Hinter den Kulissen: Alvaro Matas – Zwischen 3D und Typografie

Das verspielte Portfolio von Alvaro Matas aka Jenue** fällt auf und das völlig zu Recht. Er begeistert mit seinen an unterschiedlichen Disziplinen orientierten Werken, in welchen er auf spielerische Weise verschiedene Elemente miteinander kombiniert. Besonders beeindrucken seine 3D-Bilder mit Typografien. Zu seinen Auftragsarbeiten zählen Projekte in Publikationen wie der Wired, Sunday Times, Economist, AIGA und 36 Days of Type.**

ALVARO MATAS / THE SUNDAY TIMES MAGAZINE

ADOBE STOCK: Kannst du uns etwas über dich und deinen Background als Künstler erzählen?

Alvaro Matas: Hallo, mein Name ist Alvaro Matas. Ich komme aus Madrid, lebe jedoch im Augenblick in London. Mein Künstlername ist Jenue, ein Spitzname, den ich mir mit zwölf Jahren ausgesucht habe. Das war die Zeit, in der ich anfing mich für Graffiti zu interessieren – was mir die Tür zu meiner eigenen Kreativität öffnete. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, genau das Richtige zu tun und heute erkenne ich, dass jeder einzelne Schritt mich in meiner Entwicklung weitergebracht hat. Früher war ich bei jedem Projekt, an dem ich arbeitete, richtig aufgeregt – und bin es eigentlich ein Stück weit auch heute noch. Es ist und bleibt eine Herausforderung, meinen ganz eigenen Stil zu entwickeln. Manchmal frage ich mich, ob ich nur zufällig den richtigen Weg eingeschlagen habe. Das ist zwar möglich, aber offen gestanden habe ich mich bei meinen Entscheidungen immer auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich bin in erster Linie Autodidakt und habe vieles von dem, was ich heute weiß, aus dem Internet gelernt. Das erforderte aber auch sehr viel Einsatz und Hingabe.

ADOBE STOCK: Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Alvaro Matas: Mein Stil hat sich über eine lange Zeit entwickelt. Nachdem ich auf Wände gesprayt hatte und verschiedene Graffiti-Styles spannend fand, brachte mein Vater mich auf die Idee, meine PC-Kenntnisse mit meiner kreativen Leidenschaft zu verbinden. Aus dem Graffiti und dem Ratschlag meines Vaters entwickelten sich dann folgende Phasen: Graffiti → Editorial Design → Grafikdesign → 3D Motion Design → 3D-Illustrationen. Es war ein langer Weg bis ich wusste, was ich wirklich will. Danach merkte ich, dass ich wirklich Spaß daran habe, 3D-Bilder zu erstellen und mit typografischen Elementen zu verbinden – und das in echter „Handarbeit“ und in grafischer Form. Manchmal finde ich die Ergebnisse erschreckend real, weil sie so echt wirken – obwohl sie einen surrealen Touch haben. Ich arbeite gerne mit Komplementärfarben und setze sie ein, wo immer ich kann. Das ist so eine Art persönliche Grundregel von mir.

ALVARO MATAS / BE STIMULATED BY REJECTION

ADOBE STOCK: Wo findest du Inspiration?

Alvaro Matas: Häufig im Internet – ich bin jeden Tag online und arbeite an Kunden- oder privaten Projekten. Außerdem schaue ich mir gerne Werke anderer Künstler unterschiedlichster Bereiche an. Ich persönlich stehe auf Street Art, nicht nur auf Graffiti. Damit meine ich Künstler, die ihren eigenen Stil haben und echt gute Design-Kompositionen hervorbringen. So sind beispielsweise u. a. die Arbeiten von Remed, Okuda, Spok, 3ttman richtig gut: Die hauen mich echt um. Ich stehe auch auf außergewöhnliche Tattoo-Künstler wie Itoyo, Deno oder Alemao. Genauso inspirierend finde ich manche Grafikdesigner der älteren Generation, deren Bilder ich als unverfälscht empfinde wie z. B. Julie Le Parc, Kazumasa Nagai und Herbert Bayer.

ADOBE STOCK: Was war die größte Herausforderung, die du in der Designbranche meistern musstest?

Alvaro Matas: Meine größte Herausforderung bestand in der Gründung meines eigenen Studios und darin, regelmäßig Projektaufträge zu bekommen.

ALVARO MATAS / DREAM COME TRUE

ADOBE STOCK: Was hältst du von Stockbildern, und meinst du, dass aktuell ein Wandel in der Wahrnehmung stattfindet?

Alvaro Matas: Ich halte Stockbilder für eine gute Sache, wenn es um Referenzmaterial und Fotobearbeitung geht. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es von Tag zu Tag leichter wird, das passende Bild zu finden, um es anschließend relativ schnell in Photoshop zu überarbeiten. Außerdem sind Stockbilder super nützlich, um in CGI-Projekten Details einzufügen.

ADOBE STOCK: Welches war das Projekt, an dem du am liebsten gearbeitet hast?

Alvaro Matas: Mein Lieblingsprojekt war vermutlich das für AIGA Design: Da ging es um 5 inspirierende Zitate in verschiedenen Looks, allerdings mit einem durchgehenden Thema.

Dicht gefolgt von einem jüngeren Projekt, das ich gerade für die Marke Camel abgeschlossen haben. Die Art Directors waren äußerst kreativ und baten mich um besonders inspirierende Arbeiten.

ALVARO MATAS / THE PUSHY BIRD GETS THE WORM

ADOBE STOCK: Auf welche Arbeit freust du dich 2017?

Alvaro Matas: Ich freue mich auf weitere 3D-Designs, die unter Verwendung geometrischer und symmetrischer Aspekte von Hand entstehen und mit Photoshop Brushes und anderen Programmen kombiniert werden, um neue Techniken auszuprobieren.

ADOBE STOCK: Welche Musik hörst du zurzeit bei der Arbeit (falls du welche hörst)?

Alvaro Matas: Ich höre viel Musik – den Streaming-Diensten mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten sei Dank! Gerade hat mich das neueste Album von Arca überrascht. Am Anfang war es nicht so eingängig und am Ende kam ich nur schwer wieder davon los.

ALVARO MATAS / PLAY 1800

ADOBE STOCK: Nach welchen Designtrends sollte man in diesem Jahr Ausschau halten?

Alvaro Matas: Ich weiß nicht, was genau „in“ sein wird. Aber man sollte auf jeden Fall immer nach Trends schauen, die einen inspirieren und so sehr begeistern, dass man nur um der Sache willen kreativ werden will.

Ihr wollt nun noch mehr von Alvaros kreativen Arbeiten sehen? Dann schaut doch auch mal bei Behance oder seiner Website vorbei.