Der Autokauf: Drei Wege, um die Montagezeit zu nutzen
Nach langem Hin und Her und mehreren Testfahrten hatte ich endlich ein Auto gekauft! Nun befand ich mich also mitten in der Montagephase und freute mich auf den Wagen irgendwann im folgenden Monat. Die Aufregung war groß und wie bei den meisten Autokäufern schien auch mein neues Fahrzeug überall auf der Straße unterwegs zu sein. Im Geiste fuhr ich da bereits mit einem breiten Grinsen mit, auch wenn dieses Modell eine andere Farbe und natürlich die hässlichen Felgen hat.
Naja, zumindest am Anfang. Nach einer Weile begann dann die Fragerei: Wo ist denn nun MEIN Auto? Wird es jetzt in diesem Moment auch wirklich zusammengebaut? War es die richtige Entscheidung? Sollte ich nicht doch noch schnell die anderen Felgen nehmen? Dem Händler und dem Hersteller kann ich mit diesen Fragen jedenfalls nicht kommen.
Denn die sind schon beim nächsten Kunden, beim nächsten Abschluss. Wenn ihr wüsstet, was auf euch zukommt? Schade eigentlich, denn die Wartezeit während der Montage ist eine verpasste Chance für Autohäuser und Hersteller gleichermaßen. Nur müssten sie dazu mir als Kunden einen weiteren Mehrwert bieten.
- Schließt euch nochmal mit mir kurz…bitte
Die erste Möglichkeit, um die Wartezeit während der Produktion angenehmer zu gestalten, ist eine erneute Kontaktaufnahme mit dem Käufer – etwa mit der Frage, ob er noch etwas zu seinem Auto wissen will oder Zusatzangeboten zum Vertrag. Ein Anruf oder eine E‑Mail zum Status des Montageprozesses zerstreut alle möglichen Zweifel – und diese kommen bei vielen Kunden vor – schon im Voraus und beruhigt die Nerven.
Denn merke: Die Markenwahrnehmung und das Kundenerlebnis findet während des gesamten Kaufprozesses und auch danach statt. Bleibt ein Kontaktpunkt auf der Customer Journey unbeachtet, fühlen Kunden alles – nur keine besondere Wertschätzung durch ihren Geschäftspartner.
- Erzählt mir etwas Nützliches
Wenn Händler oder Hersteller während der Montagezeit mit dem Kunden Kontakt aufnehmen, ist dies eine optimale Gelegenheit, um auf weitere Produkte oder zusätzliche Dienstleistungen zum Auto hinzuweisen. Wie wäre es etwa mit Vorab-Informationen zum Ölwechsel? Oder Hinweisen zu Partnern wie Tankstellen, Werkstätten oder Waschanlagen in meiner Nähe?
Das wäre doch eine großartige Cross-Selling-Option mit Mehrwert für den Kunden. Programmatic Advertising ist das Zauberwort und verwertet die gesammelten Informationen über den Käufer sinnvoll, indem zur konkreten Situation des Adressaten passende Produkte und Dienstleistungen vermarktet werden.
- Traut euch ruhig zu mehr persönlicher Note
Viele der High-End-Autos da draußen werden zum Teil manuell zusammengesetzt. Immer mehr Marken setzen so auf eine persönliche Note. Vor kurzem habe ich bei einem Neuwagen eine gestanzte Platte im Motorblock mit dem Namen jener Person gesehen, die den Motor für das Auto zusammengebaut hat. Es muss ja nicht immer so deutlich sein, aber solche menschlichen Elemente können beim neuen Besitzer einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Sogar eine Nachricht per E‑Mail mit einem einfachen Foto meines zukünftigen Motors vor dem Einbau erhöht nicht nur meine Markentreue als Käufer, sondern wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit Freunden und auf Social Media geteilt und erreicht so einen Multiplikator-Effekt.
Das Ende der verpassten Möglichkeiten
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Zeit zwischen Vertragsunterzeichnung und Lieferung des Neuwagens eine riesige – verpasste – Chance für die Autohäuser und Hersteller ist. Einfache Updates über den Montagestatus und empfohlenes Zubehör sind eine gute Möglichkeit, die neuen Kunden auf dem Laufenden zu halten, Markenloyalität zu stärken und Cross-Selling‑Möglichkeiten für das Unternehmen oder seine Partner zu nutzen.
Das Hinzufügen einer individuellen Note verstärkt die „Menschlichkeit“ eines Autos bzw. der Marke an sich, die sich heute oftmals eher unpersönlich anfühlen. All diese Maßnahmen erhöhen nicht nur die Kundenzufriedenheit und verbessern die Customer Experience, sondern bieten auch wirtschaftliche Vorteile für alle Beteiligten in der automobilen Wertschöpfungskette.