Hidden Treasures: Bauhaus Dessau. Das sind die fünf neuen Schriften

Fünf unvollendete Schriftskizzen, nach hundert Jahren beinahe in Vergessenheit geraten. Aber eben nur beinahe. Für das Projekt Hidden Treasures** haben wir, in Kooperation mit der Stiftung Bauhaus Dessau, die Schriftskizzen aus den Archiven geholt. Die Skizzen wurden nun von einem internationalen Team junger Schriftdesigner unter der Leitung des weltbekannten Typografen Erik Spiekermann vervollständigt – und anschließend digitalisiert. Allen Nutzern der Creative Cloud stehen die Schriften nun via Typekit zur Verfügung. Jetzt wollen wir euch die Schriften, sowie ihre alten und neuen Meister, einmal genauer vorstellen.**

Reinhold Rossig & Elias Preuss


https://typekit.com/fonts/hidden-treasures/details/reross-rectangular

Elia studiert seit Oktober 2017 in der Schriftklasse der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. An Schriftgestaltung fasziniert ihn vor allem ihre Einfachheit: feste Verhältnisse der Konstruktionen und der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß, auf der einen Seite, die eigene Kreativität auf der anderen. Der Student findet es spannend, Teil einer Tradition zu sein, die schon seit Jahrhunderten existiert. Unter anderem, indem er „Reross“ von Reinhold Rossig vervollständigt. Ein besonders spannendes und wichtiges Unterfangen, da das komplexe künstlerische Werk des leidenschaftlichen Malers und Grafikers heute nur wenigen Menschen bekannt ist. “Besonders interessant an dem Projekt war die Entwicklung von Glyphen, die Rossig selbst nicht angelegt hatte, die aber in seinem System funktionieren sollten. Eine Schrift, die in einer fixen Größe gezeichnet ist, soll später im Digitalen frei skalierbar funktionieren – das war schon spannend. Rossigs Skizzen, in denen das gesamte Alphabet durch die Dimensionen eines Quadrats bestimmt wird, interessieren mich besonders, da sie den Buchstabenformen eine ganz eigene Note verleihen.”

Carl Marx & Hidetaka Yamasaki


https://typekit.com/fonts/hidden-treasures/details/carlmarx-regular

Hidetaka ist ein junger Schriftdesigner mit beachtlichem Werdegang: Zunächst absolvierte er seinen Bachelor in Kunstgeschichte und Ästhetik an der Universität Kyoto gemacht, war im Zuge dessen auch zwei Semester an der FU Berlin. Danach widmete er sich zunehmend der Schriftgestaltung. Momentan macht er seinen Master in Typeface Design an der Universität Reading, England. Die Arbeit mit der Schrift „CarlMarx“ des gleichnamigen Bauhaus-Künstlers hat ihm viel Freude bereitet. Marx, der zeit seines Lebens in der Kunstszene als Außenseiter galt, war nicht nur Typograph, sondern vor allem auch passionierter Maler, dessen Werk allerdings erst in den 70ern Anerkennung fand. _“Seine Skizze vermittelt ein angenehmes, warmes Gefühl. Die größte Herausforderung meines Projekts bestand darin, die warme Atmosphäre von Marx’ handschriftlichen Skizzen ins Digitale zu übertragen. Ich musste selbst entscheiden, wie geometrisch das Ganze werden sollte. Ich habe, soweit das möglich war, direkt die Skizze in ein Schriftprogramm übertragen, sie also nicht ‚abgepaust‘. Manchmal habe ich auch Buchstaben mit abgerundeter Feder von Hand gezeichnet um zu sehen, was man noch ergänzen könnte“, _berichtet Hidetaka.

Joost Schmidt & Flavia Zimbardi

Flavia kommt ursprünglich aus Rio de Janeiro, lebt und arbeitet jedoch derzeit in New York. Zu Beginn arbeitete sie für einige der bekanntesten Fashion-Magazine Brasiliens, entdeckte jedoch bald ihre Leidenschaft für Typographie. Seither macht sie Karriere als Schriftdesignerin. Sie findet es besonders interessant, wie sehr sich die „Stimme“ eines Grafikdesign-Stücks allein durch Schrift verändern kann. Mit Joost Schmidt – der bis heute als Grafikdesign-Ikone des Bauhaus gilt – war sie schon vor Hidden Treasures in Berührung gekommen. Bei der Arbeit an der Schrift **„Joschmi“ **lernte sie ihn jedoch von einer neuen Seite kennen: ” Joost Schmidt ist zwar vor allem für seine monolinearen geometrischen Grotesken bekannt, aber umso interessanter war es, an einem Schablonenalphabet von ihm zu arbeiten. Dieses Projekt war ebenso reizvoll wie besonders. Erstens, weil ich Schmidts Schablonenarbeit nie gesehen hatte. Und zweitens, weil in den Archiven gerade einmal sechs Kleinbuchstaben zu finden waren! Alle anderen Glyphen musste ich also erstellen, einschließlich Großbuchstaben, Ziffern, Satzzeichen, Akzent- und Sonderzeichen, etc.”

Alfred Arndt & Celine Hurka

Alfred Arndt war zuerst als Schüler, dann als Dozent am Bauhaus tätig. Für Buchstaben hatte er ein geniales Gespür. Céline aus Karlsruhe, die momentan ihren Bachelor in Grafikdesign an der KABK Den Haag macht, nahm sich die „Alfarn“ Schrift des Bauhaus-Meisters vor: “Als erstes habe ich alle Buchstaben in Glyphen digital zurückverfolgt. Von da an experimentierte ich zunächst mit dem Zerschneiden der Formen, um zu sehen, wie ich mehr Zeichen erzeugen konnte. Danach erst schaute ich mir die Technik von Alfred Arndt an. Unter Berücksichtigung seines architektonischen Hintergrunds habe ich dann einige Regeln erstellt, an denen ich mich entlanghangeln konnte. Ich suchte nach Beispielen aus der Bauhaus- und De-Stijl-Zeit, um mehr über die Konstruktion bestimmter Buchstaben zu erfahren.“

Xanti Schawinsky & Luca Pellegrini

Luca vervollständigte die Schriftentwürfe von Xanti Schawinsky zur Schrift „XANTS“. Der Bauhaus-Künstler war Luca, wie den meisten Menschen, auch vor Hidden Treasures bereits ein Begriff: Maler, Fotograf, Ausstellungs- und Grafikdesigner, Typograph, Performer, Saxofonist, Bühnenbildner – Schawinsky war ein artistisches Multitalent. Luca ist selbst Grafikdesigner und lebt momentan in Lausanne, absolviert dort seinen Master in Type Design an der University of Art and Design Lausanne. „Mein Workflow begann mit der Recherche zum Leben von Xanti Schawinsky, um seinen Standpunkt und seinen Stil zu verstehen. Die größte Herausforderung bei der Wiederbelebung besteht darin, möglichst viel über den Entstehungszeitraum und den Designer zu erfahren, denn das macht die Sache leichter. Zunächst habe ich einige Skizzen von Hand gemacht, um das System und das Raster hinter den Buchstaben zu verstehen. Nach der Digitalisierung habe ich einige kleine Korrekturen vorgenommen, um die Glyphen konsistenter und damit für den zeitgenössischen Gebrauch bedeutsamer zu machen.“

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