Vier Problemfelder für Autokäufer – und ihre Lösung
In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit dem Kauf eines Neuwagens beschäftigt und viele positive wie negative Erfahrungen sammeln können. Parallel dazu war ich mit Deloitte Digital an der Erarbeitung einer jüngst veröffentlichten Studie zum Thema beschäftigt, die drei Kernpunkte näher beleuchtet:
- Definition der Touch Points und Phasen während der Customer Journey eines Autokäufers
- Identifizieren der wichtigsten Problemfelder während einzelner Phasen dieser „Reise“
- Herausarbeiten von Lösungen für diese Herausforderungen – mit dem Fokus auf das Digitale Marketing
An dieser Stelle möchte ich einige der wichtigsten Kernaussagen der Studie präsentieren, die über alle Phasen der Customer Journey beim Autokauf auftreten.
- Fehlen von Personalisierung
Der Mangel an kundenspezifischen Informationen und Alternativen ist während mehrerer Phasen des Autokaufs spürbar. In der Informationsphase, mit der die Customer Journey in aller Regel startet, zeigt sich das oft in der Unmöglichkeit, das gewünschte Modell nach spezifischen Kundenanforderungen zu konfigurieren.
Beim Autohändler hingegen ist der Umgang oftmals sehr unpersönlich und dadurch wenig vertrauenerweckend. Zusätzliche von den Herstellern angebotene Möglichkeiten während des Kaufs werden von den Autohäusern als kompliziert oder unnötig wahrgenommen, Follow-Up-Marketing besteht – falls überhaupt vorhanden – meist nur aus einem unkoordinierten „Sperrfeuer“ von unpersönlichen und nicht zielgerichteten Anzeigen.
- Mangelnde Anleitung des Kunden
Wegen unzähliger verfügbarer Optionen sieht der Kunde irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, die Qual der Wahl führt dann häufig zum Abbruch der Online-Fahrzeugkonfiguration. Der potenzielle Käufer braucht jemanden, der die Komplexität der vorhandenen Informationen reduziert und ihn durch den Suchprozess nach dem besten Auto für sich führen kann.
Online-Konfiguratoren sollten deshalb ein ansprechendes Design haben und vor allem leicht zu bedienen sein. Das erklärte Ziel: Dem Nutzer helfen, schnell das für ihn passendste Fahrzeug zu finden und dieses Modell auf seine persönlichen Bedürfnisse anzupassen. In der Realität ist das Übermaß an Informationen für den Kunden aber sehr oft zu unstrukturiert, zu technisch und zu erschlagend.
Während des gesamten Kaufprozesses ist entscheidend, dem Kunden den Eindruck zu vermitteln, dass sich um ihn gekümmert wird – und keineswegs, dass er ausgenutzt wird. Beim Hersteller wollen Kunden insbesondere den Eindruck gewinnen „hier bin ich richtig, hier wird sich um mich gekümmert“. Händler hingegen sollten auf mehr Professionalität achten, das impliziert im optimalen Fall das Nutzen der Vorab-Infos über den Kunden – etwa aus dem Online-Konfigurator – bei dessen Besuch im Showroom oder bei einer Testfahrt.
- Kontrollverlust im laufenden Kaufprozess
Die Zeiten von Verkaufsabschlüssen unter Hochdruck sind vorbei, heute bestehen Kunden auf mehr Kontrolle im gesamten Prozess ihres Autokaufs. Händler überzeugen hier vor allem mit mehr Transparenz und dem nötigen Verständnis für die erforderliche Zeit bei der Vertragsprüfung oder beim Auftauchen weiterer Fragen.
Während der Montagezeit beim Hersteller, die zum Teil mehrere Monate dauert, entstehen beim Kunden oftmals weitere Fragen und das Warten zieht sich (gefühlt) sehr in die Länge. Für Abhilfe sorgen Status-Updates über den Stand von Montage und Lieferung des Neuwagens sowie eine klare Kommunikation. Und zwar proaktiv, nicht erst auf Kundennachfrage.
- Spürbare geringe Wertschätzung des zahlenden Kunden
„Verkäufer unterschätzen die Empfindlichkeit der Kunden, wenn es um Wertschätzung und eine entsprechende Behandlung geht“, besagt die Studie. Weiter heißt es. „Kunden empfinden sehr häufig Vertriebsmitarbeiter, die Atmosphäre beim Händler und die zugehörigen Interaktionen als arrogant, kaltherzig, übergriffig – und das alles ohne jegliche Service-Orientierung.“
Und ist das Auto erstmal geliefert, fühlt sich der Kunde schnell vergessen und verlassen. Ganz gleich ob wegen einer andauernden „Schrotladung“ unpersönlicher Werbung („Kaufen Sie jetzt unser neuestes Model!“), fehlendem Interesse an weiterem Kontakt oder gleich dem kompletten Ausbleiben jeglicher Kommunikation. Dabei müssen Händler mehr denn je regelmäßigen Kontakt mit ihren (neuen) Kunden pflegen und auch zusätzliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten, um die Zufriedenheit auf einem guten Niveau zu halten.
Oftmals orientieren sich Händler nicht an den Kundenbedürfnissen, sondern nach starren und ausgedienten Mustern. Das muss sich dringend ändern! Gleichzeitig liegt es aber auch an den Herstellern, diese neue Händlerrolle zu definieren und ihre Vertriebspartner auch mit dem nötigen Rüstzeug auszustatten. Ziel sollt es sein, personalisierte Erlebnisse jedes einzelnen Kunden so hochwertig wie möglich zu gestalten. Dazu gehören selbstverständlich auch inspirierende Vertriebsschulungen und das Einschwören auf den „glücklichen Kunden“ als erklärtes Ziel.
Kein Weg führt außerdem an einer Personalisierung vorbei, die heute durch den Einsatz integrierter digitaler Lösungen ermöglicht wird. Die Adobe Experience Cloud etwa hilft beim Anlegen allumfassender und individueller Kundenprofile und dem sinnvollen Kontaktieren des jeweiligen Kunden während der unterschiedlichen Phasen seiner Customer Journey.