Digitales Marketing und IT: Zusammenarbeit ist Pflicht
Die Verwandlung des traditionellen in das digitale Marketing schreitet immer weiter voran. Dabei wird konsequenterweise auf neue Technologien zurückgegriffen, die Zahl der IT-Anwendungen nimmt weiter zu und erfordert zugleich eine größere Integration, um die Effizienz der Maßnahmen laufend zu optimieren.
Für seine Weiterentwicklung bedarf das digitale Marketing zwingend einer IT-Abteilung, die diese neuen Bedürfnisse versteht und in praktische Unterstützung umsetzt. Sie sollte auch bei Entscheidungen zu den neuen Möglichkeiten beraten und geeignete Infrastrukturen bereitstellen.
Viel Unverständnis zwischen Marketing und IT
Unter dem Druck von innovativen Start-Ups und globalen Online-Giganten stehen immer mehr Unternehmen unter Zugzwang, den Einsatz digitaler Technologien weiter voranzutreiben und zu modernisieren. Denn die Customer Journey besteht aus unzähligen Touchpoints und einem noch größeren Datenfluss, der vom Marketing erfasst, strukturiert und richtig analysiert werden muss.
Diese Entwicklung wird von den IT-Abteilungen in der Regel positiv aufgenommen – soweit sie hieran beteiligt sind und zugleich mit der Modernisierung der eigenen Rechenzentren verbinden können. Das ist bislang aber eher selten der Fall. Die Folge: Marketing und IT verfolgen bei der digitalen Transformation mehr ihre eigene Agenda – statt sich zu koordinieren. Gegenseitiges Unverständnis ist dabei vorprogrammiert. Zum Glück kommt langsam Bewegung in das Thema und die Zusammenarbeit wird enger.
Marketingabteilungen werden von der Cloud verführt
Kampagnenautomatisierung, Content Management, Datenmanagementplattformen, Empfehlungstools, Chatbots als virtuelle Berater – die breite Auswahl an Softwarelösungen, die auch ohne teure Infrastruktur genutzt werden können, klingen überaus verlockend. Zumal im Digital Marketing der Zeitfaktor eine wichtige Rolle spielt und das Realisieren von eigenen Lösungen durch die IT-Abteilung meist nicht so schnell geht. Um auf den Druck der Konkurrenz schneller reagieren zu können, bietet sich die Cloud an. Es fällt schwer, ihren Reizen nicht zu verfallen und schon ist es passiert: Die Marketingabteilung digitalisiert sich schneller als sinnvoll.
Später setzt dann womöglich das Bedauern ein, aber die dringende Notwendigkeit rechtfertigt die Entscheidung des Augenblicks – zumindest in den Augen des Marketingverantwortlichen. Doch was ist das Problem? Es entsteht eine „Schatten-IT“, die IT-Abteilung im Unternehmen wird ausgehebelt und hat schlimmstenfalls gar keine (Mit-)Entscheidungsbefugnisse mehr.
Die Kluft zwischen Marketing und IT wird größer, statt sich zu schließen. Ohne Zweifel: Digitales Marketing ist von modernen IT-Technologien abhängig und erfordert neue Fähigkeiten und ein anderes Verständnis, das sich zwangsläufig mit dem Know-how der IT-Abteilung überlappt. Deshalb sollten Marketing und IT nachhaltig miteinander in Einklang gebracht werden. Denn langfristig schadet ein Neben- oder noch schlimmer ein Gegeneinander mehr den gemeinsamen Zielen, als wie eine nicht abgestimmte Aktion Nutzen bringt.
IT-Abteilungen in der digitalen Transformation
Zahlreiche IT-Abteilungen befinden sich längst in der digitalen Transformation und haben Cloud‑Lösungen in ihre Entwicklungsstrategie integriert. Es heißt dort nicht mehr: Private Cloud vs. Public Cloud, die Hybridisierung ist längst da. Standardisierte Programmierschnittstellen (Application Programming Interfaces) sorgen für Kompatibilität über viele unterschiedliche Betriebssysteme hinweg. So genannte DevOps-Ansätze (Development Operations) sollen durch gemeinsame Anreize, Prozesse und Werkzeuge eine effizientere Zusammenarbeit ermöglichen, ohne die operativen Anforderungen des Marketings zu umgehen.
Ganz im Gegenteil: IT-Abteilungen können und müssen sicherstellen, dass alles in ein kohärentes Unternehmenssystem eingebaut ist und den bisher üblichen Ansprüchen an Leistung, Verfügbarkeit, Sicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten entspricht. Das passiert oftmals, in dem sie Marketingverantwortliche frühzeitig in Validierungs‑, Qualifizierungs- oder Referenzprozesse einbeziehen.
Digitales Know-how beginnt sich so auszuzahlen, die angestrebte (und oftmals auch dringend notwendige) Agilität wird schrittweise in von der IT-Abteilung angebotenen Dienstleistungen umgesetzt. Marketing und IT können von einer solchen engen Verzahnung gemeinsam profitieren.
Daten sind der gemeinsame Nenner
Das digitale Umfeld hat unser Wissen über den Kunden massiv verändert: Daten stehen dabei heute im Mittelpunkt der Customer Experience. In dieser neuen Welt existieren mittlerweile zahlreiche Datenquellen inner- und außerhalb eines Unternehmens.
Präzise Segmentierung, passgenaues Targeting und das vorausschauende Marketing („Predictive Marketing“) – alles hängt heutzutage von der Quantität und – insbesondere – von der Qualität von erfassten Kundendaten ab. Möglichst dynamisch, im richtigen Zusammenhang und in Echtzeit verfügbar.
Die IT-Abteilungen spielen aufgrund ihrer Fachkompetenz eine wesentliche Rolle beim konsolidierten Sammeln und Abgleichen der Daten sowie der technischen Umsetzung von Anwendungen, über die letztlich die Experten in den Marketing-Abteilungen diese Daten einsehen, analysieren und nutzen können.
Solche Architekturen erfordern das Fachwissen von Infrastruktur-Spezialisten aus der IT-Abteilung. Denn oft müssen sie an die oft unstrukturierten Datenflüsse (von Text über Bilder, Audio und Video) angepasst werden und mit dem rasanten Wachstum in diesem Bereich Schritt halten.
Unternehmen leben immer mehr von Smart Data
Im digitalen Marketing kommt es aber nicht in erster Linie auf riesige Datenmengen („Big Data“) an, sondern auf deren Nutzen für das eigene Geschäft („Smart Data“). Und nicht nur das Marketing alleine. Es ist heute das gesamte Unternehmen, das von der Bündelung der vorhandenen Daten-Fundgruben und dem abteilungsübergreifenden Austausch darüber abhängig ist. Und wer sollte diese zentrale Aufgabe besser lösen als die IT?
Vergessen wir auch nicht, dass alle Unternehmen im Mai 2018 die Europäische Allgemeine Datenschutzverordnung (DSGVO) unter Androhung von hohen Strafen einhalten müssen. Auch deshalb ist es an der Zeit, dass sich Marketing und IT endlich zusammensetzen und gemeinsam die neuen Herausforderungen in Angriff nehmen.