CIO x CMO Barometer: Warum Marketing und IT enger zusammenarbeiten sollten
Jeder kennt sie, die vielzitierte Floskel „der Kunde ist König“. Aber wie das so ist mit Floskeln: In der täglichen Praxis bleibt es vielfach bei einem Lippenbekenntnis. Die Customer Experience hinkt den Ansprüchen der Kunden nur allzu häufig hinterher. Ein Grund ist die fehlende oder falsche Technologie, die dafür notwendig wäre. Denn: Kundenerlebnisse sind in sehr vielen Fällen entweder rein digital, wenn der Kunde online agiert, oder werden im Offline-Kontakt zumindest digital unterstützt. Beides erfordert einiges an Technologie.
Die Verantwortung für alle Lösungen, die die Interaktion mit dem Kunden unterstützen, trägt in vielen Unternehmen das Marketing – auch wenn Sales und Service ebenfalls einen Einfluss darauf haben. Im Zeitalter von SAAS‑Lösungen sind die Marketingabteilungen dabei deutlich unabhängiger vom CIO geworden und investieren eigene Budgets in entsprechende Technologien. Insgesamt machen die Investitionen in Marketingtechnologien bereits 27 Prozent des Marketingbudgets aus. Die Wahl der richtigen Lösung ist jedoch mitunter gar nicht so einfach: Viele Marketer haben Angst, wichtige TechTrends zu verpassen und deshalb vom Wettbewerb abgehängt zu werden. Dieses “Fear of missing out” (kurz: FOMO) kann natürlich erst Recht zu schlechten Entscheidungen führen.
Heterogene IT-Infrastrukturen stellen das Marketing vor große Herausforderungen
Das Ergebnis der gewonnen Unabhängigkeit des CIOs, der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen und des Zeitdrucks bei der Einführung neuer Lösungen, sind häufig heterogene Infrastrukturen. Deren Einzelbestandteile zeigen zwar meist gute Ansätze, im Zusammenspiel sind sie jedoch schwer zu verwenden und machen viele manuelle Interaktionen notwendig. Hinzu kommt mit der DSGVO eine weitere Komplikation, die Marketingexperten häufig überfordert und die erhebliche kommerzielle und persönliche Risiken birgt. Marketer stehen heute vor der dringlichen Frage, wie die Rechte der Kunden auf Information, Korrektur und Löschung von Daten in der heterogenen Marketingtechnologie umgesetzt werden können.
Um diese Herausforderungen zu meistern, verfolgen Unternehmen mit einem vollständig digitalen Geschäftsmodell unterschiedliche Lösungsansätze: KMU-Unternehmen und Start-Ups setzen motivierte Young Professionals (Praktikanten, Absolventen, selbst ausgebildete Spezialisten) ein, die mit viel Fleiß, Geduld und Detailwissen agieren. Digitale Riesen haben hingegen eigene Lösungen entwickelt, die hochintegriert und weitgehend automatisiert sind. Besonders spannend wird es für Unternehmen, die sich gerade mitten in der digitalen Transformation befinden. Diese Firmen haben häufig Schwierigkeiten, digitale Talente zu finden und der Stammbelegschaft fehlt das Wissen und die Anleitung. Eigene Lösungen zu entwickeln, ist für sie nicht nur ein langwieriges, aufwändiges und teures Projekt, sondern scheitert auch an einem fehlenden Zielbild.
Die Anforderungen an die IT-Abteilung verändern sich
Doch nicht nur bei den Marketers, auch bei den IT-Verantwortlichen gibt es einschneidende Veränderungen. Lange Jahre drehte sich in IT-Abteilungen alles um die klassischen KPIs und Herausforderungen wie Geschwindigkeit, Verfügbarkeit, Datensicherheit, etc. Diese Themen sind im Zeitalter von Private und Public Cloud, im Zeitalter etablierter Prozesse (ITIL, ISO …), im Zeitalter fortgeschrittener Tools jedoch weit weniger komplex geworden. Die zentrale IT-Herausforderung dieser und mindestens auch noch der nächsten Dekade ist vielmehr die Digitalisierung mit all ihren Facetten. Im Zentrum der IT stehen
- die Digitalisierung von Geschäftsmodellen (Wie verändert sich die Wertschöpfung meines Unternehmens im Kontext von Plattformen, Vertriebs- und Lieferwegen, etc.?)
- die Digitalisierung von Geschäftsprozessen (Wie können moderne Back-Office Lösungen die Agilität und Effizienz steigern?)
- die Data Economy (Wie werden Daten und die Möglichkeit, Daten mit Künstlicher Intelligenz nutzbar zu machen, mein Geschäftsmodell beeinflussen?)
- die Customer Experience (Wie können wir die Erwartungen unserer Kunden erfüllen, die die Interaktion mit unserem Unternehmen mit der besten Experience vergleichen, die sie kennen? Wie können wir gegen digital pure Player bestehen, wenn wir eine Legacy IT ins digitale Zeitalter überführen müssen?).
Die Rolle von IT-Verantwortlichen ist im Kontext der Digitalisierung somit deutlich vielseitiger und anspruchsvoller geworden: Mehr denn je gehört es heute zu den Aufgaben des CIOs und CTOs, die Transformation im Unternehmen voranzutreiben, damit strategische Geschäftsziele besser erreicht werden können. Das geht auch aus dem Econsultancy Report Digitale Trends 2018 in der IT-Branche hervor.
Die Herausforderungen von Marketing und IT sind zwei Seiten der gleichen Medaille
Egal, ob im Marketing oder in der IT: Auf beiden Seiten haben die Entscheider verstanden, wohin die Reise im Experience-Zeitalter geht. Das Marketing kümmert sich um die Kundeninteraktionsprozesse, die IT um alle technologischen Fragen und die richtigen Systeme. Und genau deshalb wäre es an der Zeit, dass beide Abteilungen näher zusammenrücken, sich respektieren und gemeinsam an der Unternehmensentwicklung arbeiten. Gerade vor dem Hintergrund der gewachsenen und verstandenen Herausforderungen, der allgegenwärtigen Digitalisierung, ächzender und zu erneuernder Systeme, aktueller Trends wie KI oder Sprachassistenten und Markteinflüssen wie die DSGVO brauchen wir einen engen Schulterschluss von Marketing und IT. In der gängigen Praxis sieht das jedoch noch ein wenig anders aus: Laut aktuellem „Adobe CIOxCMO Barometer 2018“ sieht nur jeder zweite CIO bzw. CMO im jeweils anderen einen wichtigen Partner. Dabei sollte dies längst für alle gelten und wechselseitig sein. Das gleiche gilt für den Respekt vor der Leistung des anderen: Weniger als die Hälfte der CIOs (45 Prozent) sagen, dass der CMO einen relevanten Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet.
Die Marketer stellen ihren IT-Kollegen sogar ein noch schlechteres Zeugnis aus: Nur 39 Prozent von ihnen sind der Meinung, dass der CIO einen relevanten Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet. Die Folge aus dieser mangelnden Anerkennung ist fast noch schlimmer: Nur 43 Prozent der IT-Professionals und nur 18 Prozent der Marketer sehen den jeweils anderen auf Augenhöhe. Da ist es kein Wunder, dass 55 Prozent der CIOs in aller Regel zu spät in die Projekte einbezogen werden.
Das beste Kundenerlebnis entsteht im Teamwork von IT und Marketing
Der Zusammenarbeit von IT und Marketing kommt im Experience Business eine immer bedeutendere Rolle zu. Sie bildet die Basis, um mit Hilfe moderner Technologien die Kontrolle über das Kundenerlebnis zu übernehmen. Die IT bringt das notwendige Know-how für die Technologieauswahl, die Orchestrierung der Lösungen und die Sicherheit der Daten mit. IT-Enablement sollte die relevanten AdTech und Martec Guides umfassen. Das Marketing benötigt Unterstützung bei der Auswahl und Einführung von Lösungen und kann vielleicht sogar Aufwände und Kosten besser managen, wenn die notwendige Unterstützung erfolgt. Dabei sollten Marketer die IT-typischen Methoden kennen und selbstbewusst den richtigen Fokus der Technologieprojekte steuern.
Klar ist: Eine optimale Customer Experience lässt sich nur in enger Zusammenarbeit von IT und Marketing meistern. Umso mehr gilt es, die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis für die Stärken und Anforderungen des anderen zu stärken. Dass IT- und Marketing-Entscheider heute enger zusammenrücken müssen, mag manch einer als Überschneidung der Kompetenzen und als möglichen Konflikt ansehen. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, das IT und Marketing künftig Hand in Hand in der Lage sein werden, noch interaktivere und besser abgestimmte digitale Erlebnisse zu schaffen. Diese Chance sollten wir nutzen!
Hier finden sich alle Ergebnisse sowie Infografiken zum CIO x CMO Barometer. Weitere Erkenntnisse, welche Trends die IT-Branche 2018 bewegen gibt es auch in unserer Digital Trends Report.