Studie: Wie verändert Künstliche Intelligenz das Marketing?
„Künstliche Intelligenz ist wie Sex unter Teenagern – alle reden darüber, aber keiner weiß, wie es eigentlich geht”, fasst Claudia Bünte, Professorin für International Business Administration an der SRH Hochschule in Berlin, die Ergebnisse einer von ihr initiierten Studie zusammen. Unter der Überschrift „Künstliche Intelligenz – Die Zukunft des Marketings” wird sie zusammen mit ausgewählte Praxiscases in der Reihe „Marketing Essentials“ im Springer Gabler-Verlag erscheinen.
Über 200 Marketing-Experten gaben in einer Befragung Auskunft zu ihrer Definition von Künstlicher Inteligenz (KI), der heutigen Nutzung dieser Technologie sowie einen Ausblick über ihren künftigen Einfluss im Marketing. „Bemerkenswert ist, dass über 80 % der teilnehmenden Marketingexperten die Rolle von KI heute schon für entscheidend im Marketing von Unternehmen einschätzen. Und 93 % gehen davon aus, dass diese Wichtigkeit in Zukunft noch steigen wird“, fasst die Wissenschaftlerin die Ergebnisse der Studie zusammen.
Erst 7 % setzten KI im Marketing intensiv ein
87,5 % sind auch der Meinung, dass Künstliche Intelligenz im Marketing stärker zum Einsatz kommen sollte. Auf der anderen Seite setzt aber nur knapp jeder dritte Manager (31 %) bereits KI in seinem Unternehmen ein, nur etwa jeder Vierte (26 %) in der eigenen Marketingabteilung. Und erst 7 % nutzen KI im Marketing bereits intensiv. Emil Pabst-Neuenfels, der studentische Mitarbeiter im Forschungsprojekt, sagt dazu: „Ich finde es erstaunlich, dass KI in vielen Teile unseres Lebens jetzt schon eingreift, aber selbst Marketingexperten ihr Wissen zu KI im Marketing als eher unterdurchschnittlich einschätzen“.
So bewerten die Befragten auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 7 (sehr hoch) ihr Know-how zu dem Thema im Schnitt mit einem Wert von 3,8 ein, dass ihrer gesamten Marketingabteilung lediglich mit 2,9. Zum Einsatz kommen KI‑Lösungen bislang hauptsächlich, um Kundendaten zu analysieren und den Kundenkontakt zu managen.
Im Bereich Strategie/Planung und Kreation spielt Künstliche Intelligenz dagegen noch kaum einen Rolle. Dementsprechend rechnen die meisten Befragten (64 %) auch nicht damit, dass durch den Einsatz von KI die Zahl der Mitarbeiter reduziert wird. Für den Bereich Kreation gehen 71 % der Marketingentscheider davon aus, dass die Teamstärke gleichbleibt oder sogar wächst.
Positive Effekte für das Marketing überwiegen
Insgesamt sehen die meisten Befragten eher positive Effekte durch KI auf das Marketing. 85 % glauben, dass Künstliche Intelligenz das Marketing stark verändern wird, 47 % rechnen sogar mit größeren Veränderungen durch KI für die eigene Disziplin als durch Social Media. „Die großen Anbieter wie zum Beispiel Adobe arbeiten gerade an der Integration von KI in ihre Standardprodukte“, unterstreicht Prof. Claudia Bünte.
Das biete eine Vielzahl an Vorteilen für Marketing-Manager: „Einmal bei den inhaltlichen Aufgaben, wie zum Beispiel dem schnelleren und besseren Interagieren mit Kunden oder dem Auswählen der besten Werbebotschaften je Kundengruppe.“ Aber auch bei den strukturellen Aufgaben, wie zum Beispiel der Ermittlung des Marketing-ROI oder dem Erheben und Auswerten von Kundendaten.
Die Studie identifiziert sechs Typen von Marketing-Managern in Bezug auf KI:
- Embracer: höchste Zustimmungsraten zu allen KI-Fragestellungen
- Data-Driven-Optimiser: KI ist für sie die natürliche, nächste Stufe
- Opportunisten: KI = kurzfristige Lösungen für die Marketing-Effektivität
- Skeptiker: starke negative Einschätzungen von KI Auswirkungen
- Strategen: KI ist richtungsweisend, auch über Marketing hinaus
- Pragmatiker: KI ist ein Tool für die Vereinfachung täglicher Aufgaben
Vor allem mittlere Unternehmen halten sich noch zurück
Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie: Es sind vor allem große Unternehmen, die zum Teil Marktführerschaft besitzen, sowie die kleineren Firmen, die KI stärker nutzen als die Marketing-Manager im mittleren Größensegment. „Der Fokus liegt bei den Großen vermutlich mehr auf der datengetriebenen, langfristigen Nutzung von KI, während die Kleinen tendenziell mehr Pragmatiker in ihren Marketingabteilungen haben“, analysiert die Wissenschaftlerin. Hier werde KI vermutlich eingesetzt, um die tägliche Routine so zu reduzieren, dass sich die Marketing Manager verstärkt um die inhaltlichen Themen kümmern können.