Digital Leadership: Welchen Führungsstil digitale Transformation wirklich braucht

Um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, müssen Chefs zu Digital Leadern werden. Es geht für Digital Leader darum, mehr Prozesse als Aufgaben zu steuern. Ines Gensinger von Microsoft berichtet, worum es bei New Work tatsächlich geht und warum das Umdenken in der Führungsebene für die digitale Transformation so enorm wichtig ist.

Digital Leadership: Welchen Führungsstil digitale Transformation wirklich braucht

Wer Digitalisierung sagt, sagt eigentlich auch New Work. Wir leben in Zeiten des Wandels, in einer Art permanenter Beta-Phase. Damit hat sich auch die Art, wie wir arbeiten (können) verändert. Laut dem Kienbaum New Work Pulse Check 2017 haben 74 Prozent der deutschen Firmen das Thema „Zukunft der Arbeit“ auf ihrer Agenda. Dabei geht es um Home-Office-Möglichkeiten und intelligenten Technologien – in vielen Unternehmen leider aber auch nur darum. Allzu häufig wird das Thema zu kurz gegriffen und mit der Einrichtung mobiler Arbeitsplätze abgehakt.

New Work vielmehr für eine grundlegende Veränderung der Arbeitswelt – und die verlangt mehr von Unternehmen und insbesondere uns Führungskräften als kleine ad-hoc Anpassungen im Arbeitsalltag. Um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, müssen Chefs zu Digital Leadern werden.

Wer Digitalisierung sagt, sollte auch Digital Leadership sagen

Der Begriff „Digital Leadership“ steht dabei nicht für einen Führungsstil, der allein die Technologien in den Fokus stellt, sondern viel mehr für eine neue Führungskultur innerhalb digitalen Transformation. Es geht für Digital Leader darum, mehr zu coachen als zu führen, mehr zu ermöglichen als zu bestimmen und mehr Prozesse als Aufgaben zu steuern. Wie Führungspersonen das konkret ausgestalten, kann ganz unterschiedlich aussehen – eine Blaupause gibt es nicht. In meinem Team leben wir beispielsweise eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit, und gleichzeitig ein neues Verständnis von Arbeit, emanzipiert von Ort und Zeit. Denn nur in dezentralen Strukturen mit agilen Teams, in denen Mitarbeiter eigenverantwortlich handeln, können wir den Wandel stemmen, Entscheidungen beschleunigen und die notwendigen Innovationen vorantreiben.

Buzzwords beiseite: Führungskräfte müssen sich der Herausforderung stellen

Begriffe wie „Führung 4.0“, „Digital Leadership“ oder „New Leadership“ zeigen schon, dass auch in der Führungsetage die Dinge ins Rollen kommen. Hier sind sich die Befragten der Kienbaum Studie einig: 78 Prozent sehen die Geschäftsführung für die „Umsetzung von New Work“ verantwortlich. Dies stellt viele Führungskräfte vor neue Herausforderungen: Den Anforderungen einer modernen, beschleunigten Arbeitswelt können starre Hierarchien, Kontrolle und traditionelles Herrschaftswissen nicht mehr gerecht werden. Die logische Konsequenz: Führungskräfte müssen sich komplett neu definieren – genau an diesem Punkt kommt Digital Leadership ins Spiel.

Eine neue Führungskultur: Mut, Vertrauen und Teamwork

Führung bedeutet Vorleben und Vorangehen. Ich bin davon überzeugt, dass in Zeiten der Veränderung eine Rückbesinnung auf die klassischen Tugenden der Führung von Menschen ein Schritt in die richtige Richtung ist: Zuhören, Moderieren und Zusammenbringen. Moderne Wissensarbeit bedeutet immer häufiger, dass Mitarbeiter in vielfältigen Projektteams arbeiten. Sie sitzen verteilt an verschiedenen Orten und kommunizieren über diverse Kanäle. Führungskräften kommt dabei die Aufgabe zu, diese Teams zusammen zu halten und einen (virtuellen) Raum zu schaffen, in dem Mitarbeiter ohne Angst vor Fehlern ihre Arbeit selbst gestalten und ihr Potenzial frei entfalten können. Für das Skill- und vor allem Mindset von Führungskräften sind darum Flexibilität, Offenheit und eine Affinität für smarte Tools heute und in Zukunft essentiell. Digital Leader müssen mutig vorangehen, ihren eigenen Stil und ein eigenes Selbstverständnis entwickeln, um letztlich das Team nach vorn zu bringen.

Ortsunabhängiges Führen: Geht das?

Flexibilität, Selbstbestimmung und Agilität werden primär mit der Arbeitsweise von Mitarbeitern und Teams in Verbindung gebracht. Orts- und zeitunabhängig arbeiten, wann es mir passt, das klingt für viele Arbeitnehmer toll. Doch was bedeutet das eigentlich für das Führen von Teams? Ortsunabhängiges Führen, wann ich will – das klingt schon nicht mehr so einfach. Doch aus meiner Sicht gehört zum Wandel der Arbeitswelt die Frage, wie auch das gelingen kann. Auch eine Führungskraft muss nicht mehr durch Anwesenheit und Präsenz brillieren, sondern lernen, das Team von überall aus zu führen. Dieser Gedanke zeigt sehr deutlich, dass es im Themenkomplex New Work, Führung 4.0 oder wie auch immer man die aktuelle Umwälzung der Arbeitswelt nennen möchte, wirklich mehr als Homeoffice und Collaborationstools braucht.

Digital Leadership ist vor allem eine Kulturfrage. Führungskräfte, die die digitale Transformation erfolgreich meistern wollen, müssen ihr gesamtes Mindset neu aufstellen und an einer digitalen Unternehmenskultur arbeiten.

Fazit: Digitale Transformation ist ein fortlaufender Prozess

Die digitale Transformation ist kein Prozess, den man abschließen kann, kein Kapitel, das man beendet. Das gleiche muss auch für das Verständnis von Führung gelten: Was heute klappt, muss morgen nicht auch die richtige Lösung sein. Deswegen ist es wichtig, dass Digital Leader sich selbst hinterfragen und eine offene Fehler- und Feedbackkultur pflegen. Ja, das kann manchmal weh tun – es lohnt sich aber, weil es Fortschritt bedeutet.