Personalisierte Customer Journey: Wie deutsche Unternehmen Kundendaten besser nutzen
„Personalisierung“ kann heute sehr viel mehr sein als nur einige ausgetauschte Bilder auf der Startseite eines Onlineshops. Vielmehr geht es hier inzwischen um eine personalisierte Experience entlang der gesamten Customer Journey. Schließlich haben die meisten Anbieter nicht nur eine einzige, uniforme Personengruppe, die sie erreichen wollen. Stattdessen haben sie es mit einer Vielfalt an Bedürfnissen und Erwartungen zu tun. Die Herausforderung ist es dabei, die richtigen Informationen in der richtigen Form zur richtigen Zeit zu liefern.
Eine erfolgreiche Personalisierung übernimmt dabei die Aufgaben eines guten Kundenberaters. Und dazu braucht sie vor allem eines: Daten. Dazu kann beispielsweise gehören:
- Welche Produkte hat sich ein Besucher angesehen?
- Um welche Uhrzeit und mit welchem Endgerät greift er auf die Seite zu?
- Welche älteren Daten liegen bereits vor? Falls der Besucher bereits Kunde ist: Seit wann ist er das, wie sieht die Kaufhistorie aus und wann war die letzte Bestellung?
Aus solchen und anderen Daten lässt sich ein genaueres Bild dazu zeichnen, mit wem man es gerade zu tun hat und welches Angebot jetzt am meisten Erfolg verspricht.
Den Nutzer aktiv begleiten und unterstützen
Besonders interessant wird es, wenn ein potenzieller Kunde wiederholt die eigene Seite besucht. Da beim ersten Kontakt eventuell noch keine Daten vorliegen, wird dieser Person entsprechend eine Standardversion der Website angezeigt. Bei der Rückkehr des Nutzers aber sollte sich die Seite deutlich dem angepasst haben, was sich über seine Interessen lernen ließ. Da wird dann im Idealfall eben nicht nur ein Bild ausgetauscht, sondern auch der Text oder die Navigation.
Marco Hassler von Namics hat das auf dem Adobe Customer Experience Forum in Zürich anschaulich anhand eines fiktiven Autoherstellers erklärt. Dessen Website reagiert beispielsweise aktiv darauf, wenn ein wiederkehrender Nutzer den Konfigurator für ein Automodell genutzt hatte und zeigt dessen Zwischenstand prominent auf der Startseite an – inklusive einem passenden Bild, ansprechenden Texten und einer personalisierten Navigation.
Im weiteren Verlauf der Customer Journey kommt es darauf an, auf die richtigen Mittel und Kommunikationswege zu setzen. Retargeting mit Anzeigen wird hier vielleicht eine Rolle spielen, aber auch das Nachfassen per E‑Mail bei besonders interessanten Leads gehört dazu. Im besten Fall kann man etwas anbieten, das genau zum aktuellen Punkt in der Customer Journey passt: Das können ergänzende Informationen sein, das Angebot eines Beratungsgesprächs oder vielleicht auch ein Gutschein, um die Einstiegshürde zu verringern. Hat sich ein Nutzer beispielsweise wie im oben genannten Beispiel intensiv mit dem Auto-Konfigurator beschäftigt, kann es sehr sinnvoll sein, eine Probefahrt anzubieten und zugleich die Adressen und Kontaktdaten der entsprechenden Händler in der Region mitzuliefern. Schon fällt dem potenziellen Kunden der nächste Schritt erheblich leichter.
Im Vergleich zu anderen Ländern bringen die Deutschen übrigens beim Besuch von Hersteller-Websites oftmals weitaus mehr Fragen mit und sind auf der Suche nach Antworten. Dabei bevorzugen sie vielfach einen sachlichen und informativen Ton und sprechen weniger auf typische Marketing-Aussagen und ‑Sprache an. Gerne gibt sich der deutsche Besucher sogar als Angehöriger einer bestimmten Kundengruppe zu erkennen, wenn er die Wahl bekommt und dadurch die Hoffnung hat, sachlich relevantere Informationen zu bekommen. Überhaupt ist Relevanz sehr wichtig: Der uns Deutschen eigene Ansatz, alles mit Bezug auf die eigene Situation zu überprüfen, spielt auch in der Customer Journey eine große Rolle. Internationale Unternehmen sollten hier zum Beispiel auf eine Bildsprache achten, die der gewohnten Lebensumgebung in Deutschland entspricht und auch die Kundenbeispiele sollten nicht alle von anderen Kontinenten stammen.
Diese Grundlagen müssen bereits vorhanden sein
Generell ist es für eine gelungene Personalisierung entscheidend, dass Unternehmen hierfür die Grundlagen bereits geschaffen haben. Dazu gehören beispielsweise die Business-Ziele, die Erfolgsfaktoren, ein Plan der Aktivitäten sowie Klarheit zu den Key Performance Indikatoren. Außerdem ist es wichtig, sich eine Datengrundlage zu schaffen, sich über die eigenen Zielgruppen klar zu sein und sich die passenden Customer Journeys dafür zurecht zu legen.
Danach geht es darum, die Personalisierungs-Dimensionen festzulegen:
- Kontext-Merkmale: Dazu gehören beispielsweise über Analytics erkennbare Informationen wie Zeit, Ort, Referrer, Gerät und einige mehr.
- Personalisierungsprofil: Dazu gehören die über Analytics abbildbaren Zielgruppen wie z.B. Neukunden, Senioren etc.
- Personalisierungs-Situation: Damit sind Intentionen gemeint wie beispielsweise „Vorinformation“, „Kauf“, „Support“ usw.
Schlusswort
Eine erfolgreiche Personalisierung ist letztlich ein kreativer Prozess entlang der Customer Journey. Sie nimmt die Vorgaben aus dem Ziel-Framework und verknüpft sie mit den Informationen aus den Merkmalen, Profilen und Situationen, um daraus passende Angebote zu generieren.
Wirklich gelungen ist sie dann, wenn nicht nur das Unternehmen seine Ziele erreicht hat, sondern auch der Kunde vollkommen zufrieden ist. Dabei geht es nicht allein um die Erfüllung seiner Bedürfnisse und Erwartungen, sondern auch um das positive „Gefühl zur Marke”.