eGovernment in Deutschland: Luft nach oben
Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland verläuft aus Sicht der Bürger immer noch zu schleppend und tritt auf der Stelle. Nur 42 Prozent der für die Studie „Digital Government Barometer 2017“ Befragten stufen den Stand als „fortschrittlich“ ein – im Vorjahr waren es noch 9 Prozent mehr. 84 Prozent wünschen sich von Bund, Ländern und Kommunen mehr Aktivitäten auf diesem Gebiet.
Etwas mehr als jeder zweite Bundesbürger (56 Prozent) nimmt zwar wahr, dass Verwaltungen ihnen zahlenmäßig heute mehr Onlinedienste anbieten als vor einigen Jahren. In den anderen untersuchten Ländern Frankreich, Großbritannien und Norwegen sind es dagegen jeweils mehr als 80 Prozent, die dies feststellen.
Digitale Bürgerservices müssen das Leben erleichtern
Wie bei Onlineshops in der privaten Wirtschaft, nutzen Bürger die digitalen Angebote der öffentlichen Verwaltung nur, wenn sie ihnen tatsächlich das Leben erleichtern. Zentrale Qualitätsbaustellen aus Sicht der Bevölkerung hierzulande sind die Abkürzung der Schritte bis zum Ergebnis sowie eine schnellere Navigation an die richtige Stelle oder zum richtigen Ansprechpartner.
Für 41 Prozent der Deutschen ist der virtuelle Behördengang derzeit noch zu kompliziert, jeder Dritte erwartet zudem einen Bearbeitungsstatus, ähnlich einer Sendungsverfolgung im Onlinehandel. Länderübergreifend wünschen sich die Bürger, dass sie Daten nur noch einmal eingeben müssen – beispielsweise über ein zentrales Bürgerkonto, das sie selbst anlegen und pflegen können.
Deutschland in der EU abgeschlagen auf Platz 12
Auch der neue „eGovernment Benchmark Report 2017” der EU zeigt die Defizite. Spitzenreiter bei digitalen Bürgerservices sind demnach Malta, Dänemark, Schweden, Estland und Norwegen – Deutschland rangiert abgeschlagen auf Platz 12. Der Report zeigt aber immerhin eine deutliche Verbesserung grenzüberschreitender eGovernment-Angebote. Auch eine Optimierung von Behörden-Websites für mobile Endgeräte sei spürbar.
Fazit der Studie: Die „User Centricity“ – also die Nutzerorientierung – hat sich zwar verbessert, aber es bleibt noch viel Luft nach oben. Vor allem in Deutschland. Der Report durchleuchtet die Performance aller EU-Mitgliedsstaaten anhand von vier Benchmarks:
- Nutzerorientierung (wie schnell und einfach können die Informationen und Services der Behörden online genutzt werden)
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- Online Verfügbarkeit
- Benutzerfreundlichkeit
- „Mobile Friendliness“
- Transparenz
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- der behördlichen Vorgänge
- der Verfahrensweise bei den angebotenen Dienstleistungen
- der Kontrollmöglichkeiten über personenbezogen erhobenen Daten
- Grenzüberschreitende Mobilität (das Ausmaß, in dem man die digitalen Services auch außerhalb des Heimatlandes nutzen kann)
- Schlüssel-Technologien (Verfügbarkeit von eID, eDocuments, Authentifizierungsmöglichkeiten etc.)
Insbesondere die Nutzerorientierung ist von hoher Bedeutung. Immerhin soll eGovernment bei der Interaktion zwischen Behörden und Bürgern durch den Einsatz von digitalen Technologien die Prozesse vereinfachen und beschleunigen.
Nutzerorientierung im deutschen eGovernment steigt
Generell lässt sich hier laut der Studie eine Verbesserung feststellen. Deutschland gehört mit einem Gesamtergebnis von 90 % (Vorjahr: 80 %) sogar zu den Top-Performern und wird als „gut“ eingestuft. Schwächen gibt es allerdings bei der im Rahmen der Nutzerfreundlichkeit erhobenen Unterkategorie „Mobile Friendliness“, also dem Grad der auf Mobilgeräte ausgerichteten Webseiten. Hier kommt das deutsche eGovernment-Angebot nur auf einen Wert von 64 % (Vorjahr: 54 %).
Bei anderen Benchmarks konnte das deutsche eGovernment durchaus besser performen als in den Vorjahren. Die Transparenz stieg von 59 % auf nun 75 % und erhält gerade so die Wertung „gut“. Was die Nutzung von Schlüssel-Technologien angeht, liegt der Wert nun bei 64 % (Vorjahr: 52 %) und wird als „fair“ eingestuft. Auch die grenzüberschreitende Mobilität gilt als „fair“, hier konnte die Performance bei bürgerbezogenen Angeboten minimal auf 65 % zulegen (Vorjahr: 61 %), bei unternehmensbezogenen Angeboten auf „gute“ 81 % (Vorjahr: 65 %).