Drei Erfolgsstrategien für neue Geschäftsmodelle von Finanzdienstleistern
Immer mehr Finanzdienstleister stellen fest, dass eine stärkere Kundenorientierung notwendig ist, um in der Welt des „Digital first“ konkurrenzfähig zu sein. Tatsächlich fanden Adobe und Econsultancy in einer Studie heraus, dass 34 Prozent der Unternehmen in dieser Branche die Optimierung der Customer Journey aktuell als ihre höchste Priorität einstuften.
Dabei begegnen ihnen allerdings auch einige Schwierigkeiten: Denn die Kunden bewegen sich fließend zwischen Produkten und Kanälen hin und her. Die meisten Banken und Versicherungen sind aber noch nicht so aufgestellt, dass sie auf dieses Verhalten richtig reagieren können. Fast alle Unternehmen haben sich rund um ihre Produkte organisiert, wobei 60 Prozent von ihnen – so eine interne Untersuchung der Digital Strategy Group von Adobe – digitale Anforderungen von den Marketingaufgaben trennen.
Soll allerdings ein personalisiertes Erlebnis geboten werden, das den Kunden – und nicht das Produkt oder den Kanal – in den Mittelpunkt stellt, müssen Unternehmen ihre Strukturen dringend an die neuen digitalen Möglichkeiten, an die wachsende Zahl von Kooperationen und eine zunehmende Agilität anpassen.
Wir haben drei Organisationsstrukturen ermittelt, mit deren Hilfe dieses Ziel effizient erreicht werden kann: Kompetenzzentren, Customer Journey-Teams und agile Marketingteams. Jede einzelne dieser Möglichkeiten bringt ihre eigenen Herausforderungen und Chancen mit sich und benötigt ein höheren Grad an digitaler Reife, um erfolgreich zu sein. Dennoch – werden diese Varianten erfolgreich umgesetzt –ist es Unternehmen der Finanzbranche möglich, mit ihrer Hilfe das digitale Erlebnis zu liefern, nach dem sich der Kunde sehnt. Und die Banken oder Versicherungen ernten die Belohnung in Form einer verbesserten Effizienz, treuer Kunden und einer höheren Kundenzufriedenheit.
- Kompetenzzentren
Sie sind die gebräuchlichsten unter den drei genannten Strukturelementen und sehr effizient zur Weiterentwicklung digitaler Möglichkeiten. Ein Kompetenzzentrum ist ein gebündeltes Team von Fachexperten, die eine spezielle Fähigkeit haben und innerhalb der Organisation das Know-How in einem Gebiet aufbauen. Dies hilft beim Verringern von Redundanzen, der besseren Abstimmung von Vorhaben und ermöglicht Teams mit einer einheitlichen Leistung. Die Aufgabe des Kompetenzzentrums kann von der allgemeinen Digitalisierung bis hin zu viel spezifischeren Aufgaben (z.B. Personalisierung) reichen.
- Customer Journey-Teams
Sind die digitalen Fähigkeiten erst einmal entwickelt, bauen reifere Unternehmen spezielle Customer Journey-Teams auf, um sich stärker in Richtung Kundenorientierung zu bewegen. Diese sind dann dafür zuständig, den kompletten Weg für die wichtigsten Zielgruppen (z.B. Kunden aus kleinen und mittleren Unternehmen) über alle Kanäle hinweg bis zum Abschluss zu organisieren. Wird die Customer Journey in ihre Struktur eingebunden, stellen Banken und Versicherungen den Kunden und nicht mehr die Kommunikationskanäle in den Mittelpunkt ihrer Prozesse. Hiermit schaffen sie auch die Verantwortung dafür, ein einheitliches Kundenerlebnis bereitzustellen.
- Agile Marketing-Teams
Kunden und deren Verhalten ändern sich heute sehr schnell. Wie unsere Recherchen ergeben haben, führen organisatorische Silos (z.B. Kreativabteilung, Marketingabteilung, Markenführung, IT usw.) zu vielen Enttäuschungen und Zeitverluste bei der Time-to-Market. Um diese Herausforderung zu meistern, expandieren die meisten reifen Finanzdienstleister agil über die IT hinaus in ihre digitalen und Marketing-Organisationen. Agile Marketing-Abteilungen haben bestimmte digitale Ziele (z.B. Online-Kundengewinnung) und setzen z.B. autonom arbeitende Scrum-Teams ein, um einzelne Projekte schneller zum Ziel zu bringen. Agiles Marketing bringt zwar enorme Vorteile, ist aber von den genannten Strukturelementen am schwierigsten umzusetzen. Unternehmen sollten deshalb eine solide Grundlage an Daten, Marketingtechnologie und Mitarbeiter‑Fähigkeiten haben, bevor sie in agiles Marketing investieren.
Menschen und Prozesse
Es ist sehr wichtig im Kopf zu behalten, dass neue Strukturen nur ein Teil der Lösung sind. Sie sind ineffektiv, wenn es am richtigen Personal und an Steuerungskompetenz und klaren Prozessen mangelt. Darum sollten Finanzdienstleister nicht nur in das Training technischer Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter investieren, die sie dafür benötigen, um die digitalen Initiativen erfolgreich auszuführen. Sie sollten sie auch in den digitalen Konzepten schulen, damit sie den Sinn dieser Initiativen verstehen. Trainingsprogramme, die diese beiden Themen ausgewogen berücksichtigen, helfen den Mitarbeitern dabei, in ihrer Arbeit strategischer vorzugehen.
Zusätzlich ist es gerade im hochregulierten Umfeld der Banken und Versicherungen wichtig, das Thema Compliance frühzeitig und überall einzubeziehen. Finanzdienstleister sollten deshalb Compliance-Teams in digitalen Marketingkonzepten und ‑zielen schulen und Vorabgenehmigungsprozesse einrichten, um das Tempo nicht zu verlangsamen. Werden Compliance und Datenschutz rechtzeitig in die digitalen Prozesse eingebaut, können digitale Marketing-Teams eine Partnerschaft mit den Verantwortlichen aufbauen und sehen sich nicht im Widerspruch zu deren Anforderungen.
Fazit
Da “Digital first” immer wichtiger wird, müssen Finanzdienstleister neue Wege entwickeln, um den Veränderungen im Kundenverhalten und den zunehmenden Kundenerwartungen Herr zu werden. Kompetenzzentren, Customer Journey-Teams und agiles Marketing können Banken und Assekuranzunternehmen dabei helfen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, eine einheitliche Customer Experience verwirklichen und schneller mit neuen Angeboten auf den Markt zu kommen.