IoT verbessert auch das Kundenerlebnis
Das Internet of Things (IoT) ist überall um uns herum. Dennoch wissen viele Menschen nicht, was dieses „Internet der Dinge“ eigentlich für sie bedeutet. Vor ein paar Jahren noch hatte ein Großteil der Menschen (87 Prozent) tatsächlich noch nicht einmal vom Ausdruck „Internet of Things“ gehört.
Das könnte daran liegen, dass die meisten IoT-Geräte mehr oder minder versteckt in Fabriken, Fahrzeugen oder im Gesundheitswesen genutzt werden. Laut eines Reports von McKinsey wird fast 70 Prozent des gesamten potenziellen Werts von IoT-Anwendungen heute in Unternehmen erzeugt und nicht durch Lösungen für den Endverbraucher.
Intelligente Gegenstände, die mit dem Internet verbunden sind, liefern vielen Firmen die Daten, die sie zur Umsetzung der digitalen Transformation benötigen. Sie sparen dadurch Geld beim Tracking von Bauteilen, bei der Verwaltung von Maschinen und durch die höhere Effizienz der Gesamtprozesse.
Doch auch die vielen Möglichkeiten, wie die über das IoT gesammelten Informationen den Kunden dieser Unternehmen zugutekommen können, sollte man nicht aus den Augen verlieren. Etwa zur Verbesserung der Customer Experience.
Beschleunigte Abläufe
Viele Menschen geben sich heute nicht mehr damit zufrieden, wenn der Versand eines online gekauften Produkts 7 bis 10 Werktage dauert. Amazon Prime hat hier die Latte bereits sehr hochgelegt und die meisten Kunden erwarten inzwischen eine Lieferung in weniger als zwei Tagen – und das auch noch kostenlos. Das ist zweifellos eine großartige Customer Experience.
Kaum jemand allerdings weiß, wieviel Arbeit dafür im Hintergrund notwendig ist, damit dies durchgängig mit jedem verfügbaren Produkt geschehen kann. Die B2B-Beziehungen zu Händlern und Herstellern sowie zu den Lieferservices innerhalb der Supply Chain müssen alle reibungslos funktionieren – und hier spielt das IoT eine immer wichtigere Rolle.
Durch vernetzte Sensoren wird im Warenlager der Zukunft ein Signal gesendet, wenn im Regal der Nachschub bei einem Produkt zur Neige geht. Die automatisch generierte Bestellung beim Hersteller mit Just-in-Time-Belieferung sorgt gleichzeitig dafür, dass kein zusätzlicher Platz im Lagerhaus benötigt wird. Die Versandpartner erhalten in Echtzeit die Daten von Paketen, die bereit zum Versand sind – etwa die Anzahl, Größe, das Gewicht, den Zielort – und nutzen dann das IoT um Trackinginformationen der Lieferung zu melden, die jeder Kunde online verfolgen kann.
Automatische Bestellungen
Auch hier ist Amazon mit seinen Dash-Buttons und der Sprachbestellung über Amazon Echo inzwischen schon wieder einen Schritt weiter, was das Kundenerlebnis angeht. Während es aber für die Bestellungen immer noch nötig ist, dass jemand einen Knopf drückt oder einen Auftrag verbalisiert abgibt, ließe sich dieses Konzept mit Hilfe des IoT relativ einfach weiter ausbauen. Die mit dem Internet vernetzten Geräte liefern dann die Produkte und Services, die vom Verbraucher in diesem Moment benötigt werden.
Etwa die Waschmaschine mit eingebauten Sensor, die weiß, wann das Waschmittel aufgebraucht sein wird und dieses dann rechtzeitig bestellt – ganz ohne menschliches Zutun. Man kann solche Lösungen bereits bei einzelnen Anbietern beobachten, so beispielsweise beim Instant Ink-Programm des Druckerherstellers HP. Mehr Komfort als spürbarer Vorteil für den Verbraucher ist hier das Stichwort. Und für die Unternehmen besteht der Nutzen in einer verbesserten Effizienz und höheren Verkaufszahlen.
Personalisierte Datenauswertung
IoT-Geräte können durch die Daten, die sie automatisch sammeln und übertragen, einen großen Nutzen generieren. Denn damit lässt sich die Kommunikation zwischen Unternehmen und Verbrauchern auf eine neue Stufe heben. ChargePoint – ein Hersteller von Ladestationen für Elektrofahrzeuge – etwa nutzt die gesammelten Daten so, dass sowohl Geschäftspartner als auch Endverbraucher gleichermaßen davon profitieren.
Wenn Sie beispielsweise ein Elektroauto von BMW kaufen, eröffnet der Hersteller ein Konto für Sie und liefert einen Schlüsselanhänger für ChargePoint mit, der einen vernetzten Chip enthält. Damit kann der Dienstleister den Akku Ihres Autos nicht nur während der Standzeit aufladen, sondern auch jede Menge Benutzerdaten sammeln – wie die gefahrene Kilometerzahl, wo Sie fahren, wann und auch wie oft sie fahren. Das Unternehmen stellt dem Fahrer diese Daten und mehr per mobiler App und monatlichen E‑Mails zur Verfügung.
Geht man bei der Interpretation dieser Daten noch einen Schritt weiter, sieht man, dass diese noch viele mehr nützliche Informationen für den Verbraucher liefern können – z.B. wieviel Geld durch die Nutzung des Elektrofahrzeugs gespart wurde. Hier hört der Mehrwert der ChargePoint Daten aus den über das IoT vernetzen Ladestationen allerdings noch längst nicht auf.
Auch BMW als Hersteller kann sie nutzen, um zum Beispiel die Lebensdauer der Fahrzeugbatterien zu erfassen und an deren Optimierung zu arbeiten. Aber auch im Marketing lassen sie sich einsetzen. Etwa zur besseren Zielgruppensegmentierung – auf einmal bekommt der Automobilhersteller wirklich umfangreiche Informationen darüber, wer welche Art von Auto fährt und wie und warum dieses Auto genutzt wird. Und das ist nur ein Datensatz, der BMW dabei hilft, datengetriebene und personalisierte Marketingkampagnen zu entwickeln.
Mit IoT Menschenleben retten
Vernetzte IoT-Geräte können das Leben nicht nur bequemer und angenehmer machen, sie haben auch wirklich einen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Wir alle kennen Fitnesstracker, die mit Waagen und Apps verbunden sind, um uns beim Erreichen eines gesünderen Lebensstils zu unterstützen. Über andere Geräte, wie etwa dem „Owlet Babymonitor“, können Eltern die Vitalwerte ihrer Neugeborenen kontrollieren, ohne dass viel störendes und teures Equipment benötigt wird. Außerdem ist dies bequem von zu Hause aus möglich.
Das medizinische Fachpersonal überprüft die Gesundheit der Säuglinge in seinen Einrichtungen, das IoT-Gerät aber ist beim Baby und die Eltern sind entspannt, weil sie alles über eine App beobachten können. Und das ist nur ein kleines Beispiel aus dem Gesundheitswesen, das zeigt, wie IoT-Geräte ein besseres Patientenerlebnis fördern können.
Auf der Makroebene liefert IoT im Gesundheitswesen die Datenmengen, die dafür nötig sind, Krankheiten besser zu diagnostizieren, Risiken zu identifizieren und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln. Beispielsweise ist die Sepsis eine Krankheit, die in Deutschland jährlich 60.000–70.000 Menschenleben fordert. Für diese Reaktion des Körpers auf eine extreme Infektion gibt es noch keinen wirksamen Diagnosetest. Stattdessen müssen sich Medizin-Experten auf Symptommuster verlassen, die sie alarmieren, wenn eine Lebensgefahr für Patienten vorliegen könnte.
Im Harborview Medical Center in Seattle nutzt das medizinische Personal die Informationen aus elektronischen Patientenakten, um die Informationen darin algorithmisch zu verfolgen und bekannte Muster, die auf eine Sepsis hinweisen, rechtzeitig zu identifizieren. Allerdings werden diese Daten bisher nur alle 12 Stunden manuell eingegeben. Um die Infektion jedoch effektiv behandeln zu können, muss ein Antibiotikums innerhalb von drei Stunden verabreicht werden – bevor der Körper mit einer Sepsis reagiert.
Diese im Zweifelsfall tödliche Latenzzeit bei der Dateneingabe wird nun durch einen IoT-Monitor unter der Matratze des Patienten behoben, der die Herz- und Atemfrequenz ununterbrochen in Echtzeit misst. Die Kranken haben hier den Nutzen einer rechtzeitigen Diagnose und den frühzeitigen Beginn der lebensrettenden Behandlung. Die Krankenhäuser profitieren von einer niedrigeren Sterberate und die Medizintechnik-Hersteller bekommen – mit Hilfe der Erkenntnisse aus den umfassenden Patientendaten – die Möglichkeit zur Entwicklung neuer Produktlinien.
Daten aus dem IoT eröffnen eine komplett neue Welt und tragen zu eine verbesserten Customer Experience bei – ob im B2B‑, B2B2C- oder B2C-Umfeld. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen innovative Geschäftsmodelle und eine ganz andere Art von Kundenbeziehung. Diese Chancen gilt es nun zu nutzen.