Wie wird man ein guter Designer?

Radu ist UX-Designer und Stratege. Er hat bereits in vielen unterschiedlichen Branchen gearbeitet – von Technik und Bank-Business über Gaming und das IoT (Internet der Dinge), ist er mit vielen Feldern vertraut und stets auf Design Prozesse fokussiert. Insbesondere liegt ihm die Entwicklung einer einheitlichen Design Sprache am Herzen. Einer Sprache, welche Designern in ihrer Arbeit erlaubt flexible und immer wieder verwendbaren Komponenten zu kreiieren. Was macht einen wirklich guten Designer aus? Diese Frage stellt sich Radu Fotolescu – dabei hinterfragt er auch seinen eigenen Werdegang. Lest selbst zu welchen Schlüssen er dabei kommt.

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Wie wird man ein guter Designer? Um diese Frage zu beantworten, musste ich, Radu Fotolescu, erst einmal herausfinden, warum ich eigentlich Designer geworden bin.

Es war kurz nachdem ich mich entschlossen hatte, Unternehmer zu werden. Ich hatte viele Jahre im Bankwesen gearbeitet und wollte etwas Eigenes schaffen. Mich faszinierten die endlosen Möglichkeiten, die das Internet bot. Hier entstanden völlig neue Geschäftschancen und Märkte und ich erkannte, welches Potenzial gutes Design hier hatte.

Mein Interesse war geweckt und ich wollte mehr darüber wissen. Ich glaube, dass die Neugier auf die Bedürfnisse der User das Wichtigste beim Start oder der Weiterentwicklung einer Design-Karriere sind. Man muss verstehen wollen, wie die Dinge funktionieren und wie sie für die User und ihre Umgebung weiter optimiert werden können.

Als Designer müsst ihr neugierig auf die Bedürfnisse der User sein und verstehen wollen, wie die Dinge funktionieren und wie sie optimiert werden können.

Ich erinnere mich, dass ich eine Idee für eine Website hatte und einen befreundeten Web-Designer mit eigener Agentur bat, mir dabei zu helfen. Er gab den Job an einen externen Designer weiter und als ich dann die fertige Photoshop-Datei bekam, musste ich feststellen, dass viele Design-Entscheidungen die eigentliche Intention des Projekts gar nicht wiedergaben und oft sehr subjektiv waren.

Mir wurde klar, wie wichtig es für Kunden – in diesem Fall für mich selbst – ist, dass das Endergebnis auch wirklich den Projektzielen entspricht. Und ab da wusste ich, dass die Entwicklung von Produkten, die die Bedürfnisse der Menschen erfüllen, das ist, was ich machen will.

Ich hatte nichts mit Design studiert – deshalb war es für mich anfangs ein realistisches Ziel, die Erwartungen des Kunden genau umzusetzen und nicht zu versuchen, sie zu übertreffen. Ich wollte einfach nur zielorientiertes Design liefern und verbrachte von nun an jede freie Minute damit, mich in Design-Grundlagen, Design-Theorie, User Experience usw. einzuarbeiten. Ich musste alles wissen, was man über die Entwicklung eines Produkts oder eines Services wissen konnte.

Lange Zeit bezeichnete ich mich selbst als Design-Autodidakten, aber heute weiß ich, dass ich mein ganzes Know-how aus den Erfahrungen anderer gewonnen habe. Deshalb erzähle ich diese Geschichte. Die Tatsache, dass ich mich entschieden hatte, in meiner Freizeit zu lernen, macht mich nicht zum Autodidakten. Ich würde es eher als selbst organisierten Lernprozess bezeichnen. Die Autoren der Artikel, die ich gelesen habe, und die Macher der Tutorials, mit denen ich geübt habe, waren meine Lehrer.

Antrieb meiner Entwicklung war einzig und allein meine Neugier. Ich wollte von diesen Menschen lernen, wissen, was sie wissen, und schnell und effektiv aus ihren Erfahrungen lernen.

Jeder kann seine eigene Neugier nutzen, um Herausforderungen zu meistern.

Design und Disziplin bedeuten, Probleme zu lösen. Als Designer müssen wir effektive Lösungen für jede Herausforderung finden. Und um zu guten Lösungen zu gelangen, sollten Designer die Quellen ihrer Inspiration sorgfältig auswählen.

Als junger Designer nahm ich Ratschläge oft als Vorgabe und traf meine Entscheidungen auf der Grundlage der Erfahrungen und Erkenntnisse anderer. Ich wusste zwar, dass das der falsche Weg ist, machte aber trotzdem so weiter. Warum das so war?

Wahrscheinlich, weil die Arbeit anderer Designer immer noch die einfachste Möglichkeit bietet, Inspiration und Antworten zu finden. Wenn man Design-Galerien und Styleguides wie Handbücher für gutes UX-Design nutzt, ist die Arbeit wesentlich schneller getan als mit eigenen Recherchen und Tests.

Je mehr Designer aber so arbeiten, desto mehr kapselt sich die ganze Branche in ihrer eigenen kleinen Blase ein und entfernt sich damit vom realen Leben und den sich ständig ändernden Bedürfnissen der Anwender.

Wenn wir in unseren Projekten immer nur die Bildsprache anderer kopieren und nicht mehr außerhalb unserer Komfortzone nach Lösungen suchen, kann es sein, dass uns die effektivste Lösung für ein Problem entgeht.

Der Blick über den Tellerrand der Design-Welt ist definitiv der schwerere Weg. Prinzipien der Psychologie, Technik oder gar Naturwissenschaften zu verstehen, erfordert vor allem Neugier und die Motivation weiterzulernen. Um diesen Aufwand kommen wir nicht herum, wenn wir mehr wollen.

Doch wie heißt es so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Durch kontinuierliches Lernen und Vertiefen unserer Kenntnisse offenbaren sich die Lösungen irgendwann einmal schneller als mit jeder Google-Suche.

Auf Basis meiner Erfahrungen kann ich die Frage, was einen guten Designer ausmacht, vielleicht beantworten: Neugier und die Motivation, eigene Grenzen zu überwinden.

Neugier ist die Grundlage für kontinuierliches Lernen. Sie bringt uns dazu, uns auf die Veränderungen des Lebens einzustellen und durch sie verlassen wir die Komfortzonen, die uns oft nur bremsen.

Als Designer müssen wir bereits Vorhandenes verbessern, aktuelle Muster aufbrechen und neue Lösungsansätze finden. Andernfalls hinken unsere Designs den sich ständig wandelnden Anforderungen der Menschen hinterher, anstatt den Weg zu besseren Anwendererlebnissen zu ebnen.

Von Radu Fotolescu

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