Studie: Die meisten DAX-Konzerne kommunizieren digital am Kunden vorbei
Geht es um die digitale Kommunikation mit ihren Kunden, so gehören die Commerzbank, E.ON und BASF zu den Spitzenreitern unter den deutschen DAX-Konzernen. Das hat zumindest eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in Zusammenarbeit mit der CeBIT ergeben. Dafür wurden die digitalen Kundenschnittstellen aller 30 DAX-Unternehmen und 88 ihrer wichtigsten Tochterunternehmen untersucht.
Energiebranche bietet die meisten digitalen Touchpoints
Zu den digitalen Touchpoints zählen die Studienautoren neben Unternehmenswebsite, Newsletter und Social-Media-Kanälen auch Kaufoptionen über einen Webshop sowie Kontaktmöglichkeiten per E‑Mail, Instant Messaging oder Videochat. Das Ergebnis: Nur sechs DAX-Unternehmen ermöglichen mehr als 80 Prozent aller möglichen Kommunikations- und Interaktionskanäle. Angeführt wird das Ranking von der Commerzbank AG mit einer 89 prozentigen Abdeckung bei digitalen Kanälen, gefolgt von E.ON (87 Prozent) sowie BASF, Deutsche Telekom, Deutsche Post und Allianz (mit jeweils rund 80 Prozent).
Mit einer Abdeckung aller geprüften digitalen Kunden-Touchpoints von knapp 80 Prozent befindet sich die Energiebranche im Vergleich auf dem ersten Platz. Nicht weit dahinter folgen die Logistik- und IT- Branche mit 76 Prozent bzw. 74 Prozent. Unter den Schlusslichtern befinden sich die Branchen Pharma (49 Prozent) und Rohstoffe (43 Prozent). Offensichtlich sind jene Wirtschaftszweige Spitzenreiter, bei denen es im Zuge der digitalen Transformation bereits starken Veränderungsdruck gibt – und die in einem attraktiven (digitalen) Kundenerlebnis einen Wettbewerbsvorteil vermuten.
Social Media und digitaler Kundenservice ausbaufähig
Für die Erhebung bei der Unterkategorie Social Media haben die Studienautoren neben den fünf wichtigen Pflicht-Kanälen (Facebook, Twitter, YouTube, Xing sowie ein eigenes Corporate Blog) im Social-Media-Marketing zusätzlich drei so genannte „Kann-Instrumente“ (LinkedIn, Instagram, Pinterest) analysiert. Das Ergebnis: Der durchschnittliche Erfüllungsgrad der Social-Media-Kategorie liegt bei 65 Prozent.
In der Detailbetrachtung einzelner Kanäle erreicht Facebook einen Erfüllungsgrad von 85 Prozent, YouTube von 83 Prozent und Twitter von 76 Prozent. Siemens führt das Unternehmensranking der DAX-Konzerne im Bereich Social Media mit einem Erfüllungsgrad von 100 Prozent an – und ist als einziges Unternehmen in allen neun Social-Media-Kanälen vertreten. VW folgt auf Rang zwei (93 Prozent), den dritten Rang teilen sich dann Allianz, BASF, Commerzbank, E.ON und ThyssenKrupp (mit jeweils 88 Prozent).
In der Kategorie digitaler Kundenservice ist der durchschnittliche Erfüllungsgrad mit 61 Prozent ähnlich stark wie bei den sozialen Netzwerken. Der am meisten genutzte Touchpoint ist und bleibt die klassische E‑Mail – inklusive des dazugezählten Online-Kontaktformulars mit 98 Prozent. Jüngere Ansätze beim Kundenservice, etwa Live Video-Chat (4 Prozent) oder Instant Messaging (3 Prozent), finden dagegen kaum Anwendung bei den DAX-Unternehmen. Die Commerzbank liegt hier mit einem Erfüllungsgrad von 90 Prozent vorn, danach folgen BASF, Telekom, E.ON und Infineon (mit jeweils 80 Prozent).
„Großer Nachholbedarf“ bei digitaler Customer Journey
Auch eine Empfehlung für die börsennotierten Unternehmen ließen sich die Studienautoren nicht nehmen: Vor allem der Kunde müsse mehr in den Fokus gerückt, ein ganzheitliches Customer Experience-Management implementiert und Synergieeffekte bei den Schnittstellen genutzt werden. Die Studie habe gezeigt, dass die wichtigsten DAX-Unternehmen in Deutschland bei der digitalen Customer Journey „zum Teil noch großen Nachholbedarf haben“. Hier weiter voran zu kommen, werde eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre.
Erhebliche Branchenunterschiede bei digitalen Kundenbeziehungen hat übrigens auch der Digitalverband Bitkom kürzlich festgestellt, wie wir in unserem Blog-Beitrag gezeigt haben.