Michael Schauer – Expert Tutorial Reisestockfotografie

Sehr verlockend hallt der Gedanke im Kopf nach. Mit seinen Urlaubsfotos Geld verdienen! Wie gut klingt das bitte? Adobe Stock gibt jedem Fotografen die Möglichkeit, die eigenen Bilder zu verkaufen aber natürlich verkaufen sich nicht alle Bilder gleich gut. Was also macht gute Reisefotografie aus?

Stockfotograf Michael Schauer beantwortet diese Frage in vier Teilen, nämlich Planung des Motivs, richtig Fotografieren, ansprechende Bearbeitung und am Ende die Veröffentlichung bei Adobe Stock.

Reisestockfotografie – Planung des Motivs

Heutzutage ist es glücklicherweise nicht mehr schwer, gute Motive zu finden. Alles, was man dazu benötigt, ist ein Internetzugang und ein wenig know-how. Viele Locations lassen sich mittlerweile nämlich online Erkunden. Sei es über die Seite des lokalen Tourismusbüros, einfach über Google Maps oder sogar über die Hashtags auf Instagram. So lassen sich die fotografischen Highlights am Urlaubsort sehr leicht herausfinden. Auch Adobe Stock kann hier weiterhelfen. Wenn man beispielsweise nach einem Motiv in Appenzell sucht, wird dieses Bild angezeigt. In der Bildbeschreibung steht, dass dies die Alpstein-Massiv vom Hoher Kasten aus gesehen ist, ein Berg in einer malerischen Landschaft, die viele schöne Motive bietet.


https://blogsimages.adobe.com/creative/files/2017/12/1.png

Reisestockfotografie – richtig Fotografieren

Und so schnell ist auch schon eine Fotodestination gefunden. Für gute Fotografie ist gutes Licht ebenso wichtig wie das Beherrschen des Equipments, also sollte man entweder zum Sonnenaufgang, Nachmittag oder Sonnenuntergang fotografieren. Die Sonne steht zu diesen Uhrzeiten in einem spitzeren Winkel zur Erde und das Licht wird weicher und wärmer sowie die Kontraste geringer. Auf der Seite suncalc.com kann man zu jedem Ort die Zeit des Sonnenauf- und untergangs berechnen und seine Ankunft dementsprechend planen.

Ist man dann an entsprechendem Ort angekommen, gilt es in den Fotografie-Modus zu wechseln. Das heißt: Erkunden des Ortes und nach interessanten, aussagekräftigen Kompositionen und Motiven suchen. Was aber sollte ins Bild? Es ist immer gut, eine klare Botschaft zu transportieren. Worum es in dem Bild geht sollte gut erkennbar sein. Einen Point of Interest zu haben, der sofort auf dem Bild heraussticht ist ebenfalls gut – ein Mensch mit gelber Jacke in einer sonst grünen Landschaft ist ein gutes Beispiel dafür. Ganz generell machen sich Menschen und menschliche Handlungen immer gut in Reisestockfotografie, da diese leicht einen Bezug zum Betrachter herstellen. Für das Anordnen der Elemente im Sucher kann man sich an die Drittelregel halten. Diese besagt, dass ein Bild sich mit Linien horizontal und vertikal in jeweils drei Drittel teilen lässt. Wo diese Trennlinien sich treffen entstehen Spannungspunkte, die das Bild dynamisch aussehen lassen, wenn dort ein Element der Komposition vorkommt. Ebenfalls gut ist es, nach Linien oder S-Kurven zu suchen, die man verwenden kann um den Betrachter ins Bild zu führen. Ein abschließender Tip noch: Viele bekannte Fotospots haben dieses eine Motiv, das jeder macht. Dieses ist natürlich auch inflationär vorhanden – online und auf Adobe Stock. Statt sich auf solche inflationär benutzten Kompositionen zu beschränken, sollte man auf jeden Fall etwas abseits der ausgetretenen Pfade wandeln und seine eigene fotografische Interpretation des Spots erstellen.

Dann gilt es nur noch, ein gutes Bild zu machen. Am allerwichtigsten: Immer im RAW-Format schießen. Dazu eine kleine Checkliste, was das Fotografieren an sich angeht: Ist alles scharf, das scharf sein soll? Ist das Bild gerade und die Linien sauber? Ist die Szene korrekt belichtet und stimmt der Weißabgleich und somit die Farben in der Kamera? Für die Belichtung muss man einfach den Belichtungsmesser in seiner Kamera beachten und um einen korrekten Weißabgleich zu erzielen, kann man eine sogenannte „Grey Card“ benutzen.

Reisestockfotografie – Bearbeitung

Belichtung sowie Weißabgleich lassen sich zwar auch in der Nachbearbeitung in Adobe Lightroom oder Photoshop anpassen, jedoch hilft es ungemein, beides von vorn herein korrekt eingestellt zu haben. https://blog.adobe.com/media_228faac88265deb39cc71dcb69e17f3a0d8cca2d.gif

Ein gutes Bild will auch gut bearbeitet werden, denn so kann man ein Bild „from good to great“ bringen! Wie oben erwähnt, ist es von enormen Vorteil, das Bild schon in der Kamera ordentlich belichtet, sowie den Weißabgleich korrekt eingestellt zu haben, sodass die Farben natürlich und das Motiv erkennbar ist.

Zuallererst sollten immer die Objektivkorrekturen aktiviert und das Bild ausgerichtet werden.

Ein schiefes Bild sollte man drehen, bis der Horizont gerade ist.

Dazu kann man es etwas beschneiden und von Adobe Lightroom automatisch ausrichten lassen. RAW Dateien lassen sich in Adobe Lightroom wunderbar bearbeiten, sodass man auch ein zu dunkles oder zu helles Bild noch retten kann, indem man an den Belichtungsreglern schraubt, bis es passt. Hilfreich ist hier das Histogram, das die Verteilung der Pixel von dunkel nach hell beschreibt. Je nach Stimmung des Bildes sollte das Histogram alle Helligkeitsbereiche gleichmäßig abdecken, sodass es keinen extremen Ausschlag in eine Richtung gibt. Im Bild selbst äußert es sich dann so, dass sowohl dunkle als auch helle Bereiche enthalten und gleichmäßig betont sind. Mit den Reglern für Kontrast und Klarheit, sowie der Kurve, welche man für den gewissen „Punch“ in eine leichte S-Form bringen kann, lässt sich die Belichtung noch weiter verfeinern.

Um noch mehr Stimmung im Bild zu erzeugen, können Verlaufs- und Radialfilter sowie die Vignette angewandt werden. Diese Tools helfen, das Hauptmotiv noch weiter hervorzuheben und die Aussage des Bildes klarer zu machen. Aber Achtung: Dezent einsetzen.

Wenn die Belichtung und die Grundstimmung passt, steht es einem natürlich auch noch frei, seinen eigenen Stil einzubringen und die Farben des Bildes nach den individuellen Vorstellungen anzupassen. Im HSL-Tab kann man sich hier regelrecht austoben, genauso wie in der Teiltonung.

Aber auch hier gilt: Weniger ist mehr! Stockfotografie sollte immer möglichst natürliche Farben darstellen, sodass die Käufer noch die Freiheiten haben, ihre eigenen Filter über das Bild zu legen.

Zum Abschluss sollte man die Datei noch etwas schärfen. Ein Wert um die 75 reicht meistens völlig aus.

Reisestockfotografie – Veröffentlichung bei Adobe Stock

Wenn man mit der Bearbeitung zufrieden ist, lädt man es auf die Adobe Stock-Seite hoch. Dazu legt man sich mit seiner Adobe-ID einen Account auf stock.adobe.com an und verbindet diesen dann mit Adobe Lightroom. Dazu ruft man die Bibliotheksansicht auf. In der linken Leiste sind unten die Veröffentlichungsdienste angeführt, unter anderem auch Adobe Stock.

Hier meldet man sich an und schon kann man direkt von Lightroom auf Adobe Stock veröffentlichen indem man das zu veröffentlichende Bild in die Adobe Stock-Sammlung zieht und dort dann auf „Veröffentlichen“ klickt.

Anschließend ist die Datei auf dem eigenen Adobe Stock-Profil unter hochgeladene Dateien zu finden. Hier wird einem viel Arbeit abgenommen, denn das sogenannte „Verschlagworten“ der Bilder ist meistens das, was am meisten Zeit in Anspruch nimmt. Adobe Stocks intelligenter Keyword Sense scannt jedoch das Bild und ordnet es nicht nur der korrekten Überkategorie zu, sondern erstellt auf magische Weise auch schon bis zu 25 Schlagworte für das Bild! So einfach war es noch nie, Bilder zu veröffentlichen. Sind die vorgeschlagenen Schlagworte nicht zufriedenstellend, so kann man natürlich auch bis zu 50 eigene eingeben. Dabei sollte man sowohl deskriptiv vorgehen als auch Emotionen, die das Bild vermittelt, nennen. Die allseits bekannten W-Fragen helfen hier: Was, Wer, Wo, Wann, Wie und Welches Gefühl? Mittels dieser Methode kommt man leicht auf mindestens 30 Schlagworte und einen passenden Titel für das Bild. Die Schlagwörter ordnet man dann nach Wichtigkeit an. Im Beispielbild ist eine Frau in gelber Jacke auf einem Bergkamm im Appenzellerland zu sehen. Es ist gegen Morgen und sehr wolkig.

Sind erkennbare Personen oder Eigentum auf dem Bild zu erkennen, ist zusätzlich noch eine Einverständniserklärung der Person oder des Eigentümers nötig. Auch sollten keine eingetragenen Markenzeichen deutlich auf den Bildern zu erkennen sein.

Ist man auch hier zufrieden, reicht man das Bild zur Genehmigung ein. Das Adobe Stock-Team prüft es dann und schaltet es anschließend frei.

Um alles noch einmal kurz zusammenzufassen: