Kreative Realität: Opulente Utopien für ängstliche Zeiten

„Angst ist zu einer Art kulturellem Zustand der Moderne geworden“, so Kulturkritikerin Maria Popova. Die Fakten deuten darauf hin, dass sie Recht hat: In den USA leiden 40 Million Menschen unter Angststörungen und 19 Prozent der Einwohner Großbritanniens müssen mit Depressionen und Ängsten fertig werden. In Zeiten wie diesen, in denen sich geopolitische, ökologische und finanzielle Krisen zuspitzen, entscheiden sich manche Menschen für Organisation, Protest oder Kampf. Andere sehnen sich nach Fluchtmöglichkeiten.

Schauen wir uns also einige der Künstler und kreativen Vordenker an, die diese Fluchtwege bauen. Was bildende Künstler betrifft, so greift der neue Eskapismus idealisierte Bilder der Natur auf – von öko-tropischen Paradiesen über Verschmelzungen von Realität und menschengeschaffener Wunderlandschaften, bis hin zu kühnen Experimenten mit Farben und Mustern aus der Welt exotischer Pflanzen und Tiere. Diesen Monat zeigt die Galerie von Adobe Stock, wie Künstler sich eine florierende, euphorisierende Version der natürlichen Welt vorstellen. Es ist eine Abfolge von lichtdurchfluteten Zufluchtsorten für die Erschöpften unter uns.

Eine psychedelische Fluchtluke bauen

Während sich die kollektive Sehnsucht nach Flucht verstärkt, sehen wir imaginäre Realitäten, die von veränderten Bewusstseinszuständen inspiriert sind. Zum Teil wird dieser Trend wortwörtlich interpretiert. Manche Menschen experimentieren mit Microdosing und Wissenschaftler erforschen, wie psychedelische Drogen uns dabei helfen können, Depressionen, Alkoholismus, PTBS und so weiter zu behandeln. (Siehe Michael Pollans aktuellen Bestseller, How to Change Your Mind, für eine Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Hintergründen und einen persönlichen Erfahrungsbericht.) Künstler gehen jedoch weit über chemisch induzierte Zustände hinaus, indem sie bewusstseinsverändernde, sinnliche Erfahrungen schaffen.

Meow Wolf, ein Künsterkollektiv aus Architekten, Bildhauern, Malern sowie Experten für virtuelle und erweiterte Realität (VR und AR) aus Santa Fe, erschafft zum Beispiel surreale, eindringliche Umgebungen. In ihrem House of Eternal Return laufen, krabbeln und klettern die Besucher durch ein viktorianisches Haus, das mit seinen geheimen Gängen und phantasievollen Szenarien Raum- und Zeitempfinden verzerren soll. Die Gruppe schuf auch Glitteropolis, eine archäologische Ausgrabungsstätte der Zukunft, ausstaffiert mit Neonfarben und Glitter.

In ähnlicher Weise bietet das Berliner Unternehmen Liquidrom seinen Gästen sinneserweiternde Entspannungserlebnisse. Die Besucher tauchen in ein warmes Salzwasserbad ein und genießen dabei Unterwasserfarben und Musik, „Liquid Sound“ genannt. Unterdessen schwitzen Fitness-Fans in den Fitnesstudios von Les Mills in intensiven Workouts umgeben von theatergroßen Leinwänden mit kaleidoskopischen Farbmustern.

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In der Kunstwelt hat sich Yayoi Kusama letztes Jahr mit einem Aufschlag in der Szene zurückgemeldet. Sie knüpft nun an ihre avantgardistischen Arbeiten aus den 1950er bis 1970er Jahren an. Kusamas Projekte beinhalten sich wiederholende Muster, eingängige Spiegelräume und halluzinatorische Motive, die den Betrachter auffordern, über die Unendlichkeit und den künstlerischen Wunsch nach Selbstauslöschung nachzudenken. Ihre Arbeiten werden diesen Sommer in Nagano, Japan, gezeigt.

Diesen Sommer könnt ihr auch die Renwick Gallery in Washington D.C. besuchen, um einen Blick auf die Kunst des jährlichen Festivals Burning Man zu werfen, das radikale Selbstdarstellung, kollektive Teilhabe und die vorübergehende Flucht in eine idealistische Welt zelebriert, selbst wenn nach ein paar Tagen in der Wüste alles niedergebrannt wird.

Für Leute, die sich nach einem veränderten, aber realitätsnäheren Zufluchtsort sehnen, gibt es viele Möglichkeiten. Zum Beispiel Summerland, ein künstlich erzeugter Sommer mitten im trostlosen britischen Winter. In nur vier Stunden durchleben die Besucher von Summerland einen 24-Stunden-Ausflug in ein tropisches Paradies, einschließlich Tag- und Nachtlichtzyklen, tropischen Temperaturen, einer üppigen Dschungellandschaft sowie einer Lagune mit Wasserfällen.


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Unsere Sinne schärfen

Die Designer lassen uns nicht nur in künstliche Welten eintauchen, sie schärfen auch die eine oder andere Sinneswahrnehmung für flüchtige Momente der veränderten Realität. Denkt einfach an die Essenstrends des letzten Jahres, Rainbow Bagel und Rainbow Sushi, gepimpt mit Rote Beete-Saft, Kurkuma und Matcha.

Für diejenigen, die von Natur aus auf solche Farbspektakel verzichten müssen, gibt es EnChroma-Brillen, die Menschen mit Farbenblindheit die Fähigkeit, Farben zu sehen, wiedergeben. Wenn euch normale Farben nicht ausreichen, könnt ihr mit Bence Agostons Mood Glasses die ganze Welt durch Filter sehen – wechselt einfach die Gläser und verändert eure Weltsicht.


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Es gibt auch Werkzeuge zur Veränderung unserer Soundlandschaften. Die App Hear zum Beispiel ermöglicht es Nutzern, den Klang der Welt zu verändern. Sie können automatisch Stimmen in Lieder oder Lärm in „Kaskaden des Glücks“ verwandeln, so zumindest das Unternehmen. Die App behauptet, akustische Halluzinationen simulieren zu können oder wie John Mahoney von Gizmodo es ausdrückt: „Wie auf Pilzen, nur ohne Pilze!“

Zufluchtsorte können auch ruhig sein – wie die beliebten YouTube-Videos von sanften, methodischen Aktivitäten wie Flüstern und Umblättern. Wenn ihr zu den Menschen gehört, die für ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response) empfänglich sind, können diese Videos bei euch einen Zustand tiefer Entspannung auslösen, begleitet von Kribbeln im Nacken, auf der Kopfhaut und dem Rücken.

Virtuelle Realität und neue Technologien

Diese neuen, kreativen Realitäten sind nur der Anfang des Trends. Sobald Technologien, wie zum Beispiel AR-fähige Telefone, mehr Menschen erreichen, wird es noch mehr Möglichkeiten für Künstler geben, unsere Realitäten zu verändern.

Die neuen AR- und VR-Tools, die das möglich machen werden, befinden sich momentan in der Entwicklung. Zu unseren Favoriten gehören Project Dali, eine 3D-Virtual-Reality-Malerei-Technologie, die es Künstlern ermöglicht, ihre Kreationen dreidimensional zu gestalten und zu bewegen, und Project Aero, mit dem Designer eindringliche Inhalte entwickeln können, die die Grenzen zwischen physischer und digitaler Welt verwischen. Stellt euch zum Beispiel vor, ihr nutzt euer AR-fähiges Telefon, um virtuelle Möbel in eurem Wohnzimmer auszutesten, bevor ihr auch nur einen Cent ausgegeben habt. Oder ihr beobachtet, wie ein Restaurantmenü auf eurem Tisch zum Leben erwacht.


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Die Schlussfolgerung für Designer und Marken: Fluchterlebnisse schaffen

Die aktuelle Leidenschaft für Sinnesreisen und sinnliche Utopien offenbart etwas Wichtiges darüber, was Konsumenten gerade am Herzen liegt: Erlebnisse sind der neue Luxus.

Konsumenten sehnen sich zunehmend nach transformierenden Augenblicken, temporären Fluchten, bewusstseinserweiternden Parallelwelten und Utopien, in denen wir unsere Ängste um Politik, Wirtschaft und Umwelt überwinden können. Für Marken ist dies die Gelegenheit, auf starke, gesättigte Farben, exotische Muster und erweiterte Realitäten zurückzugreifen, um die Konsumenten dort abzuholen, wo sie gerne sein möchten.


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Mehr kreative Realität

Weitere Bilder mit dem opulenten, farbenfrohen, ultra-sinnlichen Gefühl kreativer Realität findet ihr in unserer speziellen Adobe Stock-Gallerie. Folgt uns, wenn wir im Juli und August mit Künstlern sprechen, die unsere Utopien erfinden und gestalten.

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