Customer Journey: Wie der Autokauf zum Erlebnis wird
Generell lässt sich die Customer Journey beim Autokauf in unterschiedliche Phasen aufteilen: Marketing, Sales, After Sales und Renewal. Zum Leidwesen des Kunden sind diese vier Stationen jedoch nur allzu häufig nicht miteinander verbunden, was im Gesamtbild zu einem schlechten Markenerlebnis führen kann. Dieses Problem ist im Übrigen keineswegs markenspezifisch, sondern betrifft die Mehrheit der Automobilhersteller am Markt. Erst kürzlich durfte ich beim eigenen Autokauf- aus Kundensicht erleben, an welchen Stellen Automobilhersteller dringend über eine Verbesserung der Customer Experience nachdenken sollten.
Eine gelungene Customer Experience beim Autokauf
Für die Mehrheit der Haushalte ist die Anschaffung eines neuen Wagens die zweitgrößte Investition nach dem Kauf eines Eigenheims. Dennoch ist dieses Kauferlebnis häufig viel weniger persönlich gestaltet, als beispielsweise der Kauf eines wesentlich günstigeren iPhones oder die Bestellung eines Films bei Netflix.
Nehmen wir zum Beispiel Apple: Der Kauf eines iPhones ist von Anfang bis Ende eine runde Sache. Das Marketing, der Verkauf und die Betreuung nach dem Kauf sind so eng miteinander verknüpft, dass sie ein einzigartiges und positives Kundenerlebnis generieren und eine Markenbindung schaffen, die in weiteren Käufen, Weiterempfehlungen und steigenden Umsätzen resultiert.
Nun werden sicherlich einige einwenden, dass a) der Kauf eines iPhones mit dem Kauf eines Autos nicht vergleichbar sei, und b) Apple seine Kunden drängt, sich mit dem Unternehmen in ein geschlossenes Ökosystem zu begeben, das ebenfalls nicht mit dem Autokauf-Erlebnis vergleichbar ist. Auch wenn diese Kritik angebracht scheint, erschafft Apple unabhängig von Produkt und Preis, eine relevante Customer Experience und steuert diese konsistent durch. Auch wenn dies bedeutet, das System nach außen abzuschotten und es zu einem Geschäftsmodell für den Verkauf relevanter Inhalte und Services zu machen.
Apple bindet den Kunden und macht ihn neugierig auf den nächsten Schritt, den die Marke dann auch wie versprochen liefert. Das Unternehmen stellt während der Marketing- und Verkaufsphase sicher, dass der Kunde alle notwendigen Informationen hat, es personalisiert das Kundenerlebnis während des Verkaufs und erschafft eine Kundenbindung, die sicherstellt, dass das Produkterlebnis genauso gut ist, wie es sich der Kunde erhofft.
Durch kontinuierliche Technologie-Updates bleiben die Produkte von Apple modern und aktuell, sodass sich der Kunde immer auf dem neusten Stand der Technik befindet. Hierdurch wird ein intensives Gefühl der Markenloyalität geschaffen, die sich beim Kauf weiterer Produkte auszahlt. Als zusätzlichen Trigger hat Apple die eigene Erneuerungszeit auf zwei Jahre festgelegt. Damit schafft Apple eine Kultur, in der die hochloyalen Kunden immer „das Neueste haben müssen“, um beim aktuellen Technologie-Trend up to date zu sein. Darüber hinaus bietet das Unternehmen ein komplettes Paket an Zusatzprodukten, die mit dem iPhone kompatibel sind und durch das Apple-Ökosystem unterstützt werden.
Die gesamte Markenentwicklung dreht sich hier um ein Produkt, das je nach Modell und Markt rund 700 Euro kostet. Die alles entscheidende Frage muss daher lauten: Wenn Apple ein so tolles Erlebnis über die gesamte Customer Journey kreieren kann, warum können OEMs (Original Equiment Manufacturer) nicht das Gleiche erreichen? Beim Autokauf als zweitgrößte Anschaffung neben einer Immobilie sollten wir als Konsumenten mehr erwarten dürfen als das, was wir derzeit geboten bekommen – eine zerklüftete Customer Journey, bei der wir ständig zwischen Marke, Händler und Servicetechniker hin- und herpendeln müssen, um am Ende genau die Informationen oder Erlebnisse zu erhalten, die wir für unsere Kaufentscheidung benötigen.
Wie man anfängt, es richtig zu machen
Sie kennen das: Attention, Interest, Desire, und Action (AIDA) ist eine altbekannte Formel in Vertrieb und Marketing. Und auch wenn sie aus den meisten Blickwinkeln sicher zutreffend ist, bleibt AIDA meiner Meinung nach unvollständig: Sie ebnet nur den Weg für einen einzelnen Verkauf, lässt aber den Faktor Kundenzufriedenheit völlig außer Acht, der für den Aufbau einer langfristigen Produktkultur und Markenloyalität aber durchaus notwendig ist. OEMs sind zweifelsfrei in der Lage, das Markenbewusstsein und die Loyalität erfolgreicher Marken wie Apple zu erschaffen. Dabei gilt es jedoch, die gesamte „Customer Journey“ – vom Wecken des ersten Interesses durch Werbung über die Beratung und den Kauf bis zum anschließenden Service – im Auge zu behalten: Wenn der Verbraucher eine Kaufentscheidung getroffen hat, wird er das Auto seiner bevorzugten Marke kaufen, den Händler besuchen und sich die Mühe machen, das Auto zu bestellen und auf den Liefertermin zu warten. Doch erst, wenn er das Auto zufrieden fährt, wird der Kunde das Markenversprechen und das beworbene „Produktgefühl“ wirklich erleben und seine künftigen Kaufentscheidungen und After Sales davon leiten lassen.
Bislang sind diese einzelnen Schritte in den meisten Fällen nicht integriert. Dem Kaufprozess mangelt es an Personalisierung und Spezialisierung auf die Bedürfnisse und individuellen Anforderungen der Kunden. Ich bin davon überzeugt, dass wir als Kunden von einem Unternehmen erwarten können, dass es uns als Markenbotschafter und Brand-Supporter wertschätzt. Auch wenn OEMs gerne glauben möchten, dass sie einen guten Job machen, lässt der Kaufprozess als Ganzes den Kunden in Wirklichkeit leider viel zu häufig frustriert zurück.