Chatbots sind die Zukunft, aber noch nicht die Gegenwart
Dem Thema Chatbots kann man derzeit kaum entgehen. Sie sollen unter anderem den Kundensupport revolutionieren und generell die Customer Experience auf ein neues Level bringen.
Die Bots treten dabei in verschiedenen Formen auf. Sie stehen beispielsweise via Messenger bereit, um Kundenfragen zu beantworten, bei Problemen weiter zu helfen oder auch um Bestellungen entgegen zu nehmen. Oder sie treten als Assistent auf der Website in Erscheinung, um die häufig wiederkehrenden Fragen zu beantworten.
Die Stärken dieser digitalen Helfer: Sie stehen rund um die Uhr zur Verfügung, ihre Antworten haben eine gleichbleibende Qualität und ihre Freundlichkeit hängt nur vom Algorithmus ab. Zudem lässt sich ein Chatbot leichter skalieren als beispielsweise ein Call Center: Im Prinzip brauchen diese digitalen Assistenten bei höherem Kundenaufkommen schließlich nur zusätzliche Rechenkraft und die ist heutzutage schnell gefunden und flexibel gebucht.
Derzeit nur begrenzt nützlich
Das Potenzial ist also groß und insofern ist der derzeitige Hype um das Thema gut zu verstehen. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass Chatbots weiterhin kaum mehr können als ein altbekannter Telefon-Automat.
Drei Dinge muss ein künstlicher Assistent letzten Endes leisten, um wirklich Mehrwert für den Kunden zu bieten:
- Kundenanfragen verstehen
- passende Informationen finden
- ausformulierte Antworten geben
Der größte Stolperstein ist dabei der erste Schritt. Zum einen ist unsere alltägliche Sprache ungenau und mehrdeutig. Ist zum Beispiel mit „Golf“ nun das Auto, die Sportart oder die Meereseinbuchtung gemeint? Zum anderen gibt es zahlreiche Wege, um dieselbe Information abzufragen. Hier hat sich in den letzten Jahren sicherlich einiges getan. Man denke an Siri und Co.: Während Handys früher nur auf sehr spezifische Kommandos für die Sprachsteuerung reagiert haben, kommen sie nun besser mit natürlicher Sprache zurecht. Perfekt ist das aber noch lange nicht, wie jeder weiß. Und was nicht perfekt funktioniert, ist für die Nutzer frustrierend und wird dann nicht mehr so schnell wieder ausprobiert.
Das Potenzial aber bleibt!
Deshalb sollte man Chatbots aber nicht abschreiben. Die Fortschritte rund um künstliche Intelligenz sind enorm. Ein wichtiger Unterschied zu früher ist hierbei „Machine Learning“. Gemeint sind damit Systeme, die sich mit der Zeit selbst verbessern. Und das macht einen großen Unterschied. Vereinfacht gesagt: Ohne diese Fähigkeiten müssen die Programmierer im Vorfeld an alle möglichen Situationen denken oder die Nutzer müssen die Grenzen des Assistenten selbst kennen. Beim Machine Learning hingegen lernt das System aus seinen Fehlern und verbessert sich mit der Zeit selbst. Erst wird es mit Trainingsdaten auf ein akzeptables Level gebracht, dann lernt es mit der Nutzung ganz automatisch weiter. Hinzu kommt: Was eine solche „schlaue Maschine“ lernt, kann sie an alle Instanzen weitergeben. Je stärker die Verbreitung und Nutzung, desto schneller verbessert sich das System also.
Ein Problem, mit dem diese neuen Chatbots dann noch kämpfen müssen: Es gab in der Vergangenheit zu viele schlechte Beispiele. Das Vertrauen der Nutzer müssen sie also erst wieder zurückgewinnen. Und das wird nur passieren, wenn sie eindeutig nützlich und hilfreich sind.