Wie die UBS mit AI das Kundenerlebnis menschlicher gestaltet
Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Artificial Intelligence (AI) denken? Viele verbinden diesen Begriff immer noch mit Killer-Androiden oder abgedroschenen Science-Fiction-Figuren. Für andere wiederum ist der Begriff mit trendigen Innovationen, autonomen Fahrzeugen oder großen Technologieunternehmen verbunden. Wie viele von Ihnen würden diesen Begriff allerdings mit etablierten Bereichen der Finanzwirtschaft wie der Vermögensverwaltung, dem Asset-Management oder dem Investment-Banking in Verbindung bringen?
Sehr wahrscheinlich sind das nicht die Sektoren, die Sie als Erstes mit der innovativsten Technologie der Welt assoziieren würden – und dennoch sind genau diese heute topaktuell beim Thema AI. Prognostiziert wird beispielsweise, dass RoboAdvisors innerhalb der nächsten fünf Jahre für fast zwei Billionen Euro verwaltetes Vermögen verantwortlich sein werden. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers nutzen bereits 26 Prozent der Vermögensverwaltungs- und Asset-Management- Firmen Künstliche Intelligenz als Entscheidungshilfe.
Viele Bälle müssen gleichzeitig jongliert werden
Die Schweizer Großbank UBS ist ein Gigant unter den Finanzdienstleistern mit besonders ehrgeizigen Zielen in diesem Bereich. Das Unternehmen sieht den Einsatz von AI und der verwandten Technologie des Machine Learnings (ML) als nächsten Schritt bei der Gestaltung eines überzeugenden Kundenerlebnisses an. Da das Geldinstitut beim Thema Customer Experience bereits jetzt schon sehr gut ist, wollen wir uns das etwas genauer anschauen.
Die UBS muss – wie alle anderen Unternehmen im Finanzsektor auch – sehr schnell auf den Wandel durch digitale Technologien reagieren. Die größte Veränderung besteht hier in der Customer Journey. Früher war sie linear, da die Interaktionen mit dem Kunden zum großen Teil persönlich stattfanden. Auch dessen Erlebnisse mit der Bank waren direkt und persönlich, wodurch diese relativ einfach zu managen waren.
Doch dann begann die digitale Welle, die alles Gewohnte wegspült. Heutzutage ist die Customer Journey aufgesplittet und das Kundenerlebnis mit der UBS findet auf ganz unterschiedlichen Kanälen statt. Die Kunden sehen eine Banner-Werbung irgendwo im Internet, reagieren auf einen Tweet, lesen digitalen Content auf der Bank-Website oder schauen sich ein Unternehmensvideo an. Es gibt die unterschiedlichsten Kontaktpunkte, an denen das Markenerlebnis die Entscheidung des Kunden beeinflussen kann. Für die Marketingabteilung bedeutet diese Entwicklung viele Bälle, mit denen gleichzeitig jongliert werden muss.
Die UBS schlägt sich dabei recht gut und hat die unterschiedlichen Erlebnisse zusammengebracht, indem sie die Adobe Experience Cloud als Vermittler nutzt. Das Geldinstitut hat sorgfältig über die Customer Journey nachgedacht und wie die verschiedenen Elemente nahtlos ineinandergreifen – von Website-Content über Social Media bis hin zu persönlichen Interaktionen in der Filiale. Der Finanzdienstleister hat verstanden, dass unsere immer weiter aufgesplittete Welt eine einheitliche Customer Experience erfordert und tritt heute entsprechend auf.
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Storytelling ist passé – Kunden werden Teil der Geschichte
Aber für mich besonders spannend ist jetzt, was nun als Nächstes kommt? Die UBS stellt sich künftig eine noch bessere Customer Experience vor, die intelligent, zielgerichtet und punktgenau auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden abgestimmt ist. Und dabei dreht sich alles um AI und ML, um die Bedürfnisse und Absichten der Bankkunden möglichst genau zu erkennen und dann daran anzuknüpfen. Für das Geldinstitut heißt das, davon wegzukommen, ihren Kunden nur Geschichten zu erzählen. Vielmehr sollen diese dazu eingeladen werden, selbst ein Teil der Story zu werden.
Die UBS hat verstanden, dass AI, ML und ähnliche Technologien – wie etwa Natural Language Processing (NLP) – dazu da sind, die Customer Experience menschlicher zu machen. Denn viele Verbraucher sind bisher über die im Digital Marketing eingesetzten Technologien enttäuscht, weil sie oftmals eine Barriere zwischen ihnen und der Marke darstellen. Wahrscheinlich kennt das jeder von uns und ist davon genervt, wenn eine Website schlecht gestaltet ist und man dort nicht schnell genug an die benötigten Informationen gelangt. Oder wenn es bei einem Anruf im Call Center notwendig, sich durch zahlreiche Sprachmenüs zu bewegen – ohne am Ende die gewünschte Auskunft zu erhalten.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz können künftig Technologielösungen menschliche Eigenschaften nachahmen. Heute müssen wir uns oft als Menschen nach der Technologie mit ihren Beschränkungen richten und sind davon frustriert. Wenn die Technologie aber stärker den Menschen nachempfinden kann, wird für uns auch ihre Benutzung intuitiver. Und hier schließt sich der Kreis: Je ausgereifter die Technologie sein wird, die Unternehmen für das Schaffen einer besseren Customer Experience einwenden, desto traditioneller wird das Kundenerlebnis letztendlich wieder werden.
Denn früher war das sehr persönlich und fand unter vier Augen statt. Wollte ich etwa vor zehn Jahren mein Wertpapierdepot mit meinem Asset-Manager bei der Hausbank besprechen, geschah das sehr direkt. Der wusste alles über mich und meine Investitionen, da er selbst verantwortlich für mein Konto war. Dieser persönliche Kontakt ist – vor allem aus Kostengründen – inzwischen häufig verlorengegangen. Mit Hilfe von AI kann ein RoboAdvisor in Zukunft wieder zu diesem Level der individuellen Kommunikation zurückkehren.
Ich kann mir mittlerweile vorstellen, mich mit meiner Stimme mit einem AI-Avatar zu unterhalten, der in Echtzeit Zugriff auf all meine Kundeninformationen hat und intuitiv meine Bedürfnisse kennt. Vielleicht ist es genau das, was eine Marke in Zukunft letztendlich sein wird: eine persönliche Beziehung mit einem AI-Avatar, der dich bei Bedarf mit allen Services verknüpft, die die Bank zu bieten hat.
Das mag sich nach Science-Fiction anhören, allerdings gibt es schon praktische Beispiele hierfür. Letztes Jahr hat die UBS beispielsweise einen SmartWealth RoboAdvisor eingeführt, der AI und NLP nutzt, um dem Kunden einen digitalen Service zur Vermögensverwaltung anbieten zu können. Das ist diese Art von bequemem, personalisiertem und kundenzentriertem Service, den AI bereits heute möglich macht.
The times they are a changing
Um den Sänger Bob Dylan in Bezug auf Finanzdienstleistungen frei zu zitieren: „The times they are a changing“. Angeführt von Spitzenreitern bei der Customer Experience, wie die UBS einer ist, werden wir bald alle routinemäßig mit AI-Services und neuen Kundenerlebnissen zu tun haben. Dank der Software-Roboter wird sich unser Finanzservice intuitiver und menschlicher anfühlen und punktgenau auf unsere individuellen Bedürfnisse ausgerichtet sein. Behalten Sie deshalb die Finanzbranche im Auge – dahin, wo sie sich technologisch hinbewegt, werden wir ihr vermutlich auch in anderen Bereichen unserer Wirtschaft folgen.