Sind die Bankfilialen dem Tode geweiht?
Fragt man Otto Normalverbraucher, wie oft er im Jahr eine Bank betritt, dürfte mittlerweile eine Hand zum Zählen ausreichen. Kartenzahlung gilt vielerorts als Standard, die wichtigsten Bankangelegenheiten lassen sich online oder auf dem Smartphone erledigen. Da wird der Besuch in der nächsten Filiale – meist noch mit nerviger Parkplatzsuche verbunden – schnell überflüssig.
Wie es momentan scheint, teilen die Geldinstitute das gleiche Schicksal wie der Einzelhandel: Immer weniger Laufkundschaft und dafür ein rasant wachsendes Digitalpublikum, dessen Betreuung immer komplexer wird. So schrumpft auch bei deutschen Banken und Sparkassen zusehends der Wert von physischen Interaktionen in den Filialen, während sie auf der anderen Seite durch agile FinTech-Konkurrenten mit neuen Geschäftsmodellen unter Druck geraten.
Die Digitale Transformation im Finanzwesen beschleunigt sich weiter. Dabei können auch traditionsreiche Sparkassen und alteingesessene Banken auf die gleichen Innovationen setzen, mit denen ihre häufig unerwartet erfolgreiche Konkurrenz Kunden begeistert. So lässt sich etwa mit dem Mobile-First-Ansatz der bereits vorhandene Kundenkontakt sehr viel effektiver ausbauen, was sich dann auch positiv auf die Kundentreue auswirkt.
Digitale Geräte beliebter als je zuvor
Wer auf das veränderte Nutzerverhalten angemessen reagieren will, sollte allerdings nicht lange zögern. Neue Daten aus dem Nutzerkreis der Adobe Analytics Cloud, für die mehr als 150 Milliarden mobile Besuche und App-Nutzungen – einschließlich der Bank- und Investmentbranche – analysiert wurden, zeigen in erster Linie eines: Kunden setzen mehr denn je auf ihre mobilen Endgeräte beim Einkaufen oder zum Abwickeln von Geldgeschäften.
Der gesamte Web-Traffic bei den großen Unternehmen hat innerhalb eines Jahres um 8 Prozent zugelegt (vom 2. Quartal 2016 bis zum 2. Quartal 2017). Am stärksten trägt dazu das mobile Segment bei: So sind die Smartphone-Besuche von 2015 bis zum 2. Quartal 2017 um 80 Prozent gestiegen.
Während nahezu jede Branche einen Rückgang bei der Nutzung von eigenen Apps verzeichnen musste – hier wird die mobile Landschaft mittlerweile von Facebook, Google und Amazon dominiert – darf sich die Finanzwirtschaft hier über einen 18prozentigen Zuwachs seit dem Januar 2016 freuen. Desktop bleibt für die Branche ebenfalls ein wichtiger Kanal, immerhin liegt der Anteil der Zugriffe hier bei 61 Prozent. Es folgen die Smartphones mit 33 Prozent und Tablets mit 6 Prozent.
Neue Adobe-Technologien für das Finanzwesen
Und auch wir von Adobe haben uns naturgemäß auf die Veränderungen in der Welt unserer Kunden eingestellt. Weltweit nutzen viele Großbanken wie Citi, HSBC, BNP Paribas, Barclays oder UBS bereits unsere Technologien, um einzigartige Kundenerlebnisse im Web und auf mobilen Endgeräten anzubieten, sie zu verwalten und sie zielgerichtet zu optimieren.
Neue Features in der Adobe Experience Cloud sollen den Geldinstituten helfen, die physischen und digitalen Kanäle besser miteinander zu verknüpfen und einzigartige Erlebnisse im Sinne einer optimierten Customer Journey zu ermöglichen. Gleichzeitig lassen sich neue Schnittstellen wie die Sprachsuche und die Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen in Adobe Sensei nutzen. Diese Technologien dienen insbesondere der schnellen und datengestützten Entscheidungsfindung.
o Augenmerk auf die Bankfilialen: Um auf die schrumpfende Bedeutung der stationären Filialen zu reagieren, müssen Banken und Sparkassen die Customer Experience vor Ort neu definieren und die digitalen Möglichkeiten als Ergänzung anbieten – nicht als Gegenmodell zur Niederlassung vor Ort.
**o **Abgestimmte Kundenerlebnisse: Mit Adobe Experience Manager geben wir Banken ein Content-Management-System an die Hand, um mit ihren Kunden nicht nur im Web, Mobil und den sozialen Netzwerken zu interagieren, sondern dieses Erlebnis auch auf die Präsenz vor Ort auszudehnen und exakt aufeinander abzustimmen. Durch die Integration von Personalisierungsfunktionen, die von Adobe Sensei unterstützt werden, können Inhalte automatisiert auf das jeweilige Endgerät und an jeden individuellen Kunden angepasst werden.
Eine Produktbeschreibung oder Angaben zum Zinssatz, die typischerweise auf dem heimischen PC oder der mobilen Website gesucht werden, lassen sich auch zusammengefasst auf Bildschirmen innerhalb der Bankfiliale präsentieren. Diese Inhalte können auf Basis von Standort- oder demografischen Daten automatisch auf lokal verfügbare Dienste und die üblicherweise vor Ort befindliche Kundschaft zugeschnitten werden – etwa über Beacons oder Location Bases Services für das Handy.
o_ Standortbasierte Personalisierung: _Denn eines haben fast alle Kunden immer dabei: ihr Smartphone. Während die mobilen Begleiter immer und überall mit dem Benutzer unterwegs sind, erzeugen sie umfangreiche kontextbezogene Daten. Durch die mobilen und zentralen Services in Adobe Experience Cloud können Banken nun diese Standortdaten erfassen und analysieren, um ihre Kunden auf eine einzigartige Weise anzusprechen:
Zumindest diejenigen, die sich solche Angebote wünschen und die entsprechenden Funktionen in der App freigeschaltet haben. So können Geldinstitute in ihrer mobilen App lokal-spezifische Inhalte am Standort des Nutzers bereitstellen. Wenn ein Kunde eine Filiale betritt, sendet ihm die Bank beispielsweise eine Push-Benachrichtigung mit persönlich zugeschnittenen Informationen über ihre aktuellen Angebote.
o Mit Sprachsuche dem Kunden entgegenkommen: Mit der zunehmenden Popularität sprachfähiger Geräte und digitaler Assistenten haben wir für die Finanzdienstleistungsbranche in der Adobe Analytics Cloud Sprachanalysen eingeführt, die alle wichtigen Plattformen unterstützen: Amazon Alexa, Apple Siri, Microsoft Cortana und Samsung Bixby. Die gewonnenen Erkenntnisse bei der Sprachsuche helfen Banken und Sparkassen, ihre Angebote weiter zu verfeinern.
Gleichzeitig automatisiert Adobe Sensei die Analyse von Sprachdaten und ergänzt vorhandene Kundeninformationen, um dem Suchenden relevantere Ergebnisse zu präsentieren. Dies kann aber auch eine Push-Benachrichtigung über ein attraktives Angebot für ein Wohnungsbaudarlehen sein, wenn ein Kunde aus diesem Grund eine Filiale aufsucht.
o Intelligentes Banking: Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen können Banken helfen, aus ihren Daten tiefgehende Erkenntnisse zu gewinnen, die Mitarbeiter manuell so nicht entdecken könnten. So werden in der Adobe Analytics Cloud mit Hilfe von Adobe Sensei Anomalien in großen Datenmengen automatisch erkannt. Der zuständige Mitarbeiter sieht etwa in Echtzeit, ob eine Website kaputt ist oder ob ein Werbeangebot nicht greift – und kann darauf direkt reagieren.
Auch in der Adobe Marketing Cloud erfolgt die Personalisierung automatisiert. Die internationale Großbank HSBC verwendet diese Technologie zum Beispiel, um die Reihenfolge der auf der Website angezeigten Produkte individuell anzupassen. Dies führte bei dem Institut zu einem Anstieg der Produktseitenaufrufe durch die Kunden um 17,04 Prozent und zu einem massiven Zuwachs bei den Aufrufen des zuerst angezeigten Produkts um 109 Prozent.