Fünf Tipps für Grafikdesigner, die auf UX-Design umsatteln wollen
Mit der voranschreitenden technologischen Entwicklung eröffnen sich für Grafikdesigner immer wieder neue spannende Berufsmöglichkeiten. User Experience (UX) Designer stehen derzeit besonders hoch im Kurs und Bewerber mit Erfahrung dürfen Top-Gehälter erwarten: Im Einstiegsbereich liegt das mittlere Jahreseinkommen in den USA bei 70.000 Dollar – erfahrene Experten erhalten sogar bis zu 100.000 Dollar.
Die Nachfrage ist groß und ihr könnt viele bereits vorhandene Kenntnisse auf den neuen Beruf übertragen. Auf UX-Design umzusatteln kann sich also lohnen. Wenn ihr als Grafikdesigner mit UX-Design liebäugelt, aber nicht sicher weißt, wie ihr es angehen sollt, ist dieser Artikel genau der Richtige für euch.
Grafikdesign und UX-Design im Vergleich
Bevor wir uns in die Einzelheiten vertiefen, müssen wir erst definieren, worum es beim UX-Design genau geht und wodurch es sich vom Grafikdesign unterscheidet.
Auch wenn es bei Grafikdesign und UX-Design teilweise zu Überschneidungen kommt (kreatives Denken ist in beiden Berufen gefragt), unterscheiden sich Aufgaben und Ziele doch grundlegend:
- Im Grafikdesign geht es vorrangig um visuelle Aspekte (Farben, Schriften). So arbeiten Grafikdesigner primär auf eine _gute Optik _hin.
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Grafikdesigner vermitteln den Benutzern Informationen mithilfe von Text und Bildern. Bildquelle: Ramotion
- Beim UX-Design geht es darum, das gesamte Erlebnis mit einem Produkt für die Benutzer zu gestalten – nicht nur im Hinblick auf die Optik, sondern auch auf die
- Informationsarchitektur
- (wie Informationen präsentiert und strukturiert werden), die
- Benutzeroberfläche
- , das Interaktionsdesign (wie die Benutzer mit dem Produkt oder Service interagieren) und vieles andere mehr. UX-Designer arbeiten primär an der Gestaltung guter Produkte.
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Die Aufgaben des UX-Designers sind komplex, herausfordernd und facettenreich. Anders als Grafikdesigner, die sich überwiegend auf Optik und Kommunikation konzentrieren, liegt der Fokus von UX-Designern auf dem Benutzer und der Frage, wie er mit dem Produkt interagiert.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Grafikdesign und UX-Design ist der Designprozess. Für Grafikdesigner endet der Prozess, wenn das Produkt auf den Markt kommt. Für den UX-Designer dagegen ist dieser Produktlaunch einfach nur ein Schritt im Designprozess. UX-Designs sollten kontinuierlich getestet und aufgrund von Benutzerfeedback angepasst werden. Das heißt UX-Designer müssen bereit sein, ihren Prototyp zu überarbeiten und ihre Hypothesen den Benutzerbedürfnissen entsprechend zu korrigieren.
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Der Prozess des Produktdesigns. Bildquelle: Visual
Der Umstieg von Grafikdesign auf UX-Design
Viele meinen, UX-Designer sind ein exklusiver Klub, in den nur Leute mit dem richtigen Talent und langer Ausbildung aufgenommen werden. Das stimmt nicht. Vielmehr kann sich der Umstieg für Mitarbeiter mit starken Designfähigkeiten ganz natürlich ergeben. Für den Umstieg vom Grafikdesign zum UX-Design sind die folgenden fünf Punkte wichtig:
1. Eignet euch neue Kenntnisse an
Auf den Berufswechsel zum UX-Design könnt ihr euch vorbereiten, indem ihr etwas Zeit und Mühe in das Erlernen von UX-Kenntnissen investierst. Während im Grafikdesign für gute Illustrationen Spezialkenntnisse wie Typografie und Farbtheorie gefragt sind, stellt das UX-Design wesentlich vielschichtigere Ansprüche. UX Designer arbeiten am Schnittpunkt zahlreicher Disziplinen und müssen ständig hinzulernen. Um für Benutzerprobleme die richtigen Lösungen zu entwickeln, verwerten sie Erkenntnisse aus den Bereichen Psychologie, visuelles Design, Interaktionsdesign, _Informationsarchitektur _und Methoden der Nutzerforschung.
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UX-Schirm von Dan Willis. Bildquelle: Slideshare
Auch wenn niemand aus dem Stand alle Disziplinen bewältigen kann, gibt es doch gute Tipps für die ersten Schritte:
- Geht zunächst von euren Stärken aus und dringt stückweise in angrenzende Bereiche vor – wann immer sich Möglichkeiten bieten. Wenn eure Stärke zum Beispiel im visuellen Design liegt, fangt dort an.
- Überlegt, welche Kenntnisse ihr auf eure neue Rolle übertragen könnt. Grafikdesigner mit UX-Ambitionen sind insofern im Vorteil, weil sie die Dinge attraktiv gestalten können. Eine gute Optik kann die Gesamtwahrnehmung des Produkts verbessern, weil die Benutzer die Anwendung als angenehmer empfinden. Es gibt also keinen Grund, eure Grafikdesign-Kenntnisse geringzuschätzen. Bringt sie ruhig ins Spiel, wenn ihr an UX-Projekten arbeitet.
2. Stellt ein Portfolio eurer UX-Designs zusammen
Worauf legen Arbeitgeber bei der Einstellung von UX-Designern den größten Wert? Auf zwei Faktoren: _relevante Berufserfahrung _und ein Design-Portfolio. Wenn ihr bei Ersterem nicht punkten könnt, konzentriert euch auf Letzteres. Seiteneinsteiger stehen bei der Suche nach der ersten Stelle oft vor demselben Dilemma wie Hochschulabsolventen: Um als UX-Designer eingestellt zu werden, braucht ihr Erfahrung im UX-Design. Aber wie kommt ihr an diese Erfahrung? Am besten weist ihr euer Potenzial auf jede nur mögliche Art nach:
- Beteiligt euch an der
- Daily UI Challenge
- und nehmt die besten Designs in euer Portfolio auf. Daily UI ist vor allem für Anfänger geeignet, weil ihr hier eure Kenntnisse erweitern und zugleich eine Social-Media-Präsenz aufbauen könnt. Erwähnt in eurem Portfolio einfach, dass es sich um theoretische Projekte handelt.
- Arbeitet als freiwilliger Helfer an gemeinnützigen Projekten mit. Dabei könnt ihr zugleich von anderen Designern lernen und euch echten Herausforderungen stellen. Eure Ergebnisse hebt ihr dann in eurem Portfolio als positiven Beitrag für die Gesellschaft hervor.
3. Gestalte benutzerorientiert anstatt pixelgenau
Wenn ihr aus dem Grafikdesign kommt, gestaltet ihr wahrscheinlich am liebsten so, dass bis zum letzten Pixel alles ganz genau stimmt. Im Grafikdesign widmet ihr häufig einen Großteil eurer Arbeitszeit der Perfektionierung von Kerning und Farben, damit sie den Markenrichtlinien exakt entsprechen. Beim UX-Design laufen die Dinge etwas anders.
UX-Designer arbeiten in erster Linie benutzerorientiert und hinterfragen ihr Ziel immer wieder. Bei der Entwicklung eines benutzerorientierten Designs solltet ihr Folgendes beachten:
- Benutzerfreundlichkeit ist ein Eckpfeiler des Benutzererlebnisses. Es ist ein bekanntes Problem, dass sich UX-Designer oft mehr auf eine gute Optik konzentrieren als darauf, ob etwas funktioniert und benutzerfreundlich ist. Ihr könnt euch von der Masse abheben, indem ihr in euren Designs zeigt, wie detailliert ihr die Frage der Benutzerfreundlichkeit versteht und berücksichtigt.
- Beginnt nicht zu früh mit dem visuellen Design – und zwar aus demselben Grund: Eure Aufmerksamkeit sollte zuallererst der Frage gelten, wie etwas funktioniert, nicht wie es aussieht. Denkt daran, dass die Anwender einer App oder eines Services diese nicht nutzen, weil sie gut aussehen. Wenn sie euer Produkt verwenden, wollen sie ein Problem lösen oder ein Bedürfnis erfüllen.
4. Macht euch mit der Nutzerforschung vertraut und bittet um Feedback zu eurer Arbeit
Ein UX-Designer hat die Aufgabe, Produkte so zu gestalten, dass sie das bestmögliche Benutzererlebnis bieten. Wie geschieht das? Am Anfang stehen umfangreiche Recherchen. Sie bilden einen wesentlichen Prozessschritt des UX-Designs. Das Produktdesign basiert dann auf den Ergebnissen. Ein Produkt, das für die Benutzer wertvoll ist, könnt ihr nur entwickeln, wenn ihr verstanden habt, vor welchen Problemen die Benutzer stehen und wie ihr sie durch euer Design lösen könnt. Wer als Grafikdesigner umsatteln will, muss Zeit investieren und sich mit den Methoden der Nutzerforschung vertraut machen.
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Verschiedene Forschungsmethoden in der Zusammenfassung der NNGroup
Ihr solltet nicht davor zurückschrecken, anderen eure Arbeit zu zeigen und deine Überlegungen von ihnen hinterfragen zu lassen. Zu erfahren, was funktioniert hat und was nicht, ist äußerst lehrreich.
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UX-Designer arbeiten eng mit Benutzern und anderen Teammitgliedern zusammen, damit das Endprodukt die Erwartungen der Benutzer sicher erfüllt. Bildquelle: General Assembly
5.Networking und Learning by Doing
Nachdem ihr Praxiskenntnisse im UX-Design erworben habt und euer Portfolio steht, geht es ans Networking. Für UX-Designer ist eine gute Vernetzung unerlässlich, denn die besten Jobchancen ergeben sich oft durch Empfehlungen von Leuten, die bereits in diesem Bereich arbeiten. Beginnt mit dem Networking beispielsweise bei LinkedIn und Medium. Schließt euch Gruppen mit UX-Bezug an, die in eurer Nähe aktiv sind, stellt selbst Fragen und beantwortet die Fragen anderer. So baut ihr allmählich ein Netzwerk aus Berufskollegen auf. Das dauert seine Zeit – erkundigt euch nicht gleich am Anfang nach einer Stelle – zunächst geht es darum Beziehungen zu pflegen.
Weitere Gelegenheiten zum Networking findet ihr auf Twitter, wo ihr Experten folgen könnt. Wichtige Namen sind beispielsweise Don Norman, Luke Wroblewski und Steve Krug. Von ihnen kannst du nicht nur viel lernen, sondern auch mit ihren Followern ins Gespräch kommen. Die meisten sind Grafikdesigner wie du.
Zusammenfassung
Besteht zwischen den Kenntnissen von Grafikdesignern und UX-Designern eine Lücke? Ja, aber sie lässt sich überwinden. Grafikdesigner sprechen bereits die Sprache des Designs. Und im UX-Design bieten sich zahlreiche Chancen, eure Karriere im Kreativbereich voranzubringen. Viel Erfolg!
Der Zauberwürfel ist nicht das einzige Drehpuzzle. Auf Ruwix findest du zum Beispiel auch Pyraminx, 2er- und 4er-Würfel sowie Megaminx.