Minimalismus als Kunst-Stil: Die Reduktion auf das Wesentliche
Im Dezember beschäftigen wir uns mit dem Visual Trend Minimalismus und in diesem Zuge kommt man an Designer, Illustrator und Künstler Andreas Preis nicht vorbei. Er schafft es mit seiner Zeichentechnik, komplexe Formen und Bilder auf das Wesentliche zu reduzieren, ohne dass jedoch etwas verloren geht. Dabei werden Geometrie, Typografie und auffällige Farben auf einzigartige Weise miteinander verbunden. Wir haben zusammen mit Andreas drei seiner Bilder genauer betrachtet, über ihre Besonderheiten gesprochen und ein paar Tipps für angehende Illustratoren und Künstler mitgebracht.
Andreas Preis wurde 1984 im Bayrischen Wald in Bayern geboren und lebt mittlerweile seit über 6 Jahren in Berlin. Nach seinem Studium in Kommunikationsdesign in Nürnberg ging er schnell eigene Wege und machte sich selbstständig. Zum Ende seines Studiums spezialisierte er sich bereits auf Illustrationen, die durch seinen minimalistischen Zeichenstil längst zu einzigartigen Kunstwerken werden. Natürlich hat sich Andreas über die letzten Jahre weiterentwickelt und neue Dinge probiert, mit der Zeit wurde seine Arbeit außerdem immer freier. Dadurch hat sich der Illustrator, Designer und Künstler auch mehr an Wände herangewagt und verewigt seine Kunst seit einiger Zeit auch auf riesigen Wandflächen.
Mit Andreas haben wir drei seiner Werke betrachtet und über ihre Besonderheiten gesprochen: Kingfisher, die geometrische Eule und Planet Bubblegum.
Andreas Preis
Kingfisher
Mit dieser Variante seines Stils arbeitet Andreas Preis erst seit etwa einem Jahr. Dabei besteht die Idee darin, das Motiv (hier einen Eisvogel) in seiner Bewegung einzufangen, in dem man mehrere Augenblicke in einem Bild festhält (ähnlich einer Mehrfachbelichtung). Das Ganze ist natürlich abstrahiert, sowohl farblich als auch was die Formen angeht. Die Grundlage dafür bilden verschiedene Fotos. Andreas sucht sich hierfür möglichst viele unterschiedliche Momentaufnahmen und gestaltet daraus sein eigenes Layout. Wichtig ist ihm, dass die Grafik möglichst auch in Schwarz/Weiß funktioniert, wenn man dafür irgendwann Siebdrucke anfertigen lassen will.
Gleichzeitig waren dieses Motiv und andere der Serie auch mit die ersten, bei denen er beim Einfärben mit Verläufen gearbeitet hat. Bis vor ein paar Jahren waren Verläufe in der Szene ziemlich verpönt, aktuell sieht man sie wieder sehr häufig. Auf diese Weise fängt Andreas relativ minimalistisch die typische Färbung eines Eisvogels ein und kann dabei trotzdem stilistisch abstrakt und eigenständig bleiben.
Andreas Preis
Geometrische Eule
Dieses Motiv entstand ganz ursprünglich vor ein paar Jahren auf der STROKE Art Fair als Live-Painting auf einem Longboard. Damit die Besucher der Messe erkennen, dass die Arbeiten von Andreas beinahe ausschließlich handgezeichnet sind, bemalte er damals vor Ort ein Deck aus Ahorn. Da Andreas sehr exakt und sauber arbeitet, glauben ihm viele Menschen gelegentlich nicht, dass seine Zeichnungen keine Drucke sind. Alles entstand spontan, ganz ohne Vorlage.
“Allerdings habe ich inzwischen eine relativ gute Vorstellung davon, wie beispielsweise eine Eule funktioniert, da ich davon schon einige gezeichnet habe”, sagt Andreas über das Projekt. Als Hilfsmittel standen ihm nur Tape als Lineal für die langen geraden Linien sowie die Tape-Rolle zum Zeichnen der Augen zur Verfügung. Für ihn bleiben jedoch die Augen und der Schnabel das Wichtigste, denn selbst wenn man alles andere weglässt, erkennt man daran noch immer die Eule. Alles andere wurde improvisiert. Da Andreas das Motiv so gut gefallen hat, zeichnete er davon inzwischen eine zusätzliche Vektorgrafik mit Illustrator Draw.
Andreas Preis
Planet Bubblegum
Das erste und bislang einzige Motiv einer hoffentlich neuen Serie. Theoretisch könnte er aus seiner Formenwelt alles Mögliche herstellen, deshalb war die Idee hier, mit ganz einfachen geometrischen Formen zu arbeiten und diese aus den Andreas-Preis-typischen, kleinteiligen und detaillierten Strukturen entstehen zu lassen. “Für dieses Motiv habe ich tatsächlich auch Planeten recherchiert, letztendlich ist aber auch dieses Motiv frei improvisiert. Gezeichnet auf Papier mit Bleistift, Finelinern, Copics und Acrylmarkern”, beschreibt Andreas die Entstehung. “Hoffentlich entsteht hier noch mehr …”
Für seine Werke nutzt Andreas hauptsächlich Photoshop CC, Photoshop Sketch und Illustrator Draw. Inzwischen legt er die Layouts häufig auf dem iPad Pro an und zeichnet manchmal sogar die detaillierten Illustrationen komplett digital. Über die Creative Cloud sendet er die Zeichnungen dann auf seinen Laptop oder Surface Pro, um sie entweder mit Photoshop CC oder Illustrator CC zu finalisieren. “Letztendlich besteht ein Großteil meiner Arbeit nach wie vor aus klassischem Handzeichnen. Dafür eignen sich Draw und Sketch natürlich am besten. Allerdings male ich heute dafür analog mit Acryl und Sprühfarbe auf Wände, Bretter und alles, was sich sonst so anbietet, um Originale zu erstellen.“
So startet auch ihr durch
Wie entstehen solche Zeichnungen und wie arbeitet Andreas eigentlich? Um seinen Workflow zu verbessern und sich inspirieren zu lassen, nutzt Andreas unter anderem Adobe Stock. “Adobe Stock nutze ich gelegentlich zur Inspiration oder auch wenn ich eine bestimmte Vorlage für eine Zeichnung brauche. Auch Hintergründe und Texturen finde ich dort für meine Arbeit. Es ist schon sehr praktisch, dass man direkt bei Photoshop suchen und auch bei Bedarf lizensieren kann”, sagt Andreas. “Zusammen mit der Creative Cloud habe ich so inzwischen einen deutlich schnelleren Workflow als früher. Inzwischen biete ich auch Bilder als Teil der Premium Collection bei Adobe Stock an.” Andreas hat aber noch weitere Tipps, wie man nicht nur seinen Workflow, sondern auch seine Skills verbessert:
- Recherche! Wer Tiere oder Menschen gut zeichnen will, der muss vor allem viele Menschen und Tiere beobachten und zeichnen. Dafür sollte man sich auch nicht alleine auf Fotos verlassen, aber sie können sehr hilfreich sein. Man muss nicht unbedingt im Nachhinein erkennen, welche Bilder als Grundlage dienten, aber vieles entsteht erst, wenn man durch andere Dinge, wie eben Fotos, Zeichnungen und ganz besonders die Natur, um einen herum inspiriert wird.
- Neue Dinge ausprobieren! “Ich war lange ‘der Typ, der die symmetrischen Tiere malt’. Ich war auch schon ‘the Butterfly Guy’ und vorher mal der, der immer Portraits von seinen Freunden zeichnet. Man bekommt solche Labels sehr schnell angeheftet und mir persönlich ist das im Grunde egal”, so Andreas. Langfristig müsse man Neues ausprobieren, auch wenn das die Außenwelt meist erst deutlich später bemerkt (wenn überhaupt). “Bis vor 3 Jahren hatte ich keine einzige Wand bemalt. Bis vor 5 noch nie einen Acrylmarker ausprobiert. Inzwischen machen reale Wände und Objekte einen großen Teil meiner Arbeit aus”, erläutert er die steten Veränderungen bei seiner Arbeit. Motive wie den “Kingfisher” hat Andreas zum ersten Mal vor einem Jahr gestaltet, inzwischen ist auch dieser Stil Teil seiner Kundenaufträge. Selbst wenn es nur stilistische Kleinigkeiten oder neue Motive sind, man sollte immer wieder neues ausprobieren.
Darüber gelangt man dann zum letzten Tipp:
- Stil finden! Muss man das? Ja und nein. Es gibt sehr erfolgreiche Designer und Illustratoren, die einen absolut eigenen erkennbaren Stil haben. Es gibt aber auch das Gegenteil. Beides hat seine Vor- und Nachteile. “Ich selbst habe meinen derzeitigen Stil nie bewusst gesucht und auch nicht darauf hingearbeitet. Ich habe einfach immer nur das gemacht, was mir gefällt und was ich gerne als Job gehabt hätte”, fügt Andreas hinzu. Kunden würden immer nach dem fragen, was sie im Portfolio sehen. Solange man produktiv bleibe (und seine Arbeiten zeige!), ergebe sich der eigene Stil irgendwann ganz von selbst.
Wir danken Andreas ganz herzlich, dass er sich die Zeit genommen hat, mit uns zu sprechen. Um mehr über seine Arbeit zu erfahren, schaut auf seiner Website vorbei und besucht sein Adobe Stock-Portfolio.