Insight Adobe – „Video funktioniert nicht ohne Audio.“

Dr. Nico Becherer ist Senior Computer Scientist bei Adobe in Hamburg und damit zuständig für die Entwicklung von Premiere Pro CC und Audition CC. Er verrät uns, was er an seiner Arbeit ganz besonders schätzt, warum weniger oft mehr ist und warum sich Woody Allen einmal über ein von ihm mitentwickeltes Feature beschwerte.

Nico, Adobes Programme sind bekannt dafür, im visuellen Bereich Maßstäbe zu setzen. Wie passt da eine Software zum Bearbeiten von digitalen Audiodateien ins Bild?

Audition CC ist zunächst einmal ein unverzichtbarer Bestandteil von Premiere CC. Es wird ja gerne mal vergessen, dass Audio ein ganz wesentlicher Faktor der Video-Experience ist. Video funktioniert eben nicht ohne Audio. Um mit George Lucas zu sprechen, macht es genau 50 Prozent davon aus. Darüber hinaus kommt unsere Software aber auch für professionelle Audioproduktionen wie Radiosendungen oder Podcasts zum Einsatz.

Kannst du uns ein konkretes Beispiel dafür geben, wie Audition CC die Arbeit mit Premiere CC unterstützt?

Eines der Features, auf die wir besonders stolz sind, ist Remix. Dabei handelt es sich um ein Tool, das Musik analysieren kann. Im Rahmen von Editierprojekten steht man ja immer mal wieder vor dem Problem, dass man ein Video von einer bestimmten Länge mit einem Musikstück unterlegen möchte, das wiederum eine ganz andere Länge aufweist. Alle Lösungen, die es bisher dafür gab, waren nur Notbehelfe und am Ende auch als solche erkennbar. Erst mit Remix ist es möglich, ein Stück neu zusammenzusetzen und zu kürzen, und zwar so, dass es hinterher exakt zu dem Video passt, das ich damit aufwerten will.

Man könnte fast sagen, dass ihr euren Job dann am besten macht, wenn keiner etwas davon merkt…

Ja, da ist was dran. In Premiere CC gibt es ein weiteres Feature namens Time Tuner. Damit können wir analysieren, in welchen Sequenzen innerhalb eines Videos viel oder wenig passiert. „Wozu ist das gut?“, wirst du jetzt fragen. Es kommt ziemlich oft vor, dass man ein Video um ein paar Prozent kürzen möchte, ohne dass es auffällt. Mit diesem Problem sind zum Beispiel US-Broadcaster an uns herangetreten, die in ihren Sendungen mehr Werbung unterbringen wollten. Hier kommt unsere Analyse ins Spiel. So können wir vor und nach jedem Schnitt jeweils ein Frame wegnehmen. Oder wir können dort, wo gerade niemand etwas sagt oder sich wenig bewegt, etwas Zeit einsparen. Das merkt am Ende kein Mensch. Außer Woody Allen. Der hat sich tatsächlich mal bei einem Sender beschwert und gefragt: „Was macht ihr eigentlich mit meinem Material?“

Was ist das Schöne an deiner Arbeit bei Adobe?

Da gibt es eine ganze Menge. Zum Beispiel die Kooperation mit Research Teams auf der ganzen Welt sowie die Freiheit, auch mal eigene Forschungsideen verfolgen zu können. Ebenso dazu gehören die Zusammenarbeit mit den tollen und brillanten Kollegen bei Adobe und der direkte Kundenkontakt. Und nicht zu vergessen: Ich darf den ganzen Tag Musik hören.

Bei unserem nächsten Insight unterhalten wir uns mit Senior Engineering Manager Jens Heisterkamp über eines der spektakulärsten Projekte von Adobe innerhalb der letzten Jahre: den Schritt in die Cloud.