Warum Marken ihre Kundendaten besser in Ordnung halten sollten
Wer auf Netflix seinen Lieblingsfilm sucht, erhält in einem Bruchteil einer Sekunde das passende Ergebnis. Wer einen passionierten Cineasten fragt, ob er ihn in seiner gut sortierten Sammlung hat, bekommt vermutlich eine ähnlich schnelle Antwort. Doch wie ist es bei einem Sammler, der über Jahrzehnte jede VHS-Kassette und DVD gehortet und in unzähligen Regalen und Boxen überall im Haus untergebracht hat? Der wäre mit dieser Frage ziemlich schnell restlos überfordert.
Dieses simple Beispiel aus dem Filmbereich zeigt vor allem eines: Informationen gezielt zu sammeln, ist die eine Sache. Sie planlos anzuhäufen, ist eine andere Geschichte.
Doch genau das haben Firmen über Jahre hinweg mit Kundendaten getan: Getrieben von der vagen Vorstellung, die Kunden besser kennenzulernen, wurden möglichst viele Daten gesammelt – ohne System und Abläufe, wie man die Daten sinnvoll nutzen könnte.
Der Groschen fiel schließlich, als Mitte des Jahres die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU in Kraft trat. Firmen waren nun gezwungen, sich mit der gehorteten Masse an Kundendaten auseinanderzusetzen und bemerkten jetzt erst, wie ineffektiv diese bisher verwaltet wurden.
Eine Studie von Adobe zeigt: 52 Prozent der deutschen Marken können ihre Unmengen an Daten nicht schnell genug verarbeiten. 51 Prozent geben außerdem zu, dass sie ihre Daten nicht zielführend sammeln, strukturieren und integrieren können. Das ist nicht nur schlecht, wenn man ein besseres Gefühl für die eigenen Kunden zu bekommen möchte. Auch die DSGVO-Konformität leidet ganz massiv. Tatsächlich beeinflussen sich beide Bereiche stark gegenseitig.
Unserer Studie zufolge geben knapp die Hälfte (49 Prozent) der Marken an, die DSGVO würde ihre Möglichkeit, personalisierte Kundenerlebnisse zu liefern, einschränken. Dabei ist es entscheidend, die Kontrolle über die Kundendaten zurückzugewinnen. Ermutigende Beispiele gibt es überall in Europa. So sehen wir zunehmend Investitionen in neue Technologien, um das Datenmanagement in den Griff zu bekommen – sowohl zum Zweck der Compliance als auch um das Kundenerlebnis zu verbessern.
Personalisierung und Compliance sind untrennbar miteinander verbunden. Und das ist gut so. Beide basieren auf der vollen Kontrolle der Marken über die Daten sowie der Fähigkeit, diese schnell auswerten zu können – sei es, um ein persönlicheres Kundenerlebnis zu gestalten oder um die Regularien einzuhalten.
Insbesondere die zunehmenden Investitionen in KI zeigen, dass Unternehmen vermehrt den Druck spüren, ihr Datenmanagement schnellstmöglich in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass es sich dabei um eine Aufgabe handelt, die von Hand kaum mehr zu bewältigen ist.
Trotzdem ist die Technologie nur ein Teil der Lösung. Unsere Studie zeigt, dass Firmen zusätzlich in ihre Mitarbeiter investieren. Knapp 70 Prozent der Unternehmen stellen entweder neu ein oder bilden ihre Mitarbeiter weiter, um die vorhandenen Daten bestmöglich nutzen zu können. Dabei geht es auch darum, das Bewusstsein für die Auswirkung des Handelns auf Privatsphäre, Compliance und Kundenerlebnis zu schärfen. Insbesondere technologische und ethische Kompetenzen sollen weiterentwickelt werden.
Wir streben für die Zukunft eine Art „experimentelle Privatsphäre“ an, in der Kundenerlebnis und Privatsphäre Hand in Hand gehen. Unternehmen sehen im Thema Datenschutz zunehmend eine Möglichkeit, sich positiv vom Wettbewerb abzuheben. Statt lediglich einer Verpflichtung nachzukommen, integrieren sie entsprechende Maßnahmen direkt in ihr digitales Angebot. Denn für ein gelungenes Kundenerlebnis ist letztlich entscheidend, dass dem Kunden dieses Erlebnis gefällt. Nicht zuletzt mit Blick auf den kritischen Umgang mit persönlichen Daten hängt das Kundenerlebnis auch davon ab, ob sich der Kunde mit der Datennutzung des Unternehmens wohlfühlt.
Die DSGVO ist also nicht nur für den Kunden-Datenschutz ein wichtiger Meilenstein. Auch Unternehmen haben die Chance, alte Gewohnheiten wie das Anhäufen von Daten sowie ineffiziente Personalisierungsstrategien abzuschütteln.
Mit der DSGVO erkennt die EU an, dass Personen durchaus bereit sind, in der Interaktion mit Marken persönliche Daten preiszugeben – sofern sie das Gefühl haben, die Kontrolle darüber zu behalten. Für Unternehmen besteht wiederum ein berechtigtes Interesse, Daten zu nutzen, um relevante Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse anbieten zu können. Um diese Brücke zu schlagen, ist das Einverständnis des Kunden entscheidend. Experimentelle Privatsphäre ist der Schlüssel, dieses Einverständnis einzuholen und dabei die eigene Zielgruppe einzubinden.
Zukünftig werden sich diejenigen Unternehmen von ihren Wettbewerbern abheben, die Datenschutz von sich aus vorantreiben. Entsprechend bemühen sich viele von ihnen schon heute darum, ihre Daten in den Griff zu bekommen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, Datensilos einzureißen und neue Technologien wie KI zu entdecken. KI managt mehr Daten in größerem Umfang und entwickelt Strategien, die den Kunden an die erste Stelle setzen – ohne die Privatsphäre oder die Qualität des Erlebnisses zu beeinträchtigen.
Lesen Sie im aktuellen Adobe Report „Context is Everthing“, wie Unternehmen in Datenmanagementsysteme und KI investieren, um die Kontrolle über ihre Daten und das digitale Kundenerlebnis zu verbessern. Mehr Wissenswertes zum Einsatz von KI gibt es auch in unserer kostenlosen Masterclass-Serie “AI in Action”, die am 20. November startet.