Die Zukunft der Chatbots im Einzelhandel
In der letzten Zeit ist die Präsenz von Chatbots im gesamten digitalen Marketing deutlich zu spüren. Wie viele andere Branche auch, war der Einzelhandel hier extrem experimentierfreudig und wollte mit dieser bequemen Technologie Kunden begeistern und ihnen schlussendlich ein besseres Kundenerlebnis bieten.
Denn immerhin stellen die kommunikativen Software-Roboter den Einzelhändlern einen rund um die Uhr verfügbaren Serviceassistenten zur Verfügung. Bots mit einer E‑Commerce-Funktionalität sollten zunächst dazu beitragen, Käufer mit einem individuellen Beratungsangebot von einem zu frühen Checkout abzuhalten. Vor kurzem aber haben mehrere prominente Einzelhändler Chatbots ad acta gelegt. Passen sie also doch nicht zu jedem Unternehmen? Ist es noch zu früh? Und was hält die Zukunft für die Bots bereit?
Chatbots bieten offensichtliche Vorteile
Zuerst sollten wir betrachten, warum Chatbots eine spannende Gelegenheit für Einzelhändler darstellen, um ihren Kundenservice zu verbessern. Viele Handelsunternehmen müssen mit sehr knappen Margen arbeiten. Und bessere Kundenerlebnisse erhöhen nicht unbedingt auch die Gewinnspanne.
Das Potenzial, das die Chatbots zur Verbesserung der Customer Experience bei relativ geringen Kosten bieten, ist auch im Vergleich mit anderen Alternativen für den Einzelhandel deshalb überaus attraktiv. Sie können ohne zeitliche Begrenzungen mit den Kunden interagieren und viele Standardfragen beantworten. Viele dieser Tools bieten Echtzeit-Funktionalitäten, was sie für den Einsatz an den Kontaktpunkten vor und am Point-of-Sale (PoS) prädestiniert. Je flüssiger und geschmeidiger der Weg zum Kauf abläuft, desto besser wird auch das Kundenerlebnis.
Aber auch in der Markenführung bieten Chatbots neue Möglichkeiten. Denn sie sind weit mehr als nur Informationsanbieter oder Transaktionsagenten und haben das Potenzial, die Persönlichkeit einer Marke zu schaffen bzw. zu erweitern. Mit der möglichen Umsetzung direkt auf der Händler-Website oder in einer App können Marketingverantwortliche einen zusätzlichen Berührungspunkt auf der gesamten Customer Journey einbauen, der sich intensiv für die Kommunikation mit dem Kunden nutzen lässt.
Zudem kann damit sehr einfach der Kundenservice verbessern: Wenn die Bots Routine-Anfragen, wie etwa „Wo ist meine Bestellung?“, erfolgreich bearbeiten können, dann haben reale Support-Teams mehr Luft, sich auf komplexe Kundennachfragen zu fokussieren.
Die Generation Y mag die Chatbots
Die gute Nachricht für alle Freunde von Chatbots: Die Mehrheit der Generation Y (also jene von 1980 bis 1999 Geborenen, auch „Millenials“ genannt) befürworten den Einsatz der cleveren Software-Helfer. eMarketer hat in einer Umfrage von Dezember 2016 herausgefunden, dass „fast 60 % der US-Millenials einen Chatbot verwenden. Und mehr als die Hälfte von denen, die bisher noch nie einen Chatbot benutzt haben, sind daran interessiert.“
Weiter heißt es: „Zwei Drittel der Befragten würden wahrscheinlich ein Produkt direkt von einem Chatbot kaufen, dagegen sind nur 14 % nicht daran interessiert.“ Das klingt nach einer deutlichen Bestätigung durch eine einflussreiche Zielgruppe.
Die Herausforderung von Chatbots meistern
Doch warum sind inzwischen einige führende Einzelhändler inzwischen wieder aus dieser Technologie ausgestiegen? Obwohl ihr Potenzial offensichtlich ist, bestehen immer noch diverse Probleme bei der Spracherkennung und ‑verarbeitung. So hat etwa der Online-Mode-Einzelhändler Everlane – einst Partner bei der Facebook Chatbot-Einführung – angekündigt, dass es das Plug-In nicht mehr verwendet. Die Ausfallrate von 70 Prozent war dann doch zu hoch und sorgte für permanenten Ärger bei den Kunden.
Viele Verbraucher zeigen zudem eine geringe Toleranz gegenüber unzureichenden Interaktionen mit den Software-Robotern. Hierbei ist der erste Eindruck entscheidend: 73 % verzichten auf Chatbots, wenn der erste Kontakt schlecht abgelaufen ist. Auch die eingeschränkte Funktionalität vieler Chatbots, die auch bei einfachsten Fragen wie der oben erwähnten „Wo ist meine Bestellung?“ nicht angemessen helfen können, schreckt viele Nutzer ab.
Entsprechend vorsichtig müssen Einzelhändler bei einer Implementierung dieser Technologie vorgehen. Kunden wollen mit der angebotenen Personalisierung, einem außergewöhnlichen Service und mit einer Kontaktaufnahme für sich ein Erfolgserlebnis verbinden. Der Einzelhandel kann es sich bei seinen geringen Margen deshalb schlichtweg nicht leisten, mit schlechter Customer Experience Kunden zu vergraulen.
Die Entwicklung von Chatbots geht weiter
Also die Finger von den Software-Robotern lassen? Noch sind die Ausfallraten zu hoch und die Technologie ist nicht da, wo sie sein sollte. Ein Großteil der künftigen Nutzung hängt vom weiteren Fortschritt der Sprachverarbeitung und von zunehmender Raffinesse bei der Ausgestaltung der Benutzeroberflächen ab. Doch das wird geschehen – wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen. Der Einzelhandel sollten sich deshalb bereits jetzt auf den Einsatz dieser Technologie einstellen und sinnvolle Anwendungsszenarien entwickeln.
Die Entwickler von Künstlicher Intelligenz, wie etwa Google oder Amazon, machen kontinuierlich technologische Fortschritte. Ihre Bots werden lebendiger und einfühlsamer und vermitteln den Eindruck eines „guten Freundes“. Langfristig erfüllen sie auch weitere Funktionen, etwa bei der Verbreitung der Markengeschichte oder beim Erzählen von positiven Kunden-Stories. Das wird die Customer Experience spürbar verbessern und die Begeisterung für diese Technologie auch im Einzelhandel erhöhen.
Während es schwierig ist, genau vorherzusagen, wann Chatbots im Retail-Geschäft allgegenwärtig sein werden, stellen sie bereits heute eine greifbare Komponente im Markt dar. Doch für eine richtige Marktdurchdringung gibt es derzeit noch zu viele Unzulänglichkeiten bei dieser Technologie.
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