Das Beste aus Usability-Tests herausholen

Den Usern Prototypen vorzustellen ist immer ein aufregender Moment im Designprozess. Die Designarbeit härtesten Prüfungen zu unterziehen und zu schauen, ob die Anwender tun können, was sie möchten, stellt den wahren Test der Ideen und der Arbeit des Teams dar. Allerdings kann es auch zeit- und ressourcenintensiv sein, Anwendertests zu entwickeln und durchzuführen.

Wir stellen euch einige Wege vor, mit denen ihr sicherstellt, dass ihr mit eurem Team das Beste aus den Usability-Tests herausholt.

Versagen zu planen, planen zu versagen

Die Wahrheit über Usability-Tests ist, dass sich die entscheidenden Dinge in der Planung und Vorbereitung der Sessions abspielen.

Bevor ihr loslegt, müsst ihr sicherstellen, dass die Untersuchungsziele und -fragen aufeinander abgestimmt sind. Seht die Untersuchungsziele als das an, was erreicht werden muss, und die Fragen als jenes, was der Test beantworten muss. Dass sich das Team über diese Dinge bewusst ist, ist von entscheidender Bedeutung, selbst wenn dein Test eher informal ist oder im Guerilla Style stattfindet.

Das Team muss auch die Aufgaben, die Teil des Usability-Tests sind, sowie die Prioritätenreihenfolge abgleichen. Das Beste ist, einen klaren Schwerpunkt auf einen besonderen Bereich einer Seite oder der zu testenden App zu legen (wie zum Beispiel der Buchungsverlauf einer Fluggesellschaft), statt zu versuchen, zu viel in einen Test zu stopfen. Stelle sicher, dass zuerst die wichtigsten Aufgaben angegangen werden und dann die weniger wichtigen, damit die wesentlichen Teile abgedeckt werden, wenn bei den Sessions die Zeit knapp wird.

Alle oben angeführten Informationen sollten in einem Testplan und in einem Diskussionsguide festgehalten werden. Diese Dokumente können sehr formal sein oder auch nicht. Aber es ist immer wichtig, Aufzeichnungen über die Testziele und -strukturen zu haben, die im Team abgestimmt wurden. Der Diskussionguide sollte dem Testleiter als Richtlinie für die Durchführung der Sessions dienen. Ich verfasse gerne Anleitungen mit einem strukturierten „Skelett“, das die Hauptaufgaben und Gesprächspunkte abdeckt, und dann kommen zusätzliche Stichworte und Fragen hinzu, die nötigenfalls verwendet werden.

Der Test ist nur so gut wie die Teilnehmer

Die Suche nach geeigneten Teilnehmern stellt den nächsten wesentlichen Schritt dar, damit deine Tests erfolgreich sind. Im Rahmen des Planungsprozesses sollte definiert werden, auf wen der Test abzielt und wie viele Sessions durchgeführt werden müssen. Als Faustregel geht man von fünf bis acht Anwendern pro Segment und Test aus. Falls euch Personen- und Marktstatistiken zur Verfügung stehen, könnte ihr diese als Hilfe für die Suche nach geeigneten Kandidaten nutzen. Auch hier ist wieder die Teamausrichtung wesentlich. Stellt sicher, dass jeder derselben Meinung darüber ist, wer für die Teilnahme am Test einzuladen ist. Ihr solltet auch über die Vertretung einzelner Gruppen nachdenken – müssen auch Anwender in den Test aufgenommen werden, die unterstützende Technologien verwenden? Sind genug Alters- und Geschlechtsgruppen vertreten?

Weiterhin muss die Suchmethode bedacht werden – möchtet ihr einen Profi bezahlen, eine Online-Plattform verwenden oder die Suche über Freunde und Familie durchführen? Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Kosten- und Ressourcenaspekte.

Die Suche ist mit einem umfangreichen Satz von Kriterien – zum Beispiel Personen aus der allgemeinen Bevölkerung, die im letzten Jahr einen Flug online gebucht haben – viel einfacher durchzuführen als mit speziellen Kriterien wie Branchenfachkräfte, zum Beispiel Piloten. Ihr solltet die Dauer der Suchphase also entsprechend planen. Als Faustregel gilt, die Suchphase zwei Wochen vor dem Test abzuschließen.

Proben, proben, proben

Ok, der Testplan und der Diskussionsguide sind also fertig und die Suche ist vorbereitet und startbereit. Was nun?

Die Zeit zwischen jetzt und den Testsessions ist eine gute Gelegenheit zum Proben! Die Wichtigkeit dieses Schrittes kann nicht genug betont werden. Selbst für ein erfahrenes Team lohnt es sich immer, wenigstens eine Generalprobe durchzuführen, um Fehler auszubügeln. Ich persönlich führe gerne eine weniger formale interne Probe durch, um den „Fluss“ des Diskussionsguides auszuprobieren und kleine Änderungen vorzunehmen – und danach kommt die Generalprobe. Idealerweise kann ein Kollege oder Familienmitglied, das mit dem Projekt nicht vertraut ist, die Rolle des Testteilnehmers übernehmen.

Bei der Generalprobe ist es wichtig, alles genau so wie am Stichtag zu machen – einschließlich Technik und Raumeinrichtung. Auch wenn es unnötig erscheint: Die Session durchzugehen, zeigt Bereiche auf, die verbessert werden müssen. So könnt ihr beruhigt sein, dass ihr am Testtag nicht in Schwierigkeiten kommen werdet. Ich probe gerne jedes kleine Detail, zum Beispiel wo der Protokollant sitzen oder die Anwesenheitsliste liegen wird. Wird mit Kunden oder Beobachtern gearbeitet, stellt diese Generalprobe eine Gelegenheit dar, sie darauf vorzubereiten, was sie zu erwarten haben. Außerdem bietet ihr ihnen so die Möglichkeit, letztes Feedback oder Bedenken zu äußern. Um Änderungen umzusetzen, sollte die Probe idealerweise ca. zwei Tage vor der ersten Session stattfinden.

Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Am Tag der ersten Session solltet ihr mindestens eine Stunde vor der ersten Session eintreffen, um euch zu organisieren und vorzubereiten. Sorgt für den letzten Feinschliff, indem ihr sicherstellt, dass Wasser für die Teilnehmer bereitsteht und die Anwesenheitsliste, das Non-Discloser-Agreement (Vertraulichkeitsvereinbarung) und Motivationsanreize bereitliegen.

Wenn der erste Teilnehmer hereinkommt, geht die Show los! Dann zahlen sich die gründliche Vorbereitung und Organisation des Tests aus. Da bei Forschungsarbeiten nicht alle Eventualitäten eingeplant werden können, stellt eine gute Vorbereitung sicher, dass ihr die Untersuchungsziele des Teams erreicht und das Beste aus den Sessions herausholt. Während der Tests sollte man die Sessions genießen und sich voll und ganz darauf einlassen!