuausrichtung der internen IT-Infrastruktur, sondern lässt sich mit einem geeigneten Content-Management-System relativ schnell und einfach umsetzen. Etwas aufwändiger wird dagegen die Entwicklung eigener Behörden-Apps oder die Einbindung von responsiven Webformularen, die am Smartphone ausgefüllt werden können – am besten mit Hilfe der Spracheingabe.
- Maßgeschneiderte Ansprache mit Hilfe von personalisierten Websites
Viele Behörden sehen inzwischen die Vorteile, die eine maßgeschneiderte Bereitstellung einer benötigten Information zur richtigen Zeit an die richtige Person mit sich bringt. Weniger bekannt ist allerdings, dass die Kosten einer Dienstleistung proportional zu ihrer Zielgenauigkeit sinken. Mit anderen Worten: Geben Sie dem Suchenden möglichst schnell und genau, weshalb er auf die (mobil optimierte) Website gekommen ist.
Analog zum realen Besuch einer „Amtsstube“ wollen die meisten Bürger beim Online-Besuch einer Behörde nämlich vor allem eines: So rasch wie möglich die benötigte Information erhalten und dann wieder gehen. Je höher der Personalisierungsgrad einer Website und je besser die Navigation inklusive der internen Suche ist, desto eher kann der Besucher die aktuell benötigte Information – etwa ein bestimmtes Formular – finden und verwenden.
Ist das dagegen nicht der Fall, kommt es zu Rückfragen per Mail oder am Telefon, deren Beantwortung Zeit und Geld kosten. Oder der Bürger fällt in alte Zeiten zurück und kommt persönlich vorbei, um die erforderlichen Auskünfte oder Dokumente zu erhalten. Eine klug umgesetzte Personalisierung der Online-Services gestaltet die Besuche auf der Behörden-Homepage schneller und effizienter – und verbessert so auch noch nachhaltig das positive Nutzererlebnis für die Bürger.
- Auf Analyse folgt Optimierung folgt Analyse – denn Digitalisierung ist kein Selbstläufer
Eine digitale Dienstleistung einer Behörde sollte selbstredend immer wieder auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Doch die in dieser Analyse gewonnenen Erkenntnisse gewinnen erst dann an Wert, wenn sie im Anschluss auch in eine kontinuierliche Verbesserung münden. Statistiken, Besucherzahlen, Klick-Raten – das Sammeln all dieser Daten macht erst dann wirklich Sinn, wenn sie in einem integrierten System auch zu einer Optimierung der Ausgangssituation führen. Und zwar über alle Berührungspunkte mit dem Bürger hinweg, von der E‑Mail über die Website und mobilen App bis zum Auftritt in den sozialen Netzwerken.
Die Gestaltung, Ausrichtung und Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen kann mit Hilfe digitaler Technologien und immer mit dem Blick auf die Bürger wirksam verbessert werden. Darauf spezialisierte Dienstleister und Lösungsanbieter helfen der Verwaltung dabei, aus grob umrissenen Visionen klar definierte Ziele zu machen. Insbesondere die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem Sektor (mit großen Zielen) und Wirtschaft (mit nötigem Fachwissen) kann dazu beitragen, die besten (digitalen) Erlebnisse für die Bürger und Bürgerinnen zu schaffen. Damit das Digital Government kein Wunschtraum mehr bleibt.