Wie man eine Geschichte in einem Bild erzählt

Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Aber einige eben etwas mehr als andere. Bei ihrem Anblick fragen wir uns, was da gerade Lustiges oder Anrührendes passiert ist. Oder wir raten, was als nächstes geschehen wird. In diesem Monat haben wir uns mit dem digitalen Geschichtenerzählen beschäftigt. Und wir haben uns gefragt, wie Künstler wohl eine ganze Erzählung in ein einziges Bild packen würden. Also haben wir ein paar Experten dazugeholt: den Filmplakatkünstler Kyle Lambert und die Fotografin Alina Schessler.


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Eine unendliche Geschichte

Wenn Kyle ein Filmplakat entwirft, dann besteht die Kunst darin, gerade soviel von der Handlung einzubauen, dass das Publikum neugierig gemacht wird, ohne Geheimnisse preiszugeben. „Als ich das erste Plakat für Stranger Things entwarf“, erzählt Kyle, „da gab es ein wichtiges Element, das wir nicht verraten durften: das Monster. Wir deuteten also an, dass da etwas Unheimliches war, das nach Horrorfilm aussah, ohne dabei zu verraten, worin der Horror eigentlich bestehen würde.“

Kyles erster Schritt bei einem neuen Projekt: Er schaut sich die Geschichte an und macht die ersten Skizzen. „In diesem Stadium versuche ich, das Problem visuell zu lösen. Ich muss entscheiden, welche Elemente ich einbeziehen sollte und wo ich sie platziere, damit die Leute es schnell erfassen können. Man hat die Aufmerksamkeit nur für einen Sekundenbruchteil, und in diesem kurzen Augenblick muss man die Idee rüberbringen. Es muss also klar und schlicht sein.“


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Copyright: Kyle Lambert

Man kann das Problem auf viele Arten angehen. Man kann mit Symbolen arbeiten, sagt Kyle – zum Beispiel mit einem Schuh für Aschenputtel. In anderen Fällen wird er direkter, stellt die Hauptcharaktere vor, die Umgebung, manchmal sogar eine ganze Actionszene. „Es hängt viel davon ab, wie weit man dem Handlungsbogen folgen will. Wenn es ein gruseliges Ende gibt, dann will man vielleicht darauf hinweisen, ohne es wirklich ausdrücklich zu sagen.“

Auch der Ton ist Teil der Erzählung. Farbe ist ein wichtiges Moment. Science Fiction tendiert zu Blau. Romantische Komödien arbeiten mit wärmeren Farbpaletten. „Selbst wenn man nur kurz hinschaut, sieht man schon an den Farben, worum es ungefähr geht. Aber als Künstler will man natürlich auch etwas Neues machen, aufregend und anders soll es sein. Also versucht man, ein einzigartiges Bild ohne diese Beschränkungen zu schaffen.“

Obwohl Kyle normalerweise keine Stock-Bilder für seine Arbeit verwendet, hat er gerade ein faszinierendes Projekt für uns abgeschlossen: eine Märchenszene wie aus einer anderen Welt voller Geschichten, die darauf warten, erzählt zu werden – und all das ausschließlich aus Stock-Bildern. Für diese Arbeit verwendete er warme Lichter und Farben, um eine magische Atmosphäre herbeizuzaubern – angereichert mit Elementen aus traditionellen Märchen.


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Copyright: Kyle Lambert

Fotos eines ganzen Lebens

Die Fotografin Alina Schessler ist eine Meisterin im Einfangen echter Gefühle. Ihr häufigstes Sujet sind Menschen, vor allem, wenn sie den Bund fürs Leben schließen.


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Alina sagte uns, es gebe ein paar entscheidende Methoden, wenn man mit einem Bild eine ganze Geschichte erzählen will. Erstens: gestellte Fotos vermeiden. Ein spontan geschossenes Bild erzählt immer die bessere Geschichte, selbst wenn der Fotograf dazu beigetragen hat, den Moment herbeizuführen. „Eine Familie am Tisch zum Beispiel – das ist eine geplante Situation, aber der Moment, in dem man den Auslöser drückt, kann trotzdem authentisch sein, wenn man einfach dabei ist und sie ihren Spaß haben. Das ist dann zwar gestellt, aber dennoch echt.“

Alina hat ihre Methoden, solche Momente herbeizuführen. Sie bittet die Menschen zum Beispiel, sich Geheimnisse zuzuflüstern oder herumzulaufen, weil Bewegung dazu führt, dass ein Bild nicht steif oder geplant erscheint.


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Nach Alinas Ansicht ist eines der wichtigsten Elemente in einem authentischen Bild eines, das man nicht vortäuschen kann – die Modelle müssen sich mit dem Fotografen wohlfühlen. „Wenn es darum geht, die Geschichte einzufangen, dann müssen die Leute sich bei einem aufgehoben fühlen. So können sie echte Gefühle zeigen.“

Noch mehr Geschichten

Wenn ihr euren eigenen Weg zum Erzählen digitaler Geschichten finden wollt, schaut euch die Tipps der Adobe-Experten an und versucht, eine eigene Geschichte zu erfinden – mit Adobe Spark.

Folgt uns auch in diesem Monat auf dem Creative Cloud Blog. Wir sprechen mit weiteren Experten, darunter auch Video-Geschichtenerzähler und ein Fotojournalist. Auch unsere Galerie von Adobe-Stock-Bildern mit Geschichten solltet ihr nicht verpassen.