Der digitale Konfigurator als Partner im Autokaufprozess
Die Customer Journey ist beim Autokauf an vielen Ecken und Enden noch nicht so richtig rund. Das habe ich erst kürzlich bei meiner eigenen Suche nach einem neuen Fahrzeug erfahren müssen. Meine Erlebnisse mit den unterschiedlichen Anbietern habe ich hier für Sie dokumentiert. Mein Ziel ist es, aus Kundenperspektive zu beleuchten, wie Autohersteller das Kundenerlebnis mit Hilfe des Digital Marketings verbessern und bestehende Lücken in den Übergängen von einer Station zur nächsten schließen können.
Konfigurator mit Tücken
Schritt eins beim Autokauf ist in der Regel die Recherche. Von Anfang an war ich an einigen Automarken interessiert, an anderen eher nicht. Trotzdem schaffte es ein Hersteller von der „nicht interessiert“-Liste in die engere Auswahl, nachdem ich etwas von seinem Material gesichtet hatte und von dem „Erlebnis“ geradezu fasziniert war, dass diese Marke verkaufte. Nachdem ich mich am Ende auf vier Marken festgelegt hatte, ging ich schließlich auf die Unternehmensseiten und begann mit der Zusammenstellung meines neuen Autos.
Mein erster Eindruck: Ich muss als Fahrzeuginteressent schon wissen, was ich will. Heutzutage wird erwartet, dass Kunden in der Lage sind, die kleinsten Details ihres neuen Autos selbst zu bestimmen. Und das ist in der Regel gar nicht so einfach. Immerhin handelt es sich um die zweitgrößte Investition, die die meisten Menschen neben einem Hauskauf tätigen. Dennoch war ich von der riesigen Fülle an Möglichkeiten, die zur Auswahl standen, überwältigt. Dabei muss ich zugeben: Ich persönlich bin nicht besonders interessiert daran, wie der Motor aussieht, ich möchte einfach nur, dass er funktioniert!
Alternativ gab es einige vorgefertigte Pakete mit verschiedenen Optionen, z. B. für bestimmte Witterungsverhältnisse. Leider fand ich kein Paket, dass auf meine Bedürfnisse zugeschnitten war, ohne dass ein paar überflüssige Zusätze dabei gewesen wären, die ich mitnehmen musste. Der Preis stieg und am Ende hatte ich das Gefühl, dass das zusammengestellte Auto nicht unbedingt das war, was ich wollte. Außerhalb meiner persönlichen Preisspanne lag es sowieso.
Ein weiterer Kritikpunkt ist aus meiner Sicht der fehlende Zurück-Button auf vielen Seiten. Für mich war es schwierig, verschiedene Pakete zu vergleichen. Hatte ich ein Paket ausgesucht, war es fast unmöglich zurückzugehen und eine andere Konfiguration auszusuchen. Sobald der „point of no return“ überschritten war, bestand die einzige Option darin, die Auswahl zu löschen und ganz von vorne zu beginnen. Bevor ich eine Konfiguration gefunden hatte, die mir gefiel, musste ich vier oder fünf Mal dieselben Seiten wieder und wieder durchlaufen. Kundenservice geht irgendwie anders. Eine freundlichere Benutzeroberfläche für die Auswahl und den Vergleich verschiedener Optionen wäre für mich mehr als hilfreich gewesen.
Die Digital Marketing-Perspektive
Die Automobilindustrie könnte viel erreichen, wenn sie die Erkenntnisse und Methoden des Digital Marketings in den Autokauf-Prozess integrieren würde. Und das fängt bereits bei der Usability an: Die Mehrheit der Nutzer wünscht sich eine benutzerfreundliche Oberfläche, die hilft, Entscheidungen zu treffen und leicht zu bedienen ist. Die Möglichkeit, sein Auto bis ins kleinste Detail selbst zusammenzustellen, ist für manche Autokäufer unter Umständen nicht das schönste Erlebnis, wenn sie nicht mit sämtlichen Besonderheiten des Fahrzeuges vertraut sind. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.
Der Konfigurator sollte den Fokus daher stärker auf den Konsumenten legen: Anstatt eine unübersichtliche und megalange Liste aller verfügbaren Optionen anzuzeigen, wäre es sinnvoller, anhand einzelner Fragen zu ermitteln, welcher Wagen am besten zum jeweiligen Kundenbedürfnis passt. Der Konfigurator sollte als vertrauenswürdiger Berater fungieren, der dem Kunden eine persönliche Customer Journey generiert.
Auf Basis der abgefragten individuellen Präferenzen könnten konkrete Vorschläge, z.B. zu den Sitzgelegenheiten, der Fahrleistung oder dem Fahrertyp, geliefert werden, aus denen der Kunde direkt auswählen kann. Hierdurch wird das Meer an Optionen bereits eingegrenzt, bevor ein unübersichtliches Drop-Down-Menü angezeigt wird.
Sobald der Kunde im Auswahlprozess ist, wäre ein eingebauter Timing-Controller sinnvoll, der den Kunden mit mehr Information versorgt, sobald er bei einem bestimmten Teil des Wagens ins Stocken gerät. Der Kunde könnte dann zum Beispiel zu einer Übersicht geführt werden, die die verschiedenen Optionen und Vorteile des speziellen Bauteils auflistet. Wenn der Kunde anschließend über die unterschiedlichen Möglichkeiten im Bilde ist, wird er zurückgeleitet, um die Bestellung entsprechend zu spezifizieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Authentifizierung. Ein Benutzer sollte sich niemals anmelden müssen, um den Konfigurator nutzen zu können. Das Tool sollte frei zugänglich sein und eine möglichst niedrige Interaktionsbarriere haben. Dennoch sollten die Kunden die Möglichkeit haben, einen Account zu erstellen, um ihre Einstellungen zu speichern, ihre Profile für eine bessere Customer Experience verfügbar zu machen oder um sich einfach zu einem späteren Zeitpunkt erneut einzuloggen. So finden die Nutzer auch eine Woche später ihr maßgeschneidertes Auto wieder, ggf. mit Zusätzen und Sonderangeboten versehen.
Die Informationen könnten anschließend für das Retargeting des Herstellers und entsprechend maßgeschneiderte Werbemaßnahmen auf anderen Plattformen am Desktop oder mobile genutzt werden. Doch Vorsicht: Den Verbrauchern sollte durch die Registrierung stets ein klar sichtbarer Mehrwert geboten werden. Andernfalls könnten sie sich sehr schnell ausgenutzt fühlen und das Vertrauen in die Marke ist dahin.
Aus Marketing-Sicht ist die Registrierung die höchste Barriere, die es zu überbrücken gilt, um den Verbraucher von einer unbekannten in eine bekannte Einheit zu überführen. Sie ermöglicht den Original Equipment Manufacturers (OEMs) einen Einblick in die für den Kunden wirklich relevanten Inhalte des Kaufprozesses. Auf diesem Weg können OEMs ihre Maßnahmengezielt an den Kundenanforderungen ausrichten, um die Customer Journey zu verbessern und die Beziehung zum Kunden fortlaufend zu pflegen.
Nur eine Marke hat mich wirklich begeistert
Neben so mancher Niete bin ich während meiner persönlichen Suche nach einem neuen Fahrzeug auf einige Websites gestoßen, die schon heute ein großartiges Erlebnis schaffen und viele der genannten Leistungen bieten. Aber nur eine hat mich wirklich begeistert. Es gab da diese eine spezielle Marke, mit der ich eine fantastische Customer Experience hatte. Dieses Unternehmen hat mir gleich zu Beginn die entscheidenden Fragen gestellt und die Auswahl dadurch innerhalb von Minuten auf fünf Pakete minimiert. Nachdem ich eines davon ausgewählt hatte, wurde mir das Angebot als PDF geschickt und ich erhielt nach zwölf Stunden einen Anruf, um eine Probefahrt zu vereinbaren. Ein zugesendeter digitaler Kalendereintrag setzte dieser Customer Journey anschließend das i‑Tüpfelchen auf.