Blau: Die beliebteste Farbe im Internet

Welche Farbe dominiert auf eurer Website? Wenn eure Wahl auf Blau gefallen ist, seid ihr in guter Gesellschaft.

Designer Paul Hebert analysierte im September 2016 die Farb-Codes der zehn meistbesuchten Websites weltweit, darunter auch Google, Facebook und Twitter. Dabei stellte er fest, dass Blau die beliebteste Farbe ist. Und hier geht es nicht nur um das Standard-Blau #OOOOEE, das für Hyperlinks verwendet wird. Hebert entdeckte eine ganze Palette von Blautönen, die auf den Websites mit dem stärksten Traffic verwendet werden.

Der Trend, auf Blau zu setzen, verrät einiges über die Herangehensweise von Designern an Webdesign. Designer wollen in der Regel vielfältigen Zielgruppen mit unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden und lassen sich deshalb gerne von aktuellen Trends inspirieren.

Ist Blau also die Universallösung? Eher nicht. Aktuelle Trends im UI- und UX-Design zu verfolgen, ist wichtig. Aber nicht jeder Trend ist für jedes Unternehmen das Richtige. Ob Trends wie die Farbe Blau berücksichtigt – oder aus strategischen Gründen bewusst gemieden – werden sollen, ist etwas, das für jede Marke individuell entschieden werden muss.

Welche Faktoren sollte man bei der Farbwahl beachten? Und warum ist die Farbe Blau so beliebt?

Wieso ist Blau im Web so beliebt?

Wer wissen will, welche Webdesigns gut ankommen, sieht sich die Werke erfolgreicher Marken an. Vor etwa vier Jahren brachte genau dieser Gedanke Paul Hebert dazu, die Farbschemata der beliebtesten Websites zu analysieren. Er entwickelte ein Programm, das ihm dabei half, die Farben auf den Homepages und Stylesheets der meistbesuchten Websites zu ermitteln, und stellte fest, dass die Farbe Blau auffallend oft vorkam.

Laurie Pressman, Vice President des Pantone Color Institute, erklärt, warum die Farbe Blau vor allem im Web so präsent ist. „Blau ist nicht nur unter Web-Designern, sondern generell eine sehr beliebte Farbe. Blau wird mit der Klarheit eines wolkenfreien Himmels oder eines ruhigen Sees assoziiert. Das menschliche Gehirn begreift das Konzept Blau als Konstante und interpretiert es als Symbol für Verlässlichkeit und Loyalität.“

Pressman ist der Meinung, die steigende Beliebtheit von UI- und UX-Methodologien habe zur häufigen Verwendung der Farbe Blau in Webdesigns beigetragen. „Die Farbe Blau gehört zu unserem täglichen Leben. Die Farbe ist uns vertraut. Sie wirkt nicht befremdlich, sondern einladend und beruhigend. Blau ist außerdem geschlechtsneutral – bei Männern und Frauen weltweit ist das die beliebteste Farbfamilie. Blau verbindet die Welt.“

Der integrative Charakter von Blau mag ein weiterer Grund für dessen Beliebtheit im Web sein. Schätzungsweise 10 Prozent der Weltbevölkerung leidet unter einer Rot-Grün-Sehschwäche – Blau hingegen kann von jedem wahrgenommen werden. Laut eines 2010 im New Yorker veröffentlichten Artikels entschied sich Mark Zuckerberg genau aus diesem Grund für die Farbe Blau (und weil er selbst farbenblind ist).

Ist Blau immer die richtige Wahl?

Nur weil Blau gerade die beliebteste Farbe im Webdesign ist, sollte nicht jedes Unternehmen sein komplettes Farbkonzept umkrempeln. Für Gage Salzano, Senior Designer bei Kreativ-Studio Nelson Cash, gibt es eine ganz natürliche Erklärung für die Beliebtheit von Blau im Web. Es gibt aber auch gute Gründe, warum bestimmte Marken die Farbe besser meiden.

„Blau ist die beliebteste Farbe weltweit. Nicht nur im Webdesign“, so Salzano. „Ich glaube, Blau ist die häufigste Farbe in Designs jeglicher Art. Warum? Weil die Farbe weder kontrovers noch polarisierend ist.“ Für Salzano steht Blau für Sicherheit, Professionalität und Schutz. Bei der Farbe Blau muss man keine Überraschungen befürchten.

Manchmal ist eine kleine Überraschung aber auch etwas Gutes. „Wenn wir bei Nelson Cash neue Branding-Konzepte entwickeln, versuchen wir oft, Blau zu vermeiden“, erklärt Salzano. „Ganz einfach, um aufzufallen. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Unternehmen ihre CI aus genau diesem Grund in den letzten Jahren verändert haben. Sie wollten weg vom allgegenwärtigen Blau.“

Sonja Hernandez, Adobe Experience Design Manager, sieht das ähnlich: „Ich bin kein Fan davon, Design-Entscheidungen aufgrund eines aktuellen Trends zu treffen. Viel wichtiger ist die Frage, ob das Design ein Produkt oder Unternehmen angemessen repräsentiert und Kunden das Richtige vermittelt. Trends kommen und gehen. Wenn ein Design längerfristig genutzt werden soll, empfiehlt sich ein Look, der sich keiner bestimmten Zeit und keinem bestimmten Trend zuordnen lässt.“

Eines der besten Beispiele für zeitloses Branding ist das Adobe-Rot. „Das rote A von Adobe zählt zu den Marken mit dem höchsten Wiedererkennungswert“, so Hernandez. „Die konsequente Verwendung des Logos hat zu einem hohen Markenwert geführt – und ich kann mir auch kein anderes Logo für Adobe vorstellen.“

Ist Blau die richtige Farbe für eure Marke?

Überlegt ihr, ob ihrauf Blau setzen solltet? Denkt lieber noch mal darüber nach. Es lässt sich nicht leugnen, dass Blau die beliebteste Farbe im Web ist. Trotzdem solltet ihr ein paar Dinge bedenken, bevor ihr eure Website komplett umgestaltet – z. B. die Symbolik der Farben.

Wer ist eureZielgruppe, und wie ist ihr Verhältnis zu bestimmten Farben? Je nach Kultur werden Farben unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen. Design-Entscheidungen sollten daher immer auf Basis von Demografie und Region der Zielgruppe getroffen werden.

Farben müssen auch zu den bildlichen Botschaften passen, die eine Marke vermitteln möchte. Bei Fluglinien oder Mineralwassermarken spricht nichts gegen die Farbe Blau, da sie an den Himmel beziehungsweise an Wasser erinnert. Hebert zufolge wirkt eine bestimmte Farbe vor allem Appetit anregend: „Oft sieht man Orange in Verbindung mit Essen. Restaurants verwenden Orangetöne, weil sie quasi unseren Appetit stimulieren.“

Auch Farbsättigung und Helligkeit sind beim Webdesign wichtig. „Farben mit hoher Sättigung stechen ins Auge, wohingegen Farben mit geringer Sättigung andere Farben im Schema eher betonen. Bei der Helligkeit nehmen wir besonders Kontraste war. Helle Farben im Hintergrund wie Weiß oder Beige bilden einen Kontrast zu kräftigen Farben wie Schwarz und heben sie hervor.“

Testet euer Design. UI- und UX-Designs können nur dann gelingen, wenn Werkzeuge zur Verfügung stehen, die es dem Designer möglich machen, das Erlebnis zu testen und von verschiedenen Anwendern Feedback zu erhalten. Mit Komplettlösungen wie Adobe XD lassen sich Design-Entscheidungen und Iterationen für weitere Prototypen und weiteres Feedback schnell umsetzen.

Die richtige Farbstrategie für eure Marke

Ungeachtet der markenspezifischen Design-Entscheidungen, die Kreativ-Teams treffen müssen, ist es selten schlau, eine gut funktionierende Farbstrategie wegen eines aktuellen Farb-Trends aufzugeben. Haltet euch an die Basics. Macht euch mit eurer Zielgruppe vertraut, und denkt darüber nach, wie und ob die Botschaften eures Designs bei ihnen ankommen. Gibt es einen legitimen, strategischen Grund, eine bestimmte Farbe zu verwenden? Würde euer Design eventuell nur in der Masse verschwinden? Soll euer Design ruhig und solide wirken, oder entspricht ein knalliges rotes Farbschema eher der Intensität und Stärke eures Designs? Wenn die Entscheidung am Ende doch auf Blau fällt, seid ihr zweifelsohne in guter Gesellschaft.

Inspiriert? Wir haben eine schöne Galerie rund um die Farbe “blau” für euch zusammengestellt. Schaut jetzt auf unserer Adobe Stock Homepage vorbei & schlagt zu! 🙂