Kultureinrichtungen: Digitales Besuchererlebnis wird immer wichtiger (Teil 1)
Kultureinrichtungen – ob Theater, Museen, Opernhäuser oder Musikhallen – stehen heute von vielen Seiten unter Druck. Wie hoch fallen die nächsten Zuschüsse aus und gibt es überhaupt noch welche? Finden sich Sponsoren und bleiben die dauerhaft bei der Stange? Wie erreicht man das beste Ergebnis, ohne mit Preiserhöhungen das Publikum zu verschrecken? Was bewegt die Besucher überhaupt – sind es künstlerische Inhalte oder steht die Freizeitgestaltung im Vordergrund? Wie gelingt eine überzeugende Ansprache unterschiedlichster Zielgruppen? Und wie bitte überlebt man jetzt noch den digitalen Wandel?
Um alle diese Herausforderungen erfolgreich in Angriff zu nehmen, ist das digitale Besuchererlebnis – die Customer Experience – ein Schlüssel. Doch die wenigsten Kulturangebote haben das bisher erkannt. Dabei lässt sich mit Hilfe einer personalisierten Ansprache auf den digitalen Kanälen auch bei staatlichen Kulturinstitutionen viel mehr erreichen, als es zunächst für möglich gehalten wird. Wie genau das geht, will ich in dieser zweiteiligen Blog-Serie anhand von drei konkreten Praxisbeispielen zeigen.
Natural History Museum London: Mobile App mit echtem Mehrwert
Das Natural History Museum (NHM) in der britischen Hauptstadt zeigt par excellence, wie sich die digitale Transformation heute auch auf Kulturangebote auswirkt. Momentan werden hier große Teile der über 80 Millionen Exponate digitalisiert und über ein Datenportal online für jeden Interessenten weltweit zugänglich gemacht.
Die Digitalisierung seiner umfangreichen Sammlungen ist allerdings nur ein Teil des Umgangs des NHM mit den neuen Möglichkeiten. Ein weiterer und für die Besucher gut erkennbarer Baustein einer Digitalstrategie des Museums ist seine mobile App. Mehr als 5,6 Millionen Interessenten besuchen die NHM-Ausstellungen pro Jahr – und jeder dürfte ein ganz persönliches Interesse, ganz individuelle Erwartungen mitbringen. Diesen gerecht zu werden, hilft seit geraumer Zeit die museumseigene App – denn immer mehr Besucher kommen mit ihren Smartphones ins Haus. Und immer mehr nutzen diese auch während ihres Besuchs, etwa für Recherchezwecke zu bestimmten Exponaten.
Mit Hilfe von Adobe Experience Manager Mobile als Content-Management-System im Hintergrund bekommen die App-Nutzer nicht nur die benötigten Informationen. Sondern sie erhalten einen echten Mehrwert: Vom Ticketkauf ohne Wareschlange, automatische Hinweise auf Point-of-Interests und Rabatt-Coupons für den Museumsshop bis hin zur interaktiven Karte der laufenden Ausstellung. Im größten naturhistorischen Museum der Welt wird das digitale Besuchererlebnis großgeschrieben.
Aus dem digitalen wird wieder ein reales Besuchererlebnis
Die während der Nutzung erhobenen Daten geben der Kultureinrichtung auch viele Einblicke in das Besucherverhalten, was nicht nur in die weitere App-Entwicklung einfließt. So erfahren die Verantwortlichen zum Beispiel dank der mittlerweile über 8.000 aktiven App-Nutzer auch vieles über das Gehverhalten im Haus – und somit über die Akzeptanz des Ausstellungslayouts. Offensichtlich weniger besuchte Areale lassen sich so im Handumdrehen erkennen und mit schnellen Änderungen bei den Exponaten optimieren. Das wiederum verbessert rückwirkend auch das ganz reale Besuchererlebnis im Museum nachhaltig.
Im zweiten Teil meines Beitrags beschäftige ich mich mit dem digitalen Besuchererlebnis im **Museum of Fine Arts in Boston **und im weltberühmten Opernhaus in Sydney.