Die drei Triebfedern der Digitalisierung
Digitalisierung ist weder Trend, noch Projekt. Es geht allein darum, in der digitalen Wirklichkeit erfolgreich zu sein.
Der Begriff der Digitalisierung ist unscharf und wird von so vielen Interessensgruppen besetzt. Manche reden über Breitband-Internet, andere über Industrie 4.0, oder das Internet der Dinge, die Marketingmenschen über Suchmaschinenwerbung, die Medienleute über den Verlust der Printumsätze.
Alles das sind wichtige Phänomene, aber sie beschreiben die Digitalisierung letztlich nur unzureichend und lenken vom Verständnis und der Ausrichtung auf angemessene Reaktionen ab. Letztlich gibt es drei alles überstrahlende Trends, die die Triebfedern der Digitalisierung darstellen: Künstliche Intelligenz, Plattformökonomie und die Digitale Öffentlichkeit.
Triebfeder 1: Künstliche Intelligenz
Bei künstlicher Intelligenz geht es nicht um Mustererkennung oder ‑vorhersage, es geht nicht darum, Schach- oder Go-Partien zu gewinnen, das Beantworten von Jeopardy-Fragen löst auch keine Business-Probleme. Es dreht sich alles um Automatisierung. Aber nicht die Art der Workflow-Automatisierung, an die wir gewöhnt sind, sondern die Automatisierung ohne die Notwendigkeit zu standardisieren und zu konsolidieren. Bei AI geht es darum, die Produktivität drastisch zu steigern, ohne Skaleneffekte nutzen zu müssen.
Damit ist klar: KI bedeutet das Ende der Ära der Industrialisierung durch Standardisierung.
Von Hans Peter Moravec, einem der frühen Robotik-Wissenschaftlern, haben wir gelernt, dass Roboter vor allem Schwierigkeiten bei der Lösung von Aufgaben haben, über die wir Menschen kaum nachdenken müssen. Anders herum lösen sie andere Aufgaben sehr leicht, die uns Menschen sehr schwerfallen. Moravec begründet seine Erkenntnis aus der Evolution und dem Vorsprung von Milliarden von Jahren menschlicher Entwicklung.
Einfach gefasst heißt das: Menschen verstehen Sprachen, Stimmungen, Gefühle; Menschen sind kreativ und bewegen sich ganz selbstverständlich im täglichen Leben und im dreidimensionalen Raum. Maschinen dagegen können hervorragend rechnen, können massenhaft Daten oder Inhalte analysieren, können wiederkehrende Aufgaben beliebig oft wiederholen, können Informationsquellen mit unendlicher Geduld überwachen und so weiter.
Wenn wir das verstanden haben, wissen wir auch, dass KI uns wunderbar ergänzt.
Innerhalb der KI gibt es aber noch eine bedeutsame Unterscheidung: Allgemeine KI und Funktionale KI.
Allgemeine KI sind auf einem großen, heterogenen Datenpool aufgebaut und nutzen zum Teil zusätzliche Algorithmen oder Regeln, wie z.B. das Regelwerk eines Spiels wie Schach oder Go. Das ist beeindruckend aber in vielen Fällen auch sehr aufwändig und extrem teuer. Viele solcher KI-Projekte scheitern an überzogenen Erwartungen oder hohen Anlaufkosten.
Für die Funktionale KI wird in der Regel ein Algorithmus verwendet, um ein spezielles Problem zu lösen. Um dies zu erreichen, muss der Algorithmus konfiguriert, trainiert und produziert werden, was ebenfalls eine ziemlich lange Anlaufzeit schafft. Adobe Sensei ist ein Beispiel Funktionaler KI. Die Anwendungen sind bereits konfiguriert, trainiert und direkt einsetzbar. In vielen Fällen wissen Anwender nicht einmal, dass sie künstliche Intelligenz einsetzen, sondern nutzen ganz selbstverständlich die Funktion im Rahmen eines Anwendungsprogramms.
Triebfeder 2: Plattformökonomie
Plattformen sind erfolgreich geworden, weil sie relevante Geschäftsmodelle abbilden und Anbietern und Nachfragern von Leistungen einen Mehrwert bringen. Plattformen sind nichts anderes als Marktplätze. Wir können sie vergleichen mit dem Wochenmarkt in der Kreisstadt oder mit Wertpapierhandelsplätzen. Sie vermitteln zwischen den Anbietern und Käufern von Leistungen. Das ist zunächst einmal kein Problem und Grundlage interessanter Geschäftsmodelle – für die Plattformbetreiber und auch für die Marktteilnehmer.
Wir empfinden diese Plattformen als bedrohlich, weil sie in einer globalen, vernetzten Welt die Tendenz haben, zum Monopolisten aufzusteigen: Je mehr diese Marktplätze genutzt werden, desto relevanter werden sie. Und wenn sie relevanter werden, werden sie umso mehr genutzt. Dieser, sich selbst verstärkende Effekt wird durch KI noch zusätzlich gesteigert: Mehr Teilnehmer bedeuten mehr Daten zur Optimierung, so dass sich die Plattformen weiter von den Wettbewerbern absetzen können.
Diese globalen Monopol-Plattformen unterstehen anders als Börsen, Strom- und Gasnetzbetreiber oder Telekommunikationsanbieter keiner Regulierung. Die Marktplatzbetreiber sind gleichzeitig auch Markthändler und sie nutzen diese Doppelrolle immer wieder auch zum Nachteil der anderen Händler aus. Sie bestimmen die Regeln, nach denen alle spielen müssen und sie können die Regeln trotzdem selbst brechen. Und nur die Betreiber dieser Walled Gardens können die Daten nutzen, die alle Marktplatzteilnehmer generieren.
Wenn Plattformen zu geschlossen Ökosystemen mutieren, dann helfen offene Standards, diesem Trend entgegenzusteuern. Adobe, Microsoft und SAP haben die Open Data Initiative gegründet. Sie ermöglicht es Unternehmen, ihre Datensouveränität zurück zu gewinnen.
Warum ist das gerade in der Plattformökonomie so bedeutsam? Plattformbetreiber haben ein sehr großes Interesse daran, die Daten der Marktteilnehmer zum eigenen Vorteil zu nutzen. Sobald diese jedoch selbst Herr über Ihre Daten sind, können sie viel kompetenter ihre eigenen Ziele verfolgen und entwickeln eine Antwort auf mögliche Interessenskonflikte.
Triebfeder 3: Digitale Öffentlichkeit
Kommen wir zur letzten Instanz der Digitalisierung, der Digitalen Öffentlichkeit. In der digitalen Welt ist jeder in der Lage, mit einfachsten Mitteln Informationen zu teilen und global zu kommunizieren. Das heißt zunächst einmal, dass jedes Unternehmen, jede Organisation, jede Behörde, jeder Sportverein digital stattfindet, einfach deshalb, weil Menschen sich austauschen.
Es heißt aber insbesondere, dass die Bedeutung der Produkte immer kleiner wird und an die Stelle der Qualitätsanmutung des Produkts die Wahrnehmung der Kundenerlebnisse tritt: Menschen kaufen Erfahrungen, keine Produkte.
Produkte waren früher die Grundlage der Differenzierung, das ist heute nicht mehr der Fall. Unternehmen müssen nun großartige Erfahrungen ermöglichen, um in einer zunehmend wettbewerbsorientierten Welt zu gewinnen. Um die ständig steigenden Erwartungen der Kunden zu übertreffen, müssen Sie als Unternehmen heute viel aktiver agieren. Sie müssen die Vergangenheit kennen und die Zukunft vorauszusehen – über jedes Gerät, jeden Kanal und jeden Moment hinweg.
Unternehmen, die bereits ein solches Experience Business aufgebaut haben, profitieren nicht nur von einer besseren Geschäftsentwicklung, sie haben auch die zufriedeneren Mitarbeiter. Das zeigt eine globale Studie von Forrester Consulting, die Adobe in Auftrag gegeben hat:
Fazit: Stellen Sie die Weichen für Ihr Experience Business
Technologie und Talent sind die entscheidenen Faktoren auf dem Weg zum Experience Business. Technologie ist der zentrale Enabler in der digitalisierten Welt. Sie hilft zu verstehen, zu lernen und teilzunehmen am digitalen Marktgeschehen. Und trotzdem gilt es auch den anderen Muskel zu trainieren, den zwischen Ihren Ohren, den in den Köpfen ihrer Mitarbeiter und Kollegen. Technologie schafft keine Erlebnisse, Technologie überrascht selten, ist selten relevant oder überzeugend. Das ist und bleibt die Aufgabe von Ihnen.
Und so kommen die drei Themen wieder zusammen, Künstliche Intelligenz und die Menschen, Plattformen und die eigene Kompetenz, und das kompetente Bespielen der Digitalen Öffentlichkeit durch die eigene Kreativität.
In unserem KI-Hub finden Sie außerdem wertvolle Infos und Tools zum Thema KI.