Digitalisierung in Deutschland: Es geht um die Kunden und ihre Erlebnisse!
Deutschland ist Industriegigant und Exportweltmeister und wir können alle sehr stolz darauf sein. Allerdings machen Erfolge bisweilen blind für die eigenen Schwächen. So rutschte die Bundesrepublik in der Rubrik „Future Readiness“ im Vergleich des Schweizer World Competitiveness Center auf Rang 18 ab. 2014 waren wir noch auf Platz 8. Ähnlich sehen Zahlen aus dem Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2017 aus, den das Bundeswirtschaftsministerium erstellen ließ. Beim Digitalisierungsgrad kann demnach nur die Informations- und Kommunikationsbranche glänzen: Sie erzielt 78 von 100 möglichen Punkten.
Dieses eher mittelmäßige Abschneiden ist allerdings zum Teil der Struktur von Deutschlands Unternehmenslandschaft geschuldet: Sie wird in besonders starkem Maße durch den Mittelstand gebildet und ist zudem sehr fertigungsgetrieben. Hier ist man stolz auf führende Qualität und innovative Maschinen – zu Recht! Die digitale Transformation folgt hierzulande damit letztlich einem anderen Drehbuch als in anderen Teilen der Welt.
Digitalisierung ist mehr als Kostensenkungen
Wichtig ist es aus unserer Sicht, gerade für deutsche Unternehmen zu verstehen: Bei der Digitalisierung geht es nicht allein um Kostensenkungen. Die Potenziale neuer Geschäftsmodelle und Produkte sowie, ganz wichtig, die Vernetzung mit dem Endkunden sollte nicht übersehen werden.
Denn genau hier sehen wir derzeit einen wichtigen Wandel, der deutsche Unternehmen ebenso betrifft: Verbraucher beurteilen die Leistungsfähigkeit von Produkten mehr und mehr anhand des gesamten Kundenerlebnisses. Die Innovationszyklen werden zugleich immer kürzer und dieser Zuwachs an Tempo verändert unseren Anspruch an Produkte und digitale Dienste.
Durch das boomende „Internet of Things“ gilt das vermehrt auch für Maschinen: Hersteller und Anwender stehen im Gegensatz zur Vergangenheit nun in einer direkten Beziehung. Ein Tesla beispielsweise bekommt per Update über Nacht neue Funktionen und Fähigkeiten. Tritt ein Problem mit dem Fahrzeug auf, kann eine Ferndiagnose gestellt werden. Solche Erlebnisse verändern nicht zuletzt die Erwartungshaltung der Konsumenten.
Die meisten Autohersteller haben zwar hunderttausende Fotos und Videos ihrer Produkte, aber aufgrund ihres Händlersystems nur sehr wenige Daten über ihre Kunden. So sind sie überhaupt noch nicht in der Lage, personalisiert zu kommunizieren. Und gerade das wird immer entscheidender.
Die Beziehung zwischen Marken und Konsumenten stärken
Deshalb ist es aus unserer Sicht wichtig, dass wir uns bei der Digitalisierung nicht alleine auf Industrie 4.0 und Wirtschaft 4.0 konzentrieren, sondern zunehmend die Kundenbeziehung 4.0 ins Auge fassen. Für Unternehmen in Deutschland bedeutet das: Digitale, auch mittelstandstaugliche Experience Management Lösungen gewinnen an Bedeutung, die den Verbraucher mit relevantem Content personalisiert ansprechen können. Nie zuvor war das Daten-Wissen über die Nutzer größer – wer sie sind, was sie kaufen, wo sie sich aufhalten, was sie online machen und wie sie mit vernetzten Geräten interagieren. Dadurch sind wir heute in der Lage, immer bessere personalisierte Dienste bereit zu stellen und relevante Erlebnisse zu kreieren. So können wir die Beziehung zwischen Marken und Konsumenten stärken. Dabei gilt: Was heute digital nicht funktioniert, findet in den Lebenswelten der Digital Natives nicht mehr statt.
Fazit
Auch wenn Deutschland wie aufgezeigt derzeit nur im Mittelfeld in Sachen Digitalisierung steht, ist der Zug noch lange nicht abgefahren. Deutsche Unternehmen schauen sich neue Entwicklungen generell oftmals erst genauer an, analysieren die Situation und steigen ein, wenn sie wirklich etwas beizutragen haben. Dann aber auch richtig.
Um das zu guter Letzt noch einmal hervorzuheben: Für viele deutsche Hersteller steht der Verkauf ihres physischen Produkts im Vordergrund. Aus unserer Sicht sollten sich Unternehmen aber verstärkt als Hersteller von Erlebnissen für ihre Kunden verstehen. Und genau hier möchten wir als Adobe mit unseren Angeboten und Produkten einen Beitrag leisten.
Mehr dazu in diesem Interview mit mir auf dem Event „Insight Adobe – Digitale Zukunft made in Germany“: