Die Menschlichkeit ist der größte Vorteil des Marketers

Wenn es um die Zukunft von Unternehmen geht, führt kein Weg an Künstlicher Intelligenz vorbei. Obwohl die Technologie auch ohne Millionen-Investments zu haben ist, nutzt kaum ein Marketer KI. Das ist erstaunlich. Schließlich stellen die intelligenten Helfer überhaupt keine Konkurrenz dar. Vielmehr handelt es sich um eine Bereicherung. Eine Analyse.

Die Menschlichkeit ist der größte Vorteil des Marketers

Laut Brad Rencher (Vice President und General Manager der Digital Marketing Business Unit bei Adobe) verbringen Datenexperten nur 20 Prozent ihrer Zeit damit,  Umgebungen und Prozessen mit und durch Daten zu optimieren. 80 Prozent ihrer Arbeitszeit geht bei anderweitigen Aufgaben verloren. Das kann die Auswertung von Statistiken oder das Zusammenführen von verschiedenen Datensätzen in einer Marketing-Plattform sein. Unabhängig von der Tätigkeit erscheint es schockierend, wie viel (Arbeits-)Zeit Tag für Tag verschwendet wird. Doch was ist der Grund dafür?

Künstliche Intelligenz ist keine Konkurrenz

Die Antwort auf diese Frage ist erstaunlicherweise relativ simpel. Die Marketing-Experten müssen Aufgaben ausführen, für die das menschliche Gehirn in diesem Umfang nicht bestimmt ist. Unser Denkapparat ist nicht dafür ausgelegt, schnell große Mengen von Daten auszuwerten. Und nein: Es geht hier nicht um ein paar Datensätze. Wer eine globale Kampagne aufsetzen und analysieren möchte, kommt schnell mit ein paar Tausend Datenpunkten in Kontakt.

Die herausragende Fähigkeit eines Marketers ist seine Menschlichkeit – und diese wird uns für immer einzigartig machen. Nur wir sind in der Lage Ergebnisse und Daten einzuordnen und zu interpretieren. Wir können einschätzen, welche Emotionen ein Kampagnen-Motiv auslösen kann. Wir empfinden Gefühle und können diese dafür einsetzen, unsere Produkte zu verbessern.

Über all diese Fähigkeiten verfügt keine Künstliche Intelligenz der Welt. Das müssen die Marketing-Verantwortlichen endlich verstehen. Künstliche Intelligenz in ihrer Reinform oder in Form von Algorithmen oder klugen Assistenten sind die größte Bereicherung für die Werbung seit der Erfindung des Internets.

Mit Hilfe dieser Programme sind wir erstmals in der Lage, unsere menschlichen Fähigkeiten auszuspielen. Während wir Stunden brauchen, um Datensätze auf bestimmte Muster zu untersuchen, erledigt das der digitale Assistent in wenigen Minuten. Es geht bei der Debatte um die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz nicht darum, den Menschen zu ersetzen. Vielmehr erhält der Mensch einen extrem fähigen Unterstützer, der ihm die lästige Arbeit abnimmt, für die er nicht gemacht ist.

„Maschinen können Daten zwar sehr gut auswerten aber eben nicht interpretieren“, sagt Content-Experte Robert Weller beim Twitter-Chat auf dem Adobe EMEA Summit in London und ergänzt „Irgendjemand muss auch in Zukunft die richtigen Fragen stellen.“ Das wird nie eine Maschine sein, sondern immer ein Mensch.

Angst verlieren und Vorreiter werden

Um die Vorteile vom Einsatz von Künstlicher Intelligenz für sich, sein Unternehmen und seine Marketing-Strategie zu genießen, ist es zudem wichtig den Fortschritt der digitalen Assistenten zu verstehen. Grundsätzlich werden intelligente Systeme in schwache und starke KI unterteilt.

Während die starke KI menschliches Verhalten nachahmen und Verhaltensweisen selbstständig erweitern kann, verfügt die schwache KI über kein Eigenleben. Diese Version der Künstlichen Intelligenz ist komplett von ihren menschlichen Entwicklern abhängig. Das gilt für Smart-Home-Devices wie den Google Home ebenso wie für die Algorithmen von sozialen Netzwerken.

Die schwachen Intelligenzen befolgen lediglich Regeln, die sie von Menschen erhalten haben. Sie können ihre Fähigkeiten durch selbstständiges Lernen zwar verbessern, allerdings nie neue erlernen. Die Weiterentwicklung dieser Systeme besteht darin, dass feststehende Abläufe und Muster durch die Auswertung großer Datenmengen schneller erkannt und auch kleine Abweichungen identifiziert und analysiert werden.

Wenn wir nun die Erkenntnis, dass Künstliche Intelligenzen keine Gefahr für Menschen darstellen mit der Erkenntnis verknüpfen, dass sie uns lästige Aufgaben im Arbeitsalltag abnehmen, ergibt sich eine große Chance für Marketing-Verantwortliche. Sie können durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz bedeutungsvollere Kundenerfahrungen schaffen und sich so mittelfristig von der Konkurrenz absetzen.

Dass es dafür noch nicht zu spät ist, untermauert beispielsweise der Report „Adobe Digital Trends 2018“. Hierfür wurden vom Marktforschungsinstitut Econsultancy rund 13.000 Marketing-Verantwortliche zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Berufsalltag befasst. Das Ergebnis: Obwohl eine gute Customer Experience für Marken höchste Relevanz hat, setzen lediglich zwei (!) Prozent der Marketer Künstliche Intelligenz dafür ein, die Erlebnisse aufgrund von Daten zu verbessern.

Umgekehrt heißt das: 98 Prozent der Marketer ignorieren bislang die Möglichkeit, sich mittels KI von der Konkurrenz abzusetzen, glücklichere Kunden zu haben und erfolgreiche Kampagnen zu fahren. Es war selten leichter, den Wettbewerb zu überrunden.