Visual Trend im Juni: Die Ethik des Bildjournalismus

Im Juni startete die Adobe Stock Editorial Collection. Aus diesem Anlass wollen wir über die Rolle des Bildjournalismus in unserer von sozialen Medien gesättigten visuellen Umgebung nachdenken. Um dazu die Insider-Perspektive kennenzulernen, haben wir mit John Pullman gesprochen, dem Global Head für Video und Bilder bei Reuters. Wir wollten wissen, was es bedeutet, wenn man mit Nachrichten aus der ganzen Welt zu tun hat, was ein vertrauenswürdiges Bild ausmacht und was es mit der neuen Reuters-Sammlung für Adobe Stock auf sich hat.

Die Dokumentierung einer Welt im Wandel bis in den letzten Winkel

Als weltgrößte Multimedia-Nachrichtenagentur unterhält Reuters 200 Nachrichtenbüros auf der ganzen Welt und beschäftigt ein Team von 600 Fotojournalisten. Es ist also keine Überraschung, dass diese fast alles abdecken. „Es gibt keinen führenden Fotografen, dessen Bilder nicht in unserer Datei sind. Es gibt kein größeres Sport-Event, das wir nicht abdecken“, erklärt John. „Und es gibt ein reichhaltiges visuelles Storytelling aus allen Ecken des Globus. Es geht aber nicht immer nur ums harte Nachrichtengeschäft – wir haben auch Fotos für Features, Entertainment und Sport.“


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JASON REED / REUTERS

Die Agentur wurde 1851 gegründet, und heute stehen wir an einem bedeutenden Wendepunkt: Fast jeder sieht sich selbst als Fotograf, die Kamera ist immer im Anschlag und die sozialen Medien stellen die Plattform für die sofortige Verbreitung der Bilder bereit. Reuters dagegen steht für die Überprüfung von Fakten und für journalistische Grundsätze: „Wenn etwas passiert, findet man in den sozialen Netzwerken Bilder, die von irgendwelchen Personen hochgeladen wurden, und die stehen meistens schneller zur Verfügung. Das erste professionelle Foto dagegen stammt oft von Reuters“, so John. „Gerade im Zeitalter der Fake News hat der Name Reuters einen hohen Wert. Solch einem Bild kann man trauen, weil es von einer Organisation kommt, bei der ethische Standards hochgehalten werden. Wir haben eine Reihe von Grundsätzen aufgestellt, die jeder befolgen muss, der hier arbeitet. Ich glaube, das ist ein immer größer werdender Vorteil für uns.“

Die Grundsätze von Reuters – Integrität, Unabhängigkeit, Tendenzfreiheit und verlässliche Quellen – wurden im Zweiten Weltkrieg entwickelt. Reuters wollte damals über den Krieg berichten, ohne sich von irgendeiner Regierung beeinflussen zu lassen. Die Grundsätze erwiesen sich als zeitlos. Nach wie vor lernt sie jeder, der hier anfängt.

Inzwischen beinhalten diese Grundsätze auch die Position von Reuters zur Manipulation von Bildern. „Das Bild, das wir bereitstellen, entspricht so weit wie möglich dem, was der Fotograf vor Ort aufgenommen hat. Das verleiht uns einen Status, der einen immer größeren Eigenwert bekommt, obwohl wir aktiv ja gar nichts dazutun. Solche Werte sind plötzlich wichtiger als sie das vielleicht in der Vergangenheit waren“, erklärt John.


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JOSE MIGUEL GOMEZ / REUTERS

Bewahrung eines zeitlosen Look-and-Feel

Während Reuters die neuesten Fototechniken und Tools verwendet – etwa Roboterkameras, mit denen sich ein Sport-Event aus jedem beliebigen Winkel aufnehmen lässt – weist das Look-and-Feel der Fotos eine verlässliche Beständigkeit auf. John erklärt, dass das eine Folge der Selbstverpflichtung des Unternehmens zu ehrlicher Berichterstattung ist: „Wir versuchen, dem Augenblick treu zu sein. Daher nehme ich an, dass unsere Fotografie sich mit der Zeit kaum ändert. Natürlich gibt es auch neue Storytelling-Hilfsmittel. So nutzen wir zum Beispiel auch 360°-Fotografie, und wenn wir Slideshows zusammenstellen, verwenden wir Vorher-Nachher-Ansichten oder Timelines oder eine Art Slider, um eine Entwicklung in einer Geschichte zu zeigen. Aber das eigentliche Bild folgt keiner Mode. Alle unsere Bilder sind in Farbe. Wir verwenden keine Schwarzweißfotos. Unsere Bilder sind eher Quer- als Hochformate. Das hat Bestand und ändert sich nicht mit den wechselnden Moden.“

Historische Momente festhalten

Unter den Fotos von Reuters sind einige historische Bilder, die wir alle kennen. Viele Bilder prägen unsere Vorstellung von den Ereignissen weltweit. Allein im letzten Jahr haben die Fotografen von Reuters mehrere Bilder geschossen, die den Pulitzer-Preis gewonnen haben: von der Flüchtlingskrise in Europa, von Usain Bolts unvergesslichem Lächeln und von dem atemberaubenden Moment, als eine Frau der in voller Schutzausrüstung angetretenen Polizei bei einer Black-Lives-Matter-Veranstaltung in Baton Rouge ruhig, aber herausfordernd gegenübertrat.


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YANNIS BEHRAKIS / REUTERS

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