Selbstfahrende Autos steuern das Kundenerlebnis in eine neue Richtung

Vom technologischen Standpunkt her ist unsere erste Fahrt in einem selbstfahrenden Auto nicht mehr fern. Wenn dieser Tag kommt, wird sich unser Alltag grundlegend verändern.

Selbstfahrende Autos steuern das Kundenerlebnis in eine neue Richtung

Unsere Denkweise hat sich zehn Jahre nach Erscheinen des ersten iPhones und moderner Smartphones radikaler verändert, als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Schauen wir wiederum 20 Jahre in die Zukunft, dann werden selbstfahrende Autos das Bild bestimmen. Sie werden als Netzwerk miteinander verbunden sein und ein völlig neues Transportsystem bilden. Sie werden Entscheidungen über Leben und Tod treffen und die Grenzen zwischen der digitalen und der realen, physischen Welt verschwimmen lassen. Erst kürzlich ließen die Verkehrsanalysten von Inrix in einer Studie wissen, dass deutsche Autofahrer 41 Stunden im Jahr allein mit der Suche nach einem Parkplatz verschwenden. In Städten wie Frankfurt oder Berlin sind es sogar über 60 Stunden. Und das ist nur die Parkplatzsuche.

Wie und wann kommt das selbstfahrende Auto?

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in Ihrem Auto wie in einem Flugzeug-Cockpit, schalten den Autopiloten ein und lehnen sich entspannt zurück. Das Auto steuert, beschleunigt und bremst ganz automatisch, um Sie sicher ans Ziel zu bringen. Die erste Generation der autonomen Fahrzeuge ist mit Lidar-Sensoren ausgerüstet, die das dreidimensionale Erfassen der Umgebung mittels Laserimpulsen ermöglichen. Das Beeindruckende an dieser Technologie ist, dass sie über eine Entfernung von 100 Metern auf wenige Zentimeter genau misst.

Auch das Erscheinungsbild der Autos wird sich verändern. Waymo etwa, ein Ableger von Googles Mutterfirma Alphabet, konzipiert autonome Fahrzeuge und arbeitet an Innovationen für die beim Fahrzeugbau verwendeten Materialien. Das Unternehmen hat eine Art Haftstreifen für die Motorhaube entwickelt, an dem Fußgänger bei einem Aufprall kleben bleiben und so vor schlimmeren Verletzungen geschützt werden.

Entscheidend sind aber moralische Aspekte und die Sicherheit. Elon Musk, Mitbegründer und CEO von Tesla, ist der Ansicht, dass Menschen in der Zukunft nicht mehr dazu in der Lage sein werden, ein Auto selbst zu fahren, weil Computer es einfach besser machen werden und deshalb mehr Sicherheit gewährleisten können. „Man kann doch nicht zulassen, dass ein Mensch eine zwei Tonnen schwere Todesmaschine fährt“, so Musk. Aus technologischer Sicht sind wir nicht weit davon entfernt, die Vision vom fahrerlosen Auto zu verwirklichen.

Apple und Starbucks haben ihrerseits vorgemacht, wie ein herausragendes Kundenerlebnis aussehen muss: Es kommt auf die richtige Mischung aus Software, Hardware und Einfühlungsvermögen an. Und genau die wird für Fahrzeughersteller entscheidend sein, wenn sie künftig erfolgreich sein wollen. Tesla will 2018 selbstfahrende Autos auf den Markt bringen, Nissan und Honda 2020 und BMW und Ford im Jahr 2021.

Wie viel kostet ein selbstfahrendes Auto?

Ein autonomes Fahrzeug wird schätzungsweise mehr als 200.000 Euro kosten und daher für die meisten Menschen unerschwinglich bleiben – das heißt, bis die Massenproduktion lohnt und die Lidar-Technologie preiswerter wird. Mit anderen Worten: Mietautos könnten die einzige Option sein. Weil Daimler, Ford und Peugeot in Autovermietungen und Fahrgemeinschafts-Dienste investiert haben, sind viele der Ansicht, dass in Zukunft immer weniger Menschen selbst ein Auto besitzen werden. Vieles spricht dafür, dass die Leute eher mieten als kaufen werden, genau wie beim Streaming. Spotify hat die Musikbranche dahingehend verändert, dass Musik vom Durchschnittsbürger als etwas betrachtet wird, auf das man zugreifen und das man streamen kann. Besitzen muss man sie nicht. Das wiederum hat sich auf das Kundenerlebnis ausgewirkt und darauf, wie die Musikindustrie Umsätze generiert. Beim Auto werden wir einen ähnlichen Wandel erleben.

Ford ist eines der Unternehmen, die mit dem Umschwung Schritt halten wollen. „Wir entwickeln Technologien für autonomes Fahren, weil sich die Welt rasend schnell verändert“, betont Sherif Marakby, Vice President of Autonomous Vehicles and Electrification bei Ford. „Für viele Menschen in Großstädten lohnt es sich nicht mehr, ein Auto zu kaufen.“

Große Veränderungen für die Marken

Marakby merkte außerdem an: „Eines steht fest: Das autonome Fahren wird verändern, wie wir Geschäfte machen.“ Visa und Accenture haben sich zusammengetan, um Connected Commerce und vernetzte Autos miteinander zu kombinieren. Mit dem Connected Car integrieren sie den Handel ins Internet der Dinge. Während der Fahrt im vernetzten Auto können Sie dann beispielsweise Ihre Lebensmittel bestellen und den Einkauf quasi im Vorbeifahren abholen.

Es braucht nicht viel, um sich eine solche Welt vorzustellen. Statt Bargeld oder mobile Zahlungsoptionen zu nutzen, bezahlen wir über intelligente und vernetzte Geräte – oder Autos – oder sogar mittels biometrischer Gesichtserkennung.

Die Idee, mit Marken wie McDonald’s über das Auto zu kommunizieren, ist gar nicht so weit hergeholt. Sie können dann einfach mit Ihrem Fahrzeug sprechen und Ihre Bestellung aufgeben – und das Auto holt den Burger für Sie ab. Wie ein Dienstbotenservice für die alltäglichen Dinge, die man nicht gerne selbst erledigt. Für die Kunden präsent und relevant zu sein sowie offline und digital ein vernetztes Erlebnis zu bieten, ist schon heute das Credo für viele Unternehmen. Wer den Menschen das Leben leichter macht und ihnen helft, Zeit zu sparen, wie es Netflix und Spotify derzeit tun, der wird mit mehr Aufmerksamkeit und mehr Umsatz belohnt.

Medienkonsum und Benutzerschnittstellen

Das Auto wird sich zu unserem zweiten Wohnzimmer entwickeln und immensen Einfluss auf den Medienkonsum haben. Schon jetzt verbringen wir viel Zeit mit unseren Mobilgeräten. Wenn wir im vernetzten Auto nicht mehr auf die Straße starren müssen und damit Arbeits- und Freizeit gewinnen, werden wir definitiv mehr Inhalte konsumieren. Bildschirme, Hologramme und Audioerlebnisse werden im fahrerlosen Auto, welches selbst zum Kanal wird, eine wichtige Rolle spielen. Da künstliche Intelligenz der Fahrer ist, wird es komplett neue mobile Erlebnisse geben. Die Autofahrt ist also keine digitale Auszeit mehr. Und dank 5G und noch schnellerer zukünftiger Verbindungen wird sich der Konsum von On-Demand-Diensten wie Netflix noch steigern.

Außerdem werden wir mehr Zeit mit Messenger-Apps und Benutzerschnittstellen verbringen. Die Dienste im Auto steuern wir dann über Voice, Gesten und sogar über unsere Gedanken – wir werden gefahren, unterhalten und zugleich produktiver.

Auch Programmatic-Werbung mit Hologrammen im Auto ist denkbar. Klassische Medienformate werden immer intelligenter, persönlicher und wirkungsvoller, ganz so wie es uns „Ghost in the Shell“ und „Minority Report“ gezeigt haben.

Grenzen verschwimmen

Das fahrerlose Auto wird Konsequenzen für eine ganze Reihe von Branchen haben: von Versicherungen über die Reiseindustrie und Medien bis hin zum Arbeitsmarkt. Fest steht, dass das autonome Fahren unser Leben, Kundenerlebnis und Marketing verändern und nicht zuletzt die Zahl der Verkehrstoten verringern wird. Die Grenzen zwischen der digitalen und physischen Welt werden dabei verschwimmen, ebenso wie auch die Rolle des Autos für Handel und Mobilität.