Adobe persönlich: 16 Fragen an Julian Kramer, Chief Experience Ambassador

Super­in­tel­li­gente dig­i­tale Assis­ten­ten, der Pho­towalk als Entspan­nung und die erste Pho­to­shop-Ver­sion von ein­er Heft-CD: Julian Kramer ist der erste, der in dieser neuen Rei­he unsere neugieri­gen Fra­gen beant­wortet hat.

Der 34‑jährige Münch­n­er ist seit Okto­ber bei Adobe. Vorher hat er unter anderem bei Google EMEA-weit die Exec­u­tive Train­ings für Cus­tomer Cen­tric­i­ty entwick­elt, Unternehmen berat­en und ein Con­tent-Mar­ket­ing-Start­up gegrün­det, als man noch nicht wusste, was das war. Er sel­ber auch nicht. Als Chief Expe­ri­ence Ambas­sador ist er nun bei Adobe Advokat des End­ver­brauch­ers. Seine Auf­gabe ist es, Unternehmen zu unter­stützen, auch im Sturm der Dig­i­tal­isierung das Bewusst­sein für den Kun­den und tech­nol­o­gis­che Chan­cen zu bewahren.

Der erste Berührungspunkt mit Adobe – wann war das und wie genau sah das aus?

Das muss ca. 1995 gewe­sen sein. Auf ein­er CD voller Soft­ware eines Web­hosters gab es eine Pho­to­shop-Testver­sion als Beilage zur „c’t“. Die woll­ten einem weis­machen, dass man sich total ein­fach Web­sites sel­ber bauen kann. Es soll­ten noch viele weit­ere „Testver­sio­nen“ fol­gen, bis ich mir von meinem ersten Gehalt meine erste Lizenz leis­ten konnte.

Meinen Beruf erkläre ich meiner Familie wie folgt:

Wenn es sich ver­mei­den lässt, gar nicht. Meinen jün­geren Geschwis­tern sage ich: „So eine Art Mar­ket­ing- und Internet-Professor…“

Einen Glücksmoment im Job habe ich, wenn …

… ich irgend­wo einen Talk gebe oder mich unter­halte und man in den Gesichtern und Augen erken­nen kann, dass sich ger­ade eine neue Synapsen-Verbindung auf­baut und eine neue Erken­nt­nis entste­ht. Wenn das durch meine Arbeit passiert, freut mich das extrem.

An meiner Arbeit hier fasziniert mich, dass …

… die tech­nol­o­gis­che Weit­er­en­twick­lung ja nie „aufhört“. Es gibt immer etwas Neues und kaum Rou­tine. Das tut meinem Spiel­trieb gut. Außer­dem lerne ich sel­ber viel aus dem Spar­ring mit Experten aus ganz unter­schiedlichen Disziplinen.

Auf meinem Schreibtisch im Büro findet man …

… meist völ­liges Chaos oder prak­tizierten Min­i­mal­is­mus. Oszillierend.

Ich bleibe sowohl geistig, als auch seelisch und körperlich fit, indem ich …

… ein­er­seits ver­suche, immer das Angenehme mit dem Notwendi­gen zu verbinden. Nach getan­er Arbeit auf Geschäft­sreise ist das zum Beispiel ein klein­er Pho­towalk um den Block oder ein Aben­dessen mit ort­san­säs­si­gen Fre­un­den, der Pod­cast auf dem Weg zur Arbeit. Es gibt so viele Möglichkeit­en, sich bewusst seine Nis­chen zu schaffen.

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Ander­er­seits trenne ich zum Beispiel Arbeits- und Pri­vat-Devices streng, plane neben der Arbeit auch Sport und andere Freizeit-Aktiv­itäten im Kalen­der ein. Das klingt nicht spon­tan, hil­ft mir per­sön­lich aber, auch visuell die Bal­ance im Auge zu behal­ten. Wenn ich dann spon­tan Lust auf etwas Anderes habe, dann mach ich das auch – solange ich mich bewusst dafür entscheide.

Außer­dem bin ich ein riesiger Fan von Min­i­mal­is­mus und ver­suche, aktiv Rei­bungspunk­te und Bal­last zu reduzieren.__

Mac oder Windows?

Was auch immer ger­ade am sta­bil­sten und offen­sten funk­tion­iert. Ich bin irgend­wo im Bermu­da-Dreieck von Apple, Android und Microsoft ver­loren gegan­gen. Send help!

Star Trek oder Star Wars?

Star Wars. Aber nur die orig­i­nale Trilogie.

Buch oder E‑Book?

Sach­büch­er nur noch dig­i­tal. Ich will nicht „Kubik­me­ter Wis­sen“ im Regal ste­hen, son­dern immer dabei haben – ein­fach durch­such­bar und stets zugänglich. Bild­bände und Kun­st­büch­er bevorzuge ich ana­log, weil ich die Fusion aus Tex­tur, Druck­ver­fahren und Far­ben vor mir haben will und ein Bild­band auch physisch Zeit und Raum ein­fordert. Jedes Medi­um nach seinem „Mehrw­ert“ …

Womit beschäftige ich mich, wenn der Strom ausfällt?

In der ersten Stunde damit, wie lange ich wohl noch diverse Akku-Ladun­gen habe. In der zweit­en Stunde finde ich mit Schreck­en her­aus, wofür man heutzu­tage alles Strom benötigt. Ab der drit­ten Stunde mit dem Gedanken, wie ich mit meinen zwei linken Hän­den wohl die offen­sichtlich here­in­brechende Zom­bie-Apoka­lypse überlebe.

Meinem 20 Jahre jüngeren Selbst würde ich sagen …

Ganz klar: „Du brauchst die besten Noten. Mach immer das, was man dir sagt. Such dir einen sicheren Job! Was sollen denn die Leute denken. Ich erwarte, dass du bis 30 dies und das erre­icht hast. Ver­mei­de alle Kon­flik­te. Schluck’s runter.“ Wohl wis­send, dass ich genau das Gegen­teil davon tun würde … Nein, im Ernst. Ver­mut­lich würde ich mir sagen: „Wenn du Rat suchst, frag nur die Leute, die das schon haben, was du erre­ichen willst. Ver­suche Mei­n­un­gen in ihrer Herkun­ft nachzu­vol­lziehen, dann lernst du, wie man die Welt auch sehen kann, aber nicht muss.“

Wenn ich nur ein einziges elektronisches Gerät behalten dürfte, wäre das …

… ganz klar mein Smart­phone, weil es so vieles abdeckt, was mir wichtig ist: Kom­mu­nika­tion, Infor­ma­tion, Fotografie, Musik und Vieles mehr.

Julian Kramer, Adobes Chief Experience Ambassador, am Smartphone
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Am Digital-Standort Deutschland gefällt mir …

…dass wir, wenn wir mal ganz ehrlich sind, im inter­na­tionalen Ver­gle­ich großar­tige Bedin­gun­gen haben: Flächen­deck­end rel­a­tiv hohe Bil­dung, eine starke Wirtschaft, einen robusten Mit­tel­stand, (noch) gute Infra­struk­tur, Kap­i­tal, mildes Kli­ma, das Land der Dichter und Denker. Würde ich eine Wun­schliste für einen Geschäfts­stan­dort schreiben, wäre das doch ein Spitzenkandidat.

Am Digital-Standort Deutschland fehlt mir …

In einem bösen Tweet las ich mal „Wir leg­en nur die Leitun­gen, das Inter­net macht der Amerikan­er“. Da ist viel Wahres dran: Hierzu­lande fehlen oft der Mut, die Zeit und das Risiko-Kap­i­tal, um in dis­rup­tive Ideen und „nicht-fest­stof­fliche“ Ser­vices zu investieren. Sobald man etwas nicht aus Stahl bauen und anfassen kann, ist es mit der typ­isch deutschen Inno­va­tions­freude schnell vor­bei. Vielle­icht ist das eine unbe­wusste his­torische Alt­last der Vor- und Nachkriegszeit, die wir endlich mal able­gen kön­nten. Schließlich macht es qual­i­ta­tiv keinen Unter­schied, ob ich ein mech­a­nis­ches Objekt oder einen dig­i­tal­en Ser­vice entwick­le. Mit unserem klis­chee­haften Tüft­lergeist und unser­er indus­triellen Detail­ver­liebtheit müssten wir bei­des kön­nen; trotz­dem haben wir da im inter­na­tionalen Ver­gle­ich noch Defizite aufzuholen.

Die wichtigste Errungenschaft der Digitalisierung ist für mich …

… dass sie in ihrer Essenz demokratisierend wirkt. Ich bin nicht mehr auf den Zugang zu begren­zten Rohstof­fen, Pro­duk­tion­san­la­gen und Eigenkap­i­tal angewiesen, um mit ein­er guten Idee und etwas Code von fast jedem Winkel dieser Erde die Welt zu verän­dern und ein erfol­gre­ich­es Busi­ness zu bauen. Das ist ger­ade in weniger priv­i­legierten Wel­tre­gio­nen ein wichtiger Zukun­fts­fak­tor: Wann gab‘s das schon in unser­er Vergangenheit?

Ich unter­stütze ver­schiedene Bil­dungsini­tia­tiv­en. Eine davon, App­Camps, liegt mir beson­ders am Herzen, weil sie kosten­lose Pro­gram­mierkurse für Kinder entwick­eln und diese auch an Schulen in Südafri­ka ein­set­zen. Wenn du Kinder erleb­st, wie sie schnell und spielerisch eigene Apps und Lösun­gen für Prob­leme entwick­eln, dann ist das ein­fach unglaublich wertvoll – für das Indi­vidu­um als auch für unsere Gemeinschaft.

Julian Kramer, Adobes Chief Experience Ambassador, unterstützt das Projekt AppCamps
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Welche digitale Errungenschaft brauchen wir unbedingt noch?

Kurzfristig gese­hen: Wirk­lich sin­nvolle dig­i­tale Assis­ten­ten, die in vollem Umfang ver­ste­hen, was ich will und das dann abar­beit­en. Also die Evo­lu­tion von: „Schalt das Licht an“, hin zu: „Organ­isiere meine Teil­nahme an dieser Kon­ferenz, so dass ich noch diese und jene Per­son zum Kaf­fee tre­f­fen kann.“

Mit­tel­fristig ver­mut­lich Neu­ro-Inter­faces, die mir basierend auf Gedanken­s­teuerung Dinge abnehmen.

Langfristig „Didak­tik für Super-Intel­li­gences“, damit die unseren „hochgezüchteten Affen­hir­nen“ die Welt erk­lären kön­nen, ohne dass uns kog­ni­tiv und kapaz­itär die Sicherung rausfliegt.